Mo Sankoh bejubelt seinen ersten Treffer für den VfB Stuttgart gegen eine Hohenlohe-Auswahl

Fußball | Bundesliga

Mo Sankoh - Ein Hoffnungsträger für den VfB Stuttgart?

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Johann Schicklinski

Mo Sankoh hat im ersten Testspiel des VfB Stuttgart vor der neuen Saison doppelt getroffen. Hinter dem 19-Jährigen liegt eine lange Leidenszeit. Was ist von dem jungen Stürmer zu erwarten - und was noch nicht?

Der 3:0-Testspielsieg des VfB Stuttgart in Schwäbisch Hall gegen eine Hohenlohe-Auswahl bot nicht viele Erkenntnisse. Nach drei Tagen harten Trainings mühten sich die Profis zwar bei tropischen Temperaturen, doch es wollte nicht viel gelingen. Dementsprechend ordnete Trainer Sebastian Hoeneß die Partie auch ein: "Es war unser erstes Spiel nach bisher drei Einheiten, was man den Jungs auch ansehen konnte."

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Fußball | Vorbereitung VfB Stuttgart müht sich zum Testspielsieg gegen Hohenlohe-Auswahl

Der VfB Stuttgart hat das erste Testspiel der Saisonvorbereitung gewonnen. Gegen eine Auswahl aus Hohenlohe durfte der Bundesligist allerdings erst spät jubeln.

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Dennis Seimen macht auf sich aufmerksam

Zwei durchaus bemerkenswerte Aspekte gab es aus Sicht des Bundesligisten allerdings. Zum einen die starke Leistung des erst 17-jährigen Keepers Dennis Seimen. Der Youngster, der bereits die Winter-Vorbereitung mit den Profis bestreiten durfte und als Riesen-Talent gilt, durfte in den zweiten 45 Minuten ran und bewahrte seine müden Kollegen vor einem Rückstand gegen die Amateur-Kicker. Etwa, als er nach gut einer Stunde gegen Serkan Uygun (Schwäbisch Hall) rettete.

Mo Sankoh schnürt den Doppelpack

Doch vor allem stand Angreifer Mo Sankoh im Fokus. Der 19-jährige Stürmer schnürte einen Doppelpack, traf zum 0:1 (77. Minute) und schließlich zum 0:3-Endstand (84.). Den zweiten Treffer hatte Gil Dias (81.) erzielt.

Jubel wie bei Pflichtspieltoren

Dass die beiden Tore für Sankoh besonders waren, merkte man am Jubel des Stürmers. Nach dem 0:1 ballte er die Fäuste, lief in Richtung der eigenen Fans und gestikulierte in Richtung der Anhänger. Nach den Gratulationen der Mitspieler küsste er sogar den Rasen und bedankte sich bei den klatschenden Zuschauern. Auch nach seinem zweiten Treffer ballte Sankoh die Fäuste und schrie seine Freude heraus.

Jubel, der deutlich machte: Es waren besondere Tore für Sankoh. Eine riesengroße Erleichterung. Denn hinter dem Angreifer liegt eine lange Leidenszeit - und anschließend ein langer Weg, um wieder sein altes Niveau zu erreichen. Ein Weg, der noch nicht abgeschlossen ist - aber auf dem er in Schwäbisch Hall einen weiteren Schritt gemacht hat.

Starker Einstand in der Regionalliga

Rückblende: In der Sommer-Vorbereitung vor der Spielzeit 2021/2022 präsentierte sich der damals erst 17-jährige Sankoh in absoluter Topform. In der Saison zuvor durfte er in der zweiten Mannschaft des VfB Stuttgart in der Regionalliga Südwest debütieren und er zeigte rasch, dass er trotz seiner Jugend zu gut für die vierte Liga ist. 15 Einsätze, neun Tore und drei Assists - so lautete die stolze Bilanz von Sankoh. Der Lohn: Ende April 2021 durfte Sankoh beim Stuttgarter Spiel gegen RB Leipzig erstmals in der Bundesliga ran.

Den damaligen Verantwortlichen beim VfB war klar: Der Niederländer ist für Höheres berufen, er soll die Saison-Vorbereitung mit den Profis machen. Dort agierte er voller Selbstvertrauen, wirkte spritzig, dynamisch und vor Kraft strotzend, beeindruckte mit seinen Tiefenläufen - und er traf in den Testspielen. Sankoh spielte sich damit fest unter die ersten 16 im Kader des damaligen Trainers Pellegrino Matarazzo.

Treffer im Pokal gegen Dynamo Berlin

Der Lohn: Anfang August 2021 setzte der VfB-Coach den Youngster in der ersten Runde des DFB-Pokals beim BFC Dynamo Berlin ein. Sankoh wurde 17 Minuten vor dem Spielende eingewechselt und traf neun Minuten später zum 5:0 für die Schwaben (Endstand 6:0).

Totalschaden im Knie bei Mo Sankoh

Wenige Tage später, beim Saisonauftakt in der Bundesliga, wurde Sankoh wieder eingewechselt. Stuttgart spielte gegen Greuther Fürth und führte bereits 4:0, als der Stürmer das Feld betrat. Es dauerte nur knapp eine Minute, da wurde Sankoh steil geschickt und tauchte alleine vor Fürths damaligem Keeper Sascha Burchert auf. Doch die beiden rauschten ineinander - mit fatalen Folgen für Sankoh. Der damals 17-Jährige erlitt einen Totalschaden im Knie und wurde mit einer Trage vom Platz gebracht.

Damit endete die Story des Höhenflugs von Mo Sankoh abrupt - und es begann die Geschichte einer langen Leidenszeit. Zunächst stand sogar in Frage, ob er jemals wieder professionell Fußball spielen kann. Fast zwölf Monate fiel das Talent aus, danach war er weit weg vom alten Niveau. Für die Profis reichte es beim VfB Stuttgart nach seiner Rückkehr ins Mannschaftstraining nicht, die Verantwortlichen und der Spieler entschieden, dass eine Leihe am meisten Sinn macht, um auf höherem Niveau Spielpraxis zu erlangen. Vor allem aber, um das Vertrauen in den eigenen Körper zurückzugewinnen.

Durchwachsene Bilanz in Arnheim

Es ging zu Vitesse Arnheim in die niederländische Eredivisie, also in seine Heimat. Sankoh bekam Spielpraxis auf hohem Niveau, doch er war noch nicht wieder der Alte. 22 Ligaspiele machte der Stürmer, traf aber nur zwei Mal, dazu kamen zwei Assists. Eine wenig begeisternde Bilanz - aber für Sankoh war die Zeit in Arnheim trotzdem wichtig.

Nun darf er sich in der Vorbereitung wieder beim VfB Stuttgart beweisen - und hat dies bereits zu Beginn eindrucksvoll getan. Die Treffer werden ihm weiteren Auftrieb geben. Auch wenn natürlich die Verantwortlichen und auch Sankoh selbst wissen, wie diese beiden Tore gegen eine bei Hitze am Ende deutlich abbauende Hohenlohe-Auswahl einzuordnen sind.

Wohlgemuth: "Er hat zwei Tore mehr erzielt, als die anderen"

"Für den ersten Auftritt war das absolut okay", sagte Sportdirektor Fabian Wohlgemuth nach der Partie dem "kicker". Das Spiel habe unter "extremen Bedingungen und nach drei harten Trainingseinheiten" stattgefunden. Aber, so Wohlgemuth weiter: "Er hat aber zumindest mal zwei Tore mehr erzielt als die anderen."

Eine Faustregel besagt, dass man nach einer schweren Verletzung so lange braucht, um auf sein altes Niveau zu kommen, wie man ausgefallen ist. Das waren bei Sankoh fast zwölf Monate - und die sind bald rum. Folglich wäre er bald soweit. Sankoh hat jedenfalls eine erste Duftmarke gesetzt - nicht mehr, aber auch nicht weniger. Es wird ihm gut tun auf seinem langen Weg zurück.

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Johann Schicklinski