Kein Wunder also, dass ein solcher Landstrich große Künstler wie Bonnie Tyler, Tom Jones oder Duffy hervorgebracht hat. Und auch walisische Künstler lassen es sich nicht nehmen, ihre Liebe zu ihrer Heimat immer wieder zu betonen. Neben der Kunst ist vielen Walisern übrigens ihre Vorliebe für Lammfleisch gemein, was sich auch im Nationalgericht "Lobscows" niederschlägt.
Erfolg mit kratziger Stimme – Bonnie Tyler
Skewen ist ein walisisches Kohledorf nahe Swansea. Dort ist Gaynor Hopkins groß geworden, besser bekannt unter dem Namen Bonnie Tyler! Ihr großer Hit: "Total Eclipse Of The Heart".
Ursprünglich sollte den Song Meat Loaf singen. Aus verschiedenen Gründen hat das aber nicht geklappt – und war das große Glück für Tyler. Der Song wurde zum Welthit.
Die Swansea University verlieh Bonnie Tyler später den Grad einer Ehrenabsolventin. In der Laudatio betonte die Sängerin ihre große Liebe zu ihrer walisischen Heimat: "Obwohl ich das Glück hatte, durch meine Musik die ganze Welt bereisen zu können, trage ich Wales und Swansea noch immer in meinem Herzen. Ich werde niemals meine Wurzeln vergessen. Immerhin lebe ich in Mumbles, nur einen Steinwurf von der Universität entfernt!"
Absoluter Kultsong 40 Jahre "Total Eclipse of the Heart"
Das war ein Erfolg, von dem Sängerin Bonnie Tyler aus Wales höchstens geträumt hat. Über 9 Millionen Mal hat sich ihr Hit "Total Eclipse of the Heart" verkauft.
Ungewolltes Kratzen
In Tylers Stimme hört man immer diese leichte Heiserkeit. Das hat jedoch keinen natürlichen Grund. Nach einer Stimmband-OP hielt sie sich nicht an die ärztlich verordnete Ruhe. Das Ergebnis hört man seitdem immer dann, wenn Bonnie Tyler zum Mikrofon greift, und ist zu ihrem Markenzeichen geworden.
Der Tiger ist los – Tom Jones
Wie Bonnie Tyler, ist auch Tom Jones in Wales groß geworden, als Kind eines Bergarbeiters. Ebenso wie Tyler, sang er seine ersten Töne im örtlichen Kirchenchor. Später waren seine Songs nicht mehr ganz so fromm: "Sexbomb" wurde 1999 zu seinem großen Hit – übrigens produziert vom deutschen Musiker Mousse T.
Mousse T. zu Gast bei SWR1 Leute
Die Lebensgeschichte von Tom Jones liest sich wie der typische American Dream: vom Staubsaugervertreter und Arbeiter auf dem Bau, wurde er in den 1960ern zum erfolgreichen Sänger und sang zudem 1965 den Titelsong für den James Bond-Film "Thunderball" ("Feuerball").
Besonders gut kam Jones in hautenge Hosen und einem stets zu weit geöffneten Hemd mit Blick auf das üppige Brusthaar beim weiblichen Publikum an. Mit dieser Optik wurde er schnell zum Sexsymbol. Diese Karriere beeindruckte auch das britische Königshaus, das ihn 2005 zum Ritter schlug.
Der walisische Elvis – Shakin' Stevens
Ein weiterer Star aus Wales ist Shakin' Stevens, der 1981 mit "Green Door" seinen ersten großen Hit landet. In Wales wächst Stevens in einer Familie mit 13 Kindern auf, in der viel Musik gehört wird. Vor allem die Songs der 1940er bis 1960er Jahre laufen dort in Dauerrotation.
Das bleibt nicht ohne Folgen und hat abgefärbt: Shakin' Stevens verfolgt vor allem die Musik der 50er weiter – Rockabilly und Rock 'n' Roll. Und das, obwohl diese Musik in der Disco-Zeit der 70er Jahre völlig out war. Aber seine Ausdauer wird belohnt und Anfang der 80er gings dann für "Shaky" richtig rund: überall hyperventilieren weibliche Fans und sein Starschnitt hängt dann an vielen Teenie-Wänden.
Aus alt macht neu – Duffy
Mit der 1960er-Retrowelle schwamm 2008 Sängerin Duffy ganz weit oben in den Charts. Auch sie stammt aus Wales, genauer gesagt aus der ländlichen Region Nefyn im Norden des Landes.
"Mercy" ist der Duffy-Song schlechthin. Von der großen Welt da draußen hat sie als Kind nicht wirklich etwas mitbekommen. Mit sechs Jahren lernte sie in der Schule erst Englisch, vorher sprach sie nur Walisisch.
Für die ersten Plattenaufnahmen nimmt sie viel auf sich: um ins Studio zu kommen, muss sie eine Tagesreise mit zwei Bussen und zwei Zügen unternehmen. Doch die Arbeit lohnt sich: Der Song springt nicht nur in Deutschland auf Platz 1 der Charts und verkauft sich weltweit millionenfach.
Wales kulinarisch
Das walisische Nationalgericht ist Cawl, im Norden von Wales auch Lobscows genannt. Das ist ein deftiger Eintopf aus Lammfleisch und Gemüse der Saison, den es schon seit dem 14. Jahrhundert gibt. Perfekt, um sich aufzuwärmen im Winter oder seine walisische Starstimme zu ölen.