Paralympics | Rollstuhlbasketball

Nathalie & Dirk Passiwan: Als Ehepaar zur paralympischen Medaille?

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Autor/in
David Luding

Nathalie Passiwan ist seit sechs Jahren Rollstuhlbasketball-Nationalspielerin, ihr Mann Dirk nun schon drei Jahre Frauen-Bundestrainer. Nun geht es für die Ehepartner zu den Paralympics nach Paris.

"Wir können das gut trennen. Das eine ist Job, das andere ist Privatleben", sagt Dirk Passiwan. Der 47-jährige Trierer ist Bundestrainer des Rollstuhlbasketball-Frauen-Nationalteams, seine Frau Nathalie eine der Athletinnen. "Es ist nicht anders als bei anderen Spielerinnen", sagt Nathalie Passiwan und ergänzt: "Wir schauen, dass wir keinem irgendwie die Chance geben zu sagen: 'Ach schau an, die sind doch verheiratet.'"

Basketball-Liebe und Medaillen-Traum: Die Passiwans auf dem Weg zu den Paralympics

Im Nationalteam führe diese Konstellation bislang nicht zu Unmut. Für die Ehepartner ist die Situation aber auch nicht neu, in der Rollstuhl-Basketball-Bundesliga sind die beiden sogar Mitspieler. Dirk Passiwan ist der Spielertrainer der Dolphins Trier. Die Rollstuhlbasketball-Bundesliga ist eine inklusive Spielklasse: Menschen mit und ohne Behinderung, Frauen und Männer, spielen dort gemeinsam.

Sowohl im Verein, als auch in der Nationalmannschaft sind die beiden Ehepartner nicht mehr wegzudenken, sind wichtige Säulen des Teams. "Sie ist ein absoluter Teamplayer, feuert ihre Mitspielerinnen auch immer an, wenn sie mal auf der Bank sitzt. Außerdem bringt sie viel Basketball-Verstand mit und hat einen sehr guten Wurf", sagt der Bundestrainer über seine Ehefrau.

Nathalie Passiwan: Vom Basketball-Talent zur Paralympics-Teilnehmerin

Viele dieser Fähigkeiten hat Nathalie Passiwan aus ihrer früheren Karriere mitgebracht. Die 34-Jährige spielte zunächst Basketball, galt als großes Talent. Sie durchlief mehrere Nachwuchs-Nationalteams und spielte in der Bundesliga. 2013 brach sie sich jedoch den Knöchel, es folgten Operationen. Einige Nerven mussten durchtrennt werden, ihr Fuß ist seitdem versteift und ohne Gefühl. Basketball auf Leistungsniveau ist heute nur noch im Rollstuhl möglich.

Das ist ein Dilemma gewesen, aber am Ende vielleicht auch mit einem Happy-End.

Zum Rollstuhlbasketball kam die gebürtige Münchenerin eher zufällig. "Ich war damals einfach mit meinem Gipsbein in der Halle und dann wurde ich angesprochen, ob ich nicht Lust hätte mitzuspielen", erzählt Passiwan. Die ehemalige Basketballerin erhielt durch ihre schwere Verletzung die Klassifizierung Minimalbehindert und darf deshalb auch für die Nationalmannschaft spielen. Seit 2018 ist sie im Kader, Paris werden ihre ersten Paralympics. "Für mich ist es jetzt so, dass normales Basketball im Rolli ist und das andere sind die Fußgänger."

Dirk Passiwan: Das Gesicht des deutschen Rollstuhlbasketballs

Ihr Ehemann Dirk Passiwan spielt schon seit mehr als 30 Jahren Rollstuhlbasketball. Sein Vater Ottmar sitzt im Rollstuhl und gründete 1985 den ersten Rollstuhlbasketballverein in Trier. Obwohl er laufen kann, spielte Dirk Passiwan schon als Jugendlicher mit, für ihn wurde der Sport zu seiner großen Leidenschaft. Seit 1995 spielt der Trierer fast ununterbrochen in der Rollstuhlbasketball-Bundesliga, war dort mehr als 20 Mal bester Werfer der Liga.

Nachdem bei Passiwan die Darmkrankheit Morbus Krohn diagnostiziert wurde, erhielt er im Rollstuhlbasketball die Klassifizierung Minimalbehindert und durfte fortan auch für die Nationalmannschaft starten. Seine ersten Einsätze waren 2007, in der Folge nahm er als einer der besten Spieler weltweit an den Paralympics in Peking, London und Rio de Janeiro teil. Paris werden seine insgesamt vierten Spiele, aber die ersten als Trainer.

Paralympics: Mit der ganzen Familie nach Paris

Die Spiele in Paris werden für die Passiwans nicht nur sportlich eine Herausforderung. Die Söhne Nico, ein Jahr alt und Dino, knapp drei Jahre alt, werden auch dabei sein. Vor allem für Nathalie Passiwan ist das nicht einfach, die 34-Jährige möchte aber Vorbild sein: "Man kann auch als Mutter noch Hochleistungssport betreiben, wenn natürlich die ganze Familie dahinter steht."

Unterstützt werden die Ehepartner dabei von den Großeltern. Während sich Dirks Mutter Hilde bei Heimspielen in Trier um die Enkel kümmert, übernimmt das bei Auswährtsfahrten Nathalies Mutter Birgit. Sie wird auch in Paris dabei sein, um ihrer Tochter und dem Schwiegersohn "den Rücken frei zu halten". Neben Oma Birgit und den zwei Söhnen wird außerdem noch Nathalies Vater Andreas mit nach Paris reisen, er ist Teammanager der Nationalmannschaft, schaut, dass es den Spielerinnen an nichts fehlt.

Das Ziel: Eine Medaille in Paris

Die Vorfreude auf die Paralympics ist in der gesamten Familie riesig, aber auch die Ambitionen sind hoch. "Das Ziel ist natürlich eine Medaille mitzunehmen. Wir wissen aber auch wie schwer das ist", sagt Dirk Passiwan. Auf dem Papier gehört die Deutsche Frauen-Rollstuhlbasketball-Nationalmannschaft nicht zu den Favoriten, hat Außenseiterchancen auf eine Medaille. In den vergangenen Jahren gab es innerhalb des Teams einen Umbruch, eine Wiederholung des Gold-Triumphs von London vor zwölf Jahren ist nicht zu erwarten.

Nathalie Passiwan träumt bei ihren ersten Paralympics - Tokio vor drei Jahren verpasste sie wegen ihrer Schwangerschaft - dennoch von einer Medaille: "Wenn es gelingt, wäre es auch die erste Medaille für den Trainer. Also hätten wir dann zweimal die Medaille in der gleichen Farbe zu Hause hängen."

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David Luding