Abrechnungsbetrug bei Ärzten

Kassieren Ärzte mit erfundenen Diagnosen? 

Stand
Autor/in
Moritz Hartnagel
SWR-Wirtschaftsredakteur Moritz Hartnagel
Moderator/in
Steffi Stronczyk
Steffi Stronczyk
Onlinefassung
SWR1

Sie gehen zum Arzt, fühlen sich nur ein bisschen unwohl und möchten das gerne professionell abklären lassen. Später steht dann in der Akte eine Diagnose, von der Sie noch nie etwas gehört haben.

Und wenn es danach ginge, wären Sie noch kränker, als Sie sich eigentlich fühlen. Wir haben mit Moritz Hartnagel vom SWR Wirtschafts- und Verbrauchermagazin Marktcheck darüber gesprochen, wie einige Ärzte mit erfundenen Diagnosen bei den Krankenkassen abkassieren und wie Sie sich davor schützen können.

SWR1: Ärzte, die Diagnosen erfinden, um mehr Geld von den Krankenkassen abrechnen zu können – das klingt unglaublich. Das können doch höchstens Einzelfälle sein?

Moritz Hartnagel: Nein, das kommt tatsächlich immer wieder vor. Ich habe zum Beispiel mit einer Frau gesprochen, der genau das passiert ist. Sie wollte ihre Berufsunfähigkeitsversicherung wechseln. Und da muss man ja angeben, was man vorher für Krankheiten hatte. Deshalb hat sie dann Einblick in ihre Patientenakte angefordert.

Und dabei kam heraus, dass ihr Hausarzt, bei dem Sie seit 20 Jahren war, immer wieder Dinge in Ihre Patientenakte geschrieben hat, die nicht der Wahrheit entsprechen, unter anderem eine schwere Depression. Das ist natürlich zum einen blöd, weil es nicht stimmt und zum anderen fatal, wenn man eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen will.

SWR1: Wie erfahre ich denn überhaupt, was mein Arzt abrechnet?

Hartnagel: Als gesetzlich Versicherter erfährt man das nur, wenn man Einblick in seine Patientenakte verlangt. Seit ein paar Jahren haben sich die Gesetze geändert, sodass das nun jeder machen kann.

Ich habe als Verbraucher ein Anrecht darauf, zu meinem Arzt zu gehen und zu sagen, ich möchte gerne Einblick in meine Patientenakte. Dann bekomme ich die auch kostenlos.

SWR1: Wie sieht es bei Privatversicherten aus?

Hartnagel: Privatversicherte erfahren das sowieso über ihre Abrechnungen, welche Leistungen der Arzt abgerechnet hat.

SWR1: Wie kann man sich gegen eine solche Falschdiagnose wehren?

Hartnagel: Der erste Schritt ist, zu dem Arzt zu gehen, ihn damit zu konfrontieren und ihn bitten, die Patientenakte zu berichtigen. Wenn der Arzt sich weigert, wäre der zweite Schritt, sich an den Dachverband der Krankenkassen zu wenden. Da gibt es eine Stelle zur Bekämpfung von Fehlverhalten im Gesundheitswesen.

SWR1: Warum machen Ärzte so etwas eigentlich?

Hartnagel: Die Frau, mit der ich gesprochen habe, hat dann tatsächlich ihren Arzt konfrontiert. Der hat dann zu ihr gesagt, wenn sie öfter als einmal im Quartal zu ihm kommt, dann könne er das nicht richtig abrechnen. Deshalb habe er etwas "kreativ" werden müssen, um ihren Besuch abrechnen zu können und hat tatsächlich zugegeben, diese Diagnose erfunden zu haben.

Weitere Informationen

Mehr Informationen zu diesem Thema und einigen mehr gibt es am 21. November um 20:15 Uhr im SWR Fernsehen bei Marktcheck.   

Das Gespräch führte SWR1 Moderatorin Steffi Stronczyk.

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