Leichtathletik | Porträt

Mit Baby zu Olympia: Wie Gesa Krause alle Hindernisse meistert

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Autor/in
Marcel Fehr
Marcel Fehr auf der CMT

Leistungssport und Familie zu vereinbaren hat Gesa Krause bisher gut gemeistert, denn Olympia 2024 in Paris ist für die 32-jährige Triererin ein Familien-Unternehmen.

Am letzten Hindernis war Gesa Felicitas Krause hängen geblieben. Ein blutendes rechtes Knie mit einem Eisbeutel war das Resultat. Dennoch hat sich die 32-Jährige von Silvesterlauf Trier souverän für das Olympia-Finale über 3.000 Meter Hindernis qualifiziert. "So einen schnellen Vorlauf habe ich noch nie in meiner sportlichen Karriere bewältigt", sagte sie. Die Sache mit dem Knie nervt, "aber mir geht es gut und ich denke, das kann ich in zwei Tagen so in den Griff kriegen, dass alles wieder okay ist".

Im Finale am Dienstag (21:10 Uhr im Ersten) kann sich die Vize-Europameisterin den großen Traum von der lang ersehnten Olympia-Medaille womöglich erfüllen. In London 2012 war sie Siebte, 2016 in Rio Sechste und 2021 in Tokio Fünfte. In Paris 2024 soll es mindestens Platz drei werden. Der Erfolg ist möglich, weil Olympia für Gesa Krause 15 Monate nach der Geburt ihrer Tochter ein Familien-Unternehmen ist: "Ich bin so unendlich glücklich und dankbar, meine Familie hier in Paris im Stadion dabei zu haben", schrieb sie am Montag auf Instagram.

Die Grundlagen für die Erfolge hat sie um die Jahreswende gelegt: Obwohl es im Profi-Leistungssport kaum Unterstützung für Familienpläne gibt, reiste die Europameisterin mit Tochter Lola ins Höhentrainingslager nach Kenia, um die Grundlagen für die Spiele in Paris zu legen. Ihr großer Traum ist nach wie vor eine olympische Medaille. Ihr Weg dorthin hat sich allerdings verändert.

Gesa Krause nimmt ihr Baby mit ins Höhentrainingslager nach Afrika | SWR Sport

Erstes Trainingslager in Kenia für Tochter Lola

Im Dezember 2023 war Krause bereits zum 23. Mal im Höhentrainingslager in Kenia. Die afrikanischen Staubpisten auf 2.400 Metern über dem Meeresspiegel sind für sie mittlerweile wie eine zweite Heimat. Doch dieses Mal hatte es sich an wie das erste Mal angefühlt. Denn mit Tochter Lola war es eine ganz neue Erfahrung.

Ich habe mir vorgenommen, weiter Sport zu machen und wollte gerne beides verbinden. Das ist eine ganz andere Herausforderung, weil immer für Betreuung der kleinen Maus gesorgt sein muss.

Der Spagat zwischen Sport und Familie ist ein Kraftakt. Um den zu meistern, hatte Gesa Krause ihren Partner Robert Blumentritt mit ins Trainingslager genommen. Die beiden jonglieren in ihrem Alltag mit dem Beruf, der Kinderbetreuung und den Trainingseinheiten. Auch das Trainingsumfeld und die Hotelmitarbeiterinnen packen manchmal mit an.

Gesa Krause Mutter
Gesa Krause mit ihrer Tochter Lola im Trainingslager in Kenia.

Belohnt und motiviert werden sie mit dem Lächeln ihrer Tochter, erzählt Krause im Interview mit SWR Sport. Ihre Begeisterung und das Funkeln in ihren Augen, wenn sie über ihre Tochter spricht, ist kaum zu übersehen.

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Keine Unterstützung vom Verband

Gesa Krause ist bei der finanziellen Zusatzbelastung und der Betreuung ihrer Tochter als Leistungssportlerin auf sich allein gestellt. Vom Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) oder dem Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) bekommt sie dabei keine Unterstützung.

Dank ihrer bisherigen Erfolge und einer hohen Reichweite in den sozialen Medien hat die Profisportlerin Rückhalt durch gute Sponsorenverträge. Dadurch kann sie die finanzielle Last stemmen. Dank ihres privaten Umfelds schafft sie es auch, die Betreuung zu sichern. Sie ist dankbar für ihre Situation, denkt dabei aber auch an andere Sportlerinnen.

Für viele junge Mütter, die noch keine Erfolge vorzuweisen haben, ist das ein Grund, den Kinderwunsch erstmal auszuschließen, weil die Angst, Sponsoren zu verlieren oder aus dem Kader zu fliegen, sehr groß ist.

"Habe selbst entschieden, was gut für mich ist"

Das Geld und die Betreuung sind nicht die einzigen Hürden, die die Hindernisläuferin überqueren muss. Wie man während und nach der Schwangerschaft richtig trainiert, auch da hatte sie keine Unterstützung vom Verband. Gesa Krause musste sich selbst helfen, sich informieren und ihren eigenen Weg finden. Für sie war es eine Mischung aus Eigeninitiative und Rat von Sportlerinnen und Ärzten, aber am Ende "habe ich immer selbst entschieden, was für mich und meinen Körper gut ist".

Auch für Tochter Lola stand im Höhentrainingslager viel Bewegung auf dem Programm. Das Energiebündel scheint ihrer Mutter in nichts nachzustehen: Krabbeln, Klettern und am Laufband bereits die Joggingbewegungen von der Mutter nachahmen. "Wir haben ein sehr lebendiges Baby, sie kommt ganz nach ihren Eltern. Sie lernt unheimlich schnell", erklärte Gesa Krause. Immer wieder krabbelte ihre Tochter während des Interviews davon. Schnell holt die Läuferin sie wieder ein und braucht für die Frage, wie sie Lola in einem Wort beschreiben würde, keine Sekunde zum Überlegen: "Aktiv".

Großer Traum: Olympia-Medaille

Seitdem ist ein halbes Jahr vergangenen. Die Olympia-Norm hat Gesa Krause beim Diamond-League-Meeting in Shanghai geknackt. Nach der erfolgreichen Leichtathletik-EM in Rom will sie ihre Karriere mit einer Olympia-Medaille krönen: "Dieser Traum schlummert in mir und ich werde dafür kämpfen."

Der Weg vom Kreißsaal auf die ganz große Bühne war war lang, doch nun ist sie wieder da: Olympia, Paris, Stade de France, Finale. 3.000 Meter muss sie noch laufen. Zwischen ihr und ihrem großen Traum sind nur noch 28 Hindernisse und 7 Wassergräben. Dann kann sie mit Töchterchen Lola, Partner Robert und dem gesamten Tross zu feiern. Denn Olympia ist für Gesa Krause in diesem Jahr ein Familien-Unternehmen.

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