Je wärmer desto Schabe
Bei Temperaturen um die 30 Grad laufen Bernsteinschaben zur Höchstform auf. Denn dann läuft die Vermehrung und Entwicklung der kleinen, harmlosen Krabbler schneller ab. "Durch den Klimawandel gibt es seit einigen Jahren immer mehr Bernsteinschaben in der Region“, sagt Hans Willi Konrad vom Kompetenzzentrum Ökologischer Landbau in Bad Kreuznach.
Bernsteinschabe oder Kakerlake?
Verirrt sich eine Bernsteinschabe in Wohnzimmer oder Küche, ist der Schock zunächst groß. Denn die Bernsteinschabe wird oft mit einer Kakerlake verwechselt. Im Gegensatz zu Kakerlaken übertragen die Bernsteinschaben, die zur Familie der Waldschaben gehören, allerdings keine Krankheiten und rühren auch die Vorräte im Haus nicht an.
"Die klassische deutsche Schabe hat ein Halsschild mit zwei senkrechten grauen Strichen. Die Bernsteinschabe ist hingegen durchgängig hellbraun schimmernd und hat keine Streifen auf dem Nacken. Hinzu kommt, dass Kakerlaken sehr lichtempfindlich sind, während Bernsteinschaben von Licht angezogen werden", so Gartenexperte Hans Willi Konrad.
"Schaben-Vergleich" im Bild
Fenster und Türen zu
Ist ein Kakerlaken-Befall ausgeschlossen, kann man erst einmal beruhigt durchatmen. "Eigentlich muss man bei einem Befall nichts machen, denn die Bernsteinschabe kann in Wohnräumen nicht überleben“, beruhigt der Gartenexperte und rät: "Dann kann man einfach einen Schädlingsbekämpfer rufen, der sichergeht, dass es sich wirklich nur um Bernsteinschaben handelt." Statt in Haus und Garten Giftköder auszulegen, reicht es zur Bekämpfung Fenster und Türen geschlossen zu halten oder Fliegengitter zu montieren. Auch ätherische Öle können die Schaben abschrecken wie zum Beispiel Pfefferminz- oder Nelkenöl.
Der oberirdische Regenwurm
Auslöser für den Befall ist oft der eigene Garten, der der Schabe einen idealen Lebensraum bietet. "Wenn ich vor meinem Haus einen schönen Garten habe, sagt dieses Biotop natürlich auch einer Bernsteinschabe zu", so Hans Willi Konrad. Im Garten solle man die Insekten allerdings auf keinen Fall bekämpfen. "Sie ernähren sich von Pflanzenmasse und helfen bei der Bildung von Humus", führt er weiter aus. Für den Experten ist die Bernsteinschabe wie ein "oberirdischer Regenwurm" und von großem Nutzen im Garten.
Auf der Mauer auf der Lauer
Bernsteinschaben sind nicht die einzigen Insekten, die vom Klimawandel profitieren. Auch Wanzen vermehren sich bei warmen Temperaturen schneller. "Wenn es wärmer ist, machen die Insekten mal ein zwei Generationen mehr und dann kann es in Einzelfällen auch mal zu einem sehr starken Befall kommen", so Gartenexperte Hans Willi Konrad. Trotz allem ist das kein Grund zur Panik, denn die meisten Insekten sind für den Menschen nicht schädlich und kommen einfach vom Garten oder Feld nebenan ins Haus. Hans Willi Konrad sieht das kritisch: "Die Menschen wollen im Naturschutzgebiet leben, aber wehe die Natur kommt zu ihnen.“