Nach der Schlusssirene tobten die 9.000 Fans in der Mannheimer Arena verbal im Chor. Unten auf der Platte stürmten die Löwen aufeinander zu, jubelten und herzten sich, wagten ein erstes Saison-Tänzchen. Und mitten drin der kräftige Zwei-Meter-Mann Sebastian Heymann: "Sehr viel besser hätte man sich das nicht vorstellen können", freute sich der Neuzugang der Rhein-Neckar Löwen im Gespräch mit SWR Sport über den mehr als gelungenen Auftakt in die neue Saison, "tolle Kulisse, Heimsieg gegen den THW Kiel, von Anfang an ein super Spiel auf allen Positionen, super Tempospiel. Wir sind sehr glücklich."
Besser als Sebastian Heymann, 26, hätte man den emotionalen Handballabend nicht zusammenfassen können. Nach der in allen Belangen misslungenen letzten Saison zeigten die Rhein-Neckar Löwen ungeahnte Comeback-Qualitäten. Ganz nach dem Motto: Hurra, wir leben noch!
Der Ex-Göppinger traf gleich sechsmal für die Löwen
Und der frühere Göppinger hatte am Triumph über den Rekordmeister Kiel großen Anteil, erzielte selbst sechs blitzsaubere Tore und fügte sich schnell ins Spiel seines neuen Teams ein: "Ich bin froh jetzt hier zu sein", so Heymann nach seinem Wechsel innerhalb Baden-Württembergs von Frisch Auf zu den Rhein-Neckar Löwen, "ich habe die ersten Tage und Wochen sehr genossen, bin sehr gut aufgenommen worden, Mit mir wurde viel gesprochen, damit ich mich hier sehr gut einfinde und das hat auch schon sehr gut geklappt".
Nationalspieler Sebastian Heymann sozusagen der "Königstransfer" der Mannheimer in diesem Sommer, könnte mit seiner Wucht und Körperlichkeit vorne und hinten und seiner unglaublichen Wurfkraft in der Tat zu einer ganz wichtigen Verstärkung werden. Für ihn selbst ist der Wechsel in die Kurpfalz-Metropole noch einmal wie ein Neuanfang nach acht Jahren in Göppingen mit vielen Höhen und dem Sprung ins Nationalteam. Aber auch bitteren Rückschlägen wie den beiden Kreuzbandrissen im Knie mit jeweils langer Reha.
Ivan Martinovic mit zehn Treffern bester Löwen-Schütze
Wie überhaupt sich die neuen "Rückraum-Shooter" auf den Halbpositionen neben Spielmacher Juri Knorr gleich bestens ins Szene setzten: Ivan Martinovic stellte mit seinen zehn Toren sogar noch Heymanns Trefferquote in den Schatten. Der Kroate, von der MT Melsungen gekommen, verlieh dem Löwen-Rückraum in Sachen Torgefährlichkeit auch ganz neue Qualitäten.
Bei den Kurpfälzern standen mit Neuzugang Heymann, Juri Knorr, Jannik Kohlbacher und Torhüter David Späth gleich vier olympische Silbermedaillengewinner von Paris auf dem Spielfeld und bildeten das Rückgrat des kampfstarken Teams. Vor allem Späth zeigte mit insgesamt 17 Paraden in den entscheidenden Phasen starke Reflexe, stach seinen Gegenüber, Kiels Star-Neuzugang und Bundesliga-Rückkehrer Andreas Wolff, letztlich aus: "Die Torhüter waren ein extremer Faktor für uns mit entscheidend", bilanzierte Sebastian Heymann, "auch wenn Andi auch ein gutes Spiel gemacht und mehrere freie Bälle von uns weggenommen hat."
Heymann: "Wollen zeigen, dass wir geil sind auf Siege"
Wie gegen Kiel darf`s jetzt bitteschön gerne weitergehen, hofft der gebürtige Heilbronner Sebastian Heymann: "Das erste Spiel ist immer schwer, weil keiner weiß, wo man steht. Aber wir wissen, was uns stark macht." Am Ende, so der Handballer, "ist das Duell gegen Kiel ein Spiel wie jedes andere auch". Heißt also: Den Auftakt-Triumph über Schwergewicht Kiel, in der vergangenen Saison auch seit vielen Jahren erstmals titellos und nur Vierter in der Bundesliga, bloß nicht überbewerten.
Und dennoch hat die Rhein-Neckar Löwen der Ehrgeiz gepackt: "Wir waren zuletzt nur Zwölfter, dieses Jahr wollen wir besser dastehen und unseren Zuschauern zeigen, dass die Löwen kämpfen und geil sind auf Siege. Und das haben wir gleich gezeigt." Auch das hätte der neue Zwei-Meter-Mann nicht besser formulieren können.