SSV Ulm vor Zweitligastart

Fußball | 2. Bundesliga

Aus Fehlern gelernt: SSV Ulm bereit für die große Bühne

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Redakteur/in
dpa
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Michi Glang

Die finanziell turbulenten Zeiten sind Geschichte. Nach drei Insolvenzen kehrt der SSV Ulm auf die Zweitliga-Bühne zurück und startet am Sonntag gegen den 1. FC Kaiserslautern in die Saison.

Martin Andermatt kennt das Gefühl, mit dem SSV Ulm erfolgreich zu sein. Vor 25 Jahren stieg er als Nachfolger des heutigen österreichischen Nationaltrainers Ralf Rangnick mit den Spatzen in die Bundesliga auf.

Seitdem ist der Club für Andermatt "eine Herzensangelegenheit" - trotz der Freistellung im September 2000. Auch in der zurückliegenden Aufstiegssaison saß der heutige Nachwuchskoordinator des FC Basel gelegentlich auf der Tribüne und drückte die Daumen.

Auf den SSV Ulm warten große Herausforderungen

Wenn der SSV nach drei Insolvenzen und mehreren Jahren in der Ober- und Regionalliga am Sonntag (13:30 Uhr im Liveticker und Audiostream auf sportschau.de) gegen den 1. FC Kaiserslautern auf die große Zweitliga-Bühne zurückkehrt, wird Andermatt jedoch nicht im Donaustadion weilen. "Dem Verein bin ich aber immer noch sehr verbunden", sagt er der Deutschen Presse-Agentur. "Es wird einiges auf den Club zukommen – besonders Visibilität und Professionalität werden sich verändern", meint er. "Aber wenn das Team als Mannschaft funktioniert, dann kann einiges erreicht werden."

So wie damals, rund um die Jahrtausendwende. Denn Andermatt erkennt Parallelen. "Wir hatten bis zuletzt die Möglichkeit, in der Liga zu bleiben", sagt der 62-Jährige. "Aber es wäre schon ein kleines Wunder gewesen, wenn wir auch tatsächlich in der Liga geblieben wären."

Nach dem Bundesliga-Abstieg folgten finanziell turbulente Zeiten. Der nun zurückgelegte Durchmarsch von der Regionalliga in die 2. Bundesliga sei laut Geschäftsführer Markus Thiele aber kein Wunder. Auch mit dem Begriff "Abenteuer" tut sich der 42-Jährige schwer. "Das ist mir ein bisschen zu hoch gegriffen", sagt er. "Denn wir haben uns das in den vergangenen zwei Jahren erarbeitet und uns weiterentwickelt."

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Donaustadion wird fit gemacht

Das gilt insbesondere für die Spielstätte. Nach dem umjubelten Saisonabschluss wurde das Donaustadion für größere Aufgaben hergerichtet - dazu zählt auch das Erstrunden-Duell im DFB-Pokal gegen den deutschen Rekordmeister FC Bayern München am 16. August. 17.400 Fans finden nun einen Platz. "Wir haben alles umgesetzt, was zum jetzigen Zeitpunkt umgesetzt werden musste", sagt Thiele, schränkt aber ein: "Es sind aber nicht die Riesensprünge möglich. Wir werden schnell an die Kapazitäts- und Entwicklungsgrenze stoßen. Aber wir können das alles gut einordnen."

Schließlich soll es anders ablaufen als damals. Mit den Fehlern der Vergangenheit hat sich Thiele aber ohnehin nicht beschäftigt. Er verfolgt seinen eigenen Weg. "Ich kann die Situation von damals nicht beurteilen, ich habe auch keinen Austausch mit den handelnden Personen von damals gesucht", so Thiele. "Ich kann nur sagen, dass wir kaufmännisch vernünftig an die Sache rangehen. Wir sind ja auch nach dem Aufstieg in die 3. Liga nicht All-in gegangen."

Andermatt: Spatzen müssen ihre Identität beibehalten

Ende der 1990er Jahre sei das finanzielle Umfeld "nicht förderlich" gewesen, sagt Andermatt rückblickend. Nicht nur wegen des Einstiegs des US-Amerikaners Calvin Ford als Investor, der in diesem Frühjahr 3,4 Millionen Euro beisteuerte, haben sich die Vorzeichen geändert. "Das Geld ist da, wird aber nicht in den Kader fließen. Wir wollen uns wirtschaftlich stabilisieren, es wird auch mal eine Delle geben. Aber wir wollen uns langfristig etablieren und so aufstellen, dass wir auch mal zwei Jahre in der 3. Liga überstehen können. Mit diesem Szenario müssen wir uns auch befassen", sagt Thiele.

Der Club-Chef macht einen reflektierten Eindruck. Andermatt gefällt diese Herangehensweise. Er rät den Führungspersonen: "Wichtig ist es, dass sie miteinander sprechen und nicht übereinander. Man vergisst oft die kleinen Dinge, wenn es gut läuft. Ich hoffe, die Spatzen behalten ihre Identität bei."

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