Yekta Jamali (AC Mutterstadt) hat bereits mehrere Medaillen bei Junioren-Weltmeisterschaften gewonnen und ist für das Geflüchtetenteam bei den Olympischen Spielen in Paris neunte geworden. Noch beeindruckender als ihre Karriere, ist ihre persönliche Geschichte. Bevor sie volljährig war, floh sie aus dem Iran. Für ihre persönliche und sportliche Freiheit war sie bereit, einiges aufs Spiel zu setzen.
Flucht nach Deutschland: "Ich dachte, jetzt muss ich gehen"
Bei den Junioren-Weltmeisterschaften vor zwei Jahren auf der griechischen Insel Kreta trifft die damals 17-jährige Gewichtheberin eine folgenschwere Entscheidung. Während ihre iranischen Aufpasser mit einer anderen Athletin beschäftigt sind, ergreift Yekta die Flucht: "Ich war alleine und dann habe ich gesagt, okay, ich muss jetzt weggehen."
Eine mutige Entscheidung für so eine junge Athletin. Denn in Deutschland konnte sie weder die Sprache, noch wusste sie, was genau auf sie zukommt. "Ich hatte Angst, ich kannte dort niemanden", beschreibt die Iranerin ihre damaligen Gefühle.
Die Abstimmung ist bereits beendet.
Diskriminierung von Sportlerinnen im Iran
Doch Yekta Jamali war sich sicher, dass sie in ihrem Heimatland keine sportliche Zukunft hat. Die Rechte und die Freiheiten der Frauen sind im Iran massiv eingeschränkt. Erst seit wenigen Jahren ist es für Frauen überhaupt erlaubt, Gewichtheben als Leistungssport auszuüben.
Yekta Jamali schildert, wie sie und ihre Trainingskolleginnen immer wieder diskriminiert werden und keine finanzielle Unterstützung erhalten haben. Während die Männer nach Medaillenerfolgen Prämien und finanzielle Förderungen erhalten hatten, ging Yekta Jamali immer leer aus: "Ich hatte mehrere Medaillen gewonnen, ich habe nie etwas bekommen." Auch Arzt- oder Physiotermine wurden ihr meistens verwehrt.
Bundestrainer Almir Velagic: "Yekta ist außergewöhnlich"
Mittlerweile fühlt sich Yekta wohl in Deutschland: Sie geht zur Schule, lernt die deutsche Sprache und hat beim AC Mutterstadt eine neue sportliche Heimat gefunden. Am Bundesstützpunkt in Leimen bei Heidelberg trainiert sie unter Bundestrainer Almir Velagic. Der ist von ihrem Potenzial überzeugt: "Yekta ist außergewöhnlich. Sie hat ein Riesenpotenzial."
Ihr größte Stärke ist laut Bundestrainer Velagic ihre Maximalkraft. Wenn sie in den nächsten Jahren ihre Technik weiter verbessert, seien olympische Medaillen möglich. Ihre größte Schwäche ist laut Yekta selbst ihre fehlende Geduld. Bundestrainer Velagic bestätigt schmunzelnd: "Ich muss sie auch mal einbremsen im Training. Aber dafür bin ich ja da."
Neunter Platz bei Olympia-Debüt
Yekta Jamali erhält kurze Zeit nach ihrer Flucht die Anerkennung vom Internationalen Olympischen Komitee, im Geflüchtetenteam zu starten. Damit wird ihr großer Traum, ein Start bei den Olympischen Spielen in Paris wahr.
Vom Iran über die Pfalz nach Paris Stark und frei: Olympia-Debüt für Yekta Jamali
Für ihre Freiheit als Frau und Sportlerin floh Gewichtheberin Yekta Jamali aus dem Iran. Bei Olympia will die Athletin vom AC Mutterstadt zeigen, "wie stark eine Frau sein kann".
Auf der großen Bühne beweist Yekta Jamali, dass sie über sich hinauswachsen kann. In der 81 kg-Klasse wird sie mit gerade einmal 19 Jahren auf Anhieb neunte. Für Yekta eine besondere Erfahrung: "Ich habe noch nie so viele Zuschauer gesehen. Das war der beste Wettkampf meines Lebens."
Großer Traum: "Freiheit für alle"
Yekta Jamali hat in ihrer bisherigen Karriere bereits bewiesen, dass sie sportlich in einigen Jahren um olympische Medaillen kämpfen könnte. Ihr größter Traum ist aber ein ganz anderer: "Ich wünsche mir Freiheit für alle Menschen. Alle sollen machen dürfen, was sie wollen." Aus ihr sprechen Wut und Trauer aber auch Hoffnung.
Für Yekta Jamali ist der nächste Schritt die deutsche Staatsbürgerschaft. Im kommenden Jahr könnte sie bereits eingebürgert werden. Dann könnte sie bei den nächsten Olympischen Spielen für Deutschland starten.