Kann man das überhaupt? Kann man einen Brief an den Krebs schreiben? Ein sehr persönlicher Brief an den Krebs von SWR1 Moderatorin Katrin Kleinbrahm
BRIEFE AN DEN KREBS
Kann man das überhaupt? Kann man einen Brief an den Krebs schreiben? Zum Weltkrebstag vier sehr persönliche Briefe aus der SWR1 Redaktion.
Hallo, Krebs. Du Arsch.
Du hast sie hinterrücks überfallen. Hast Dich klammheimlich in meiner Freundin breitgemacht, in ihrer linken Brust, den Lymphknoten. Diagnose am 41. Geburtstag, Glückwunsch. Eine Schlacht um Leben und Tod. Die Angst, zwei kleine Kinder zurücklassen zu müssen. Fast zwei Jahre Kampf, Kotzen und Tränen. Ihre, meine.
Du hast sie gequält.
Ich habe Dich verflucht, nicht nur in den langen Stunden im Krankenhausflur.
Chemo-Therapie. Dann die OP, Brust ab, ein leuchtender Novembertag, auf den wir lange hingelitten hatten. Viel, viel Hoffnung. Der Zusammenbruch nach wenigen Tagen: Du warst immer noch da. Verdammte Scheiße! Verzweiflung. Zweite OP.
Danach warst du weg. Die Angst bleibt. Dass du zurückkommst und dann alles zerstörst. Du hast noch viel zu oft den längeren Atem.
Meine Freundin ist stärker als Du.
Aber weißt du was? Meine Freundin ist stärker als Du. In ein paar Wochen wird sie 44. Sie hat ihr Leben auf links gedreht. Es ist nichts mehr wie zuvor. Aber sie hadert nicht, sie heult nicht. Stattdessen genießt sie ihr Leben. Macht Pläne. Freut sich an so vielen Dingen. Einzelne Momente kann sie wahrnehmen wie nie zuvor. Intensiver. Schärfer. Wie sie selbst sagt: kontrastreicher, bis ins letzte Körnchen. Ich bin wahnsinnig stolz auf sie.
Und deshalb habe ich dir an dieser Stelle nur noch eines zu sagen: Du hast verloren – egal, was kommt.