Fasten im Fußball

Leistungssport und Ramadan: Das erwartet Freiburgs Fußballerinnen Memeti und Kayikci im Fastenmonat

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Autor/in
Kira Rutkowski

Am 2. April beginnt der Fastenmonat Ramadan. Was das für Leistungssportlerinnen bedeutet, erzählen die Fußballerinnen Ereleta Memeti und Hasret Kayikci vom SC Freiburg.

Wir treffen Ereleta Memeti und Hasret Kayikci vor dem Training im Dreisamstadion in Freiburg. Bei 18 Grad und bewölktem Himmel machen sie einen entspannten und fröhlichen Eindruck. Sie freuen sich auf den bevorstehenden Fastenmonat Ramadan. Dabei essen und trinken sie tagsüber nichts - auch nicht während der Trainingseinheiten. "Klar, es ist ein bisschen anstrengend, aber es ist ein richtig schöner Monat", blickt Hasret Kayikci, Freiburgs Kapitänin, voraus.

Was bedeutet der Ramadan für die Fußballerinnen?

"Ramadan ist bei uns im Islam der Monat, in dem uns der Koran offenbart wurde durch den Propheten Mohammed. Und der Monat ist einer der wichtigsten bei uns", erklärt Ereleta Memeti. Die 22-Jährige hat kosovarische Wurzeln und spielt seit 2020 beim SC Freiburg. Hasret Kayikci ist schon seit 2011 im Breisgau und ergänzt: "Der erste Tag ist ein bisschen schwer, weil man sich so ein bisschen umstellen muss." In diesem Jahr, erzählt sie, falle es ihr aber vermutlich noch leichter, vor allem auf Getränke zu verzichten, weil es kühler ist. "Es gab natürlich auch Zeiten, wo es über 30 Grad waren und dann ist es schon auch schwierig, nichts zu trinken. Aber ich hatte nie das Gefühl, dass ich es nicht schaffe."

Trainer und Mannschaft stehen hinter ihnen

Aber wie kommt ihr Fasten im Team an? Hasret Kayikci meint, wenn es niemand im Team wüsste, würde es wahrscheinlich gar nicht auffallen. Aber klar ist für sie auch, dass der Fastenmonat einfach zu ihrer Religion gehört und deshalb auch kein Geheimnis sein soll. Der Trainer und das Team wissen Bescheid, dass Kayikci und Memeti tagsüber dann eben nichts essen und trinken. Sie seien ja trotzdem "ganz normale Spielerinnen" und es wurde ihnen auch noch nie vorgeworfen, dass eine schlechte Leistung den Ramadan als Ursache haben könnte, so die 30-jährige Kayikci. Dennoch sei es bei sehr heißen Wetter für den Trainer einfacher einzuordnen, wenn "eine Spielerin hinten raus dann nicht mehr die Kraft für den letzten Sprint hat." Auch die anderen Fußballspielerinnen unterstützen die beiden im Fastenmonat. Denn abends, wenn sie nach Sonnenuntergang wieder essen und trinken, dann laden die anderen Spielerinnen sie auch mal zum Essen ein.

"Kannst du überhaupt spielen?"

Außerhalb der Mannschaft nimmt Hasret Kayikci aber auch Unverständnis wahr: "Viele urteilen darüber. Wenn ich jetzt sage, ich spiele in der Bundesliga und faste, dann geht es schon darum, kannst du überhaupt spielen?" Ihre Antwort dann: "Ich finde, man schafft es immer." Das sei eine Willenssache und dadurch, dass es Teil ihres Glaubens ist, schaffe sie das. Es gebe ja auch Menschen, denen gehe es viel schlechter und "Menschen, die müssen viel härter arbeiten als wir. Und die schaffen es auch. Und dann denke ich mir, warum soll ich es nicht machen?"

Beide Sportlerinnen reden grundsätzlich aber gerne über das Thema Ramadan und erklären, was sie da tun. Auch wenn sie manche Fragen schon oft gehört haben. Zum Beispiel, ob sie wirklich kein Wasser trinken dürfen: "Es ist schon witzig. Also es macht doch Spaß, die Fragen zu beantworten." Schließlich interessieren sie sich auch für christliche Feste wie Ostern oder Weihnachten, obwohl sie sie selbst nicht feiern.

Demut und Dankbarkeit durch den Ramadan

Dass die beiden trotz Leistungssport das Fasten tagsüber durchhalten, steht für Ereleta Memeti außer Frage: "Wir glauben an Allah, und ich glaube daran, dass er mir die Energie gibt, dass ich den Tag aushalte, dass ich fasten kann - vor allem neben dem Leistungssport." Zumal es für sie eine freie Entscheidung ist zu fasten, während andere Menschen Hunger und Durst leiden müssen. Deshalb denke sie dann oft, jetzt nur noch die paar Stunden auszuhalten, das schaffe ich schon. Auch Hasret Kayikci spürt am Ende eines Tages oder gar am Ende des ganzen Fastenmonats Demut und Dankbarkeit. Ihre Mutter habe immer gesagt, nichts zu essen, nichts zu trinken, so gehe es den armen Kindern und Familien immer: "Wir können ja abends so viel essen und trinken, wie wir wollen." Ereleta Memeti stimmt dem zu, außerdem sei die Wertschätzung für das Essen dann viel größer. Und auch das gemeinschaftliche Erlebnis abends beim Essen, sei dann einfach nur toll. Sie freue sich auf die Gesellschaft, sagt Hasret Kayikci: "Wenn du den ganzen Tag gefastet hast, lädst du Leute ein und dann essen alle zusammen. Das ist eigentlich eine coole Sache."

Der Ramadan endet Anfang Mai mit dem Zuckerfest. Im Interview merkt man den beiden Fußballerinnen schon an, dass sie es bis dahin genießen werden zu verzichten - trotz Leistungssport.

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Kira Rutkowski