Die Paralympics finden im Anschluss an die Olympischen Spielen vom 28. August bis zum 8. September in Paris statt. Aus über 180 Nationen treten etwa 4.400 Sportlerinnen und Sportler in 549 verschiedenen Wettbewerben in 22 Sportarten gegeneinander an.
In zehn Sportarten gehen Athletinnen und Athleten aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auf die Jagd nach Medaillen bei den Paralympics 2024 in Paris.
Judo
Nikolai Kornhaß vom 1. Mannheimer JC sammelte bereits Paralympics-Erfahrung. Schon 2016 und 2021 war er dabei - für eine Medaille hat es aber bisher für den sehbehinderten 31-Jährigen noch nicht gereicht. Das möchte er im dritten Anlauf ändern. Er wird in der Gewichtsklasse bis 73 Kilogramm an den Start gehen.
Leichtathletik
Merle Menje vom StTV Singen gilt als DAS deutsche Wunderkind im Para-Sport. Die querschnittsgelähmte 19-Jährige holte im Rennrollstuhl bei den Leichtathletik-Europameisterschaften 2021 zweimal Gold (400 Meter und 5.000 Meter) und zweimal Silber (100 Meter und 800 Meter). Bei ihrer Paralympics-Premiere 2021 verpasste die gebürtige Mainzerin nur ganz knapp eine Medaille. Dieses Jahr konnte sie mit einer Gold- und Silbermedaille bei der WM im japanischen Kobe bereits schon Erfolge feiern.
Mit Markus Rehm aus Göppingen geht auch ein alter Bekannter bei den Paralympics in Paris wieder an den Start. Der einseitig oberschenkelamputierte Prothesenspringer gewann schon 2012 bei den Paralympics Gold. 2016 in Rio (dazu war er Teil der goldenen 4x100-Staffel) und auch 2021 in Tokio holte Rehm den Titel. Der Weltrekordhalter im paralympischen Weitsprung träumt in Paris nicht nur von der nächsten Gold-Medaille: Als Erster will der 36-Jährige über die Neun-Meter-Marke fliegen.
Niko Kappel vom VfB Stuttgart startet in der Klasse F41 und holte schon bei den Paralympics 2016 Gold im Kugelstoßen. In diesem Jahr krönte er sich bereits in Kobe mit einem Wurf auf 14,23 Meter zum zweiten Mal zum Weltmeister.
Auch sein Teamkollege Yannis Fischer ist in Paris dabei. Er wird in der Klasse F40 an den Start gehen. Bei seiner letzten Paralympics-Teilnahme 2021 in Tokio erreichte er den sechsten Platz. Im Kugelstoßen gewann Fischer 2023 mit 11,43 Metern Gold bei den Para-Leichtathletik-Weltmeisterschaften.
Rollstuhlbasketball
Lisa Bergenthal ist eine von vier Athletinnen der Doneck Dolphins Trier (Rheinland-Pfalz), die in Paris um die Medaillen im Rollstuhlbasketball kämpfen. Die 23-Jährige spielt erst seit dieser Saison für Trier in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga der Frauen und studiert in Köln Erziehungswissenschaften. Seit 2021 ist sie Teil der Nationalmannschaft und hat dank ihrer Teilnahmen bei den Paralympics 2021, der EM 2021 und 2023 sowie der WM 2023 schon Erfahrung sammeln können.
Für die erst 21 Jahre alte Svenja Erni sind die Paralympics in Paris die ersten Spiele. Erfahrung in der Nationalmannschaft sammelt sie aber schon seit 2019 bei Europa- und Weltmeisterschaften.
Die erfahrene Rollstuhlbasketballerin und Nationalmannschaftskapitänin Mareike Miller hat im paralympischen Jahr 2024 ihren langjährigen Verein BG Baskets in Hamburg verlassen und spielt mittlerweile auch bei den Dolphins in Trier. Die Spiele in Paris werden bereits ihre vierten nach London 2012, Rio 2016 und Tokio 2021 sein. In Tokio war sie außerdem Fahnenträgerin - gemeinsam mit Radsportler Michael Teuber.
Nathalie Passiwan komplettiert das Trierer Quartett in Paris. Die Berufsschullehrerin war bereits bei der Europameisterschaft 2023 Teil der Nationalmannschaft. Ihr Mann Dirk Passiwan ist auch gleichzeitig der Bundestrainer der erfolgreichen deutschen Rollstuhlbasketballerinnen.
Paralympics | Rollstuhlbasketball Nathalie & Dirk Passiwan: Als Ehepaar zur paralympischen Medaille?
Nathalie Passiwan ist seit sechs Jahren Rollstuhlbasketball-Nationalspielerin, ihr Mann Dirk nun schon drei Jahre Frauen-Bundestrainer. Nun geht es für die Ehepartner zu den Paralympics nach Paris.
Amanda Fanariotis ist auch Teil des Kaders. Nach zahlreichen Bänderrissen, einem Bandscheibenvorfall und zwei Brüchen im linken Handgelenk gab sie ihre Karriere zunächst auf. Doch jetzt feiert sie ihr Comeback im Team der Rollstuhlbasketballerinnen. Dort ist sie momentan die einzige Nationalspielerin aus Baden-Württemberg.
Rollstuhlfechten
An Degen und Säbel geht es in Paris für den 24-jährigen Maurice Schmidt aus Böblingen. Der mit Dysmelie geborene Sportler holte jüngst beim Weltcup in Cardiff und bei der EM 2024 in Paris Bronze. Jetzt kämpft er in der französischen Hauptstadt wieder um eine Medaille - bei seiner zweiten Paralympics-Teilnahme.
Rollstuhlrugby
Seine Premiere bei den Paralympics feiert der Rollstuhlrugby-Spieler Moritz Brückner. Teil der deutschen Nationalmannschaft ist er seit Anfang diesen Jahres. Der 25-Jährige, der für die Donauhaie Illerrieden spielt, hält auch eigene Vorträge über eine Verletzung, die ihn in den Rollstuhl brachte.
Aus Rheinland-Pfalz wurden drei Athleten von der RSG Koblenz für die Nationalmannschaft nominiert. Florian Bongard wird das erste Mal bei den Paralympics antreten. Erfahrung auf internationaler Bühne konnte er bereits bei Europa- und Weltmeisterschaften sammeln.
Auch Michael Volter spielt schon seit einigen Jahren in der deutschen Nationalmannschaft. In Paris ist er ebenfalls das erste Mal bei den Paralympics mit dabei. Ganz neu in der Nationalmannschaft ist Bongards und Volters Teamkollege Maximilian Stolz.
Rudern
Die sportliche Wissenschaftlerin Susanne Lackner (Mannheimer RV Amicitia) gehört schon seit 2007 der deutschen Para-Nationalmannschaft an. Sie rudert im Vierer mit Steuerfrau in der Klasse PR3 - kann also Arme und Beine ohne Einschränkung benutzen.
Sitzvolleyball
In der Sitzvolleyball-Nationalmannschaft starten drei Athleten aus Rheinland-Pfalz. Torben Schiewe (TV Güls) hat bereits zweimal an Weltmeisterschaften und achtmal an Europameisterschaften teilgenommen. Zusätzlich bringt er viel Paralympics-Erfahrung mit in das Team. In London, Rio und Tokio war er dabei und kämpft auch in Paris wieder um eine Medaille.
Auch sein Vereinskollege Heiko Wiesenthal, der ebenfalls in der Nationalmannschaft spielt und in Paris dabei sein wird, hat mehrere Teilnahmen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie Paralympischen Spielen aufzuweisen.
Für Francis Tonleu (BSG Emmelshausen) sind die Paralympics in Paris die zweiten Spiele seiner Karriere. 2021 erreichte er mit der deutschen Mannschaft den sechsten Platz in Tokio.
Sportschießen
Seit 10 Jahren ist Moritz Möbius schon aktiver Sportler. Jetzt darf der Sportschütze aus Gengenbach im Schwarzwald auch bei den Paralympics sein Können zeigen. 2023 belegte der kleinwüchsige Athlet den dritten Platz bei den Weltmeisterschaften, 2024 folgte der siebte Platz bei den Europameisterschaften. Er ist für den SSV Zell am Harmersbach aktiv.
Tischtennis
Der Tischtennisspieler Thomas Brüchle vom TTC Frickenhausen nahm schon an den Paralympics 2012, 2016 und 2021 teil und holte im Team dabei schon dreimal Silber. Außerdem darf der gebürtige Lindauer sich seit 2022 Weltmeister und seit 2023 Europameister nennen. Nur eine Medaille bei den Paralympics fehlt ihm noch - die möchte er sich jetzt in Paris holen.
Seine Teamkollegin Jana Spegel ist ebenfalls in Paris dabei. Die Medizintechnik-Studentin aus Stuttgart belegte bei den Europameisterschaften 2023 den zweiten Platz im Einzel und möchte sich jetzt auf der ganz großen Bühne zeigen.
Triathlon
Vor etwa zehn Jahren kam Elke van Engelen aus Bad Bentheim in Niedersachsen zum Triathlonsport. 2016 musste sie sich nach einer Tumordiagnose den linken Unterschenkel amputieren lassen. Allerdings ließ sie sich davon nicht entmutigen und nahm 2019 erstmals an einer Para-Triathlon-Meisterschaft teil, wo sie direkt in ihrer Startklasse PTS4 gewann.
Danach folgten einige Cup-Siege, der EM-Titel (2019) und ein dritter Platz bei der Weltmeisterschaft 2019. Im Jahr 2021 konnte sie ganz knapp nicht an den Paralympics teilnehmen, da ihre Startklasse nicht vertreten war. Dieses Jahr aber kann sie in Paris in ihrer Startklasse antreten. Aktuell trainiert van Engelen im Ute Mückel Triathlonteam.