Den Besuch bei der Tochter in Münster/Westfalen nutzte Winfried Schäfer auch, wie sollte es anders sein, zum Fußballgucken. So stand der einstige Nationaltrainer Kameruns, Thailands und Jamaikas zu Beginn des neuen Jahres am Trainingsplatz von Preußen Münster, sah den Kickern des Zweitligisten beim Aufgalopp in die Rückrunden-Vorbereitung zu und stellte mal wieder fest: Es kribbelt!
Winfried Schäfer: Schäfer: "Ich liebe es, als Trainer zu arbeiten"
Denn, so sagt Schäfer: "Ich liebe es, als Trainer zu arbeiten. Das ist mein Leben." Die Sehnsucht spricht aus jedem seiner Worte.
Zwölf Jahre Coach beim KSC, dann kurzes Intermezzo beim VfB
Am Freitag feiert Winfried "Winnie" Schäfer seinen 75. Geburtstag. Vor knapp 39 Jahren hat er seine Laufbahn als Fußballtrainer begonnen, seitdem stand er nahezu ununterbrochen an der Seitenlinie: Erst zwölf Jahre lang beim Karlsruher SC, dann beim VfB Stuttgart und Tennis Borussia Berlin, später unter anderem beim FC Baku in Aserbaidschan oder bei Muangthong United in Thailand.
Warten auf das nächste Engagement
Seit gut drei Jahren aber wartet der Weltenbummler vergeblich auf das nächste Engagement. Vor einem Jahr scheiterte sein zweites Iran-Abenteuer an einer fehlenden Arbeitserlaubnis. Steht Schäfer sein Alter im Weg? Er sagt: "75 hört sich an wie ein Firmenjubiläum. Aber ich realisiere das gar nicht."
Schäfer strotzt vor Tatkraft. Momentan berät er eine Gruppe von Investoren im internationalen Fußball, erzählt er. Und er schreibt ein Buch. Über seine Zeit als Profi bei Borussia Mönchengladbach, Kickers Offenbach und Karlsruhe, und seine wilde Reise als Trainer, "all die aufregenden und manchmal erschreckenden Momente in Kamerun, Thailand und dem Iran, Jamaika, Katar und den Emiraten".
Vor allem aber treibt ihn um, was auf dem Platz passiert. Der Trend gehe weg vom Ballbesitzfußball, hat Schäfer beobachtet, "zum Glück".
Der KSC sorgt für Glücksgefühle bei Winfried Schäfer
Freude bereitet ihm der KSC, wo er zwischen 1975 und 1977 Spieler sowie von 1986 bis 1998 Trainer war: Die Mannschaft habe "die Qualität, um aufzusteigen", sagt Schäfer über den derzeit Zweiten der 2. Liga.
Der Traum von der WM 2026
In den deutschen Profiligen wird Schäfer wohl nicht mehr arbeiten. Einerlei, denn das Ausland reizt ihn noch immer: "Ein Klub in den USA vielleicht, da lässt sich noch so viel verbessern und die Umstände sind natürlich top." Aber Schäfer denkt auch an Afrika und Nationalteams wie Nigeria. "So eine Mannschaft würde ich gerne nochmal zur WM 2026 in den USA, Kanada und Mexiko bringen."
"Diese Mannschaften brauchen einen Trainer, dem sie vertrauen und der sie zu einem Team bildet. Das war immer meine Stärke", sagte Schäfer im Gespräch mit SWR Sport. "Mal gucken, was passiert. Aber jetzt bin ich wieder heiß drauf."
An potenziellen Zielen mangelt es Schäfer nicht, und auch nicht an Erfahrung. Das sei überhaupt mit die wichtigste Währung im Trainer-Business. Während einer Saison gebe es immer wieder Probleme, die Trainer seines Reifegrades "schon tausend Mal gelöst haben". Ehrlichkeit und Authentizität gegenüber den Profis seien entscheidende Schlüssel zum Erfolg.
Der beste Trainer der Welt ist aus Sicht Schäfers übrigens Carlo Ancelotti von Real Madrid. "Wie er mit den Spielern getanzt hat, nachdem sie die Champions League gewonnen haben, das war traumhaft", denkt Schäfer schwärmend an das Finale im Juni zurück. Ancelotti wird im Sommer 66 Jahre alt. Und damit ist er gerade einmal neuneinhalb Jahre jünger als Winfried Schäfer...