Freiburgs Neuzugang Attila Szalai bei seinem Fehler in der Nachspielzeit des Spiels bei Werder Bremen (1:3)

Fußball | Meinung

Anfeindungen gegen Freiburgs Neuzugang Szalai - ein Abbild unreifen Verhaltens

Stand
Autor/in
Max Wöhr

Neuzugang Attila Szalai erwischte bei seinem Debüt für den SC Freiburg den wohl schlechtesten Einstand, den man sich vorstellen kann. Der Ungar bekam dafür im Netz Häme zu spüren. SWR-Sportredakteur Max Wöhr hat dafür kein Verständnis.

Vorab und zugegeben: Ja, diese Aktion von Attila Szalai war beim ersten Zusehen einfach unfassbar. Es stand 2:1 für Bremen. Dem eingewechselten Ungarn versprang das Leder in der Nachspielzeit nach einem langen Ball aus der Werder-Abwehr und darauf folgte ein viel zu kurzer Rückpass in Richtung des SC-Keepers Noah Atubolu. Der Ball wurde von Bremens Julian Malatini dankbar aufgenommen, der Argentinier wackelte Atubolu aus und traf zum 3:1-Endstand. Szalai haderte im Anschluss sichtlich enttäuscht mit sich selbst.

Freiburg

Fußball | Bundesliga Der SC Freiburg hadert mit der Pleite in Bremen - und fühlt mit Debütant Szalai

Beim SC Freiburg war die Enttäuschung nach der Niederlage beim SV Werder Bremen groß. Besonders unglücklich war Debütant Attila Szalai.

SWR Sport SWR

Einige Kommentare sind voller Ablehnung

Die bittere Szene blieb natürlich auch im Internet und besonders auf dem Freiburger Instagram-Account nicht unkommentiert. Von einigen Usern gab es Zuspruch und aufmunternde Worte, von vielen anderen dagegen die pure Ablehnung: "Szalai hätte auch in Hoffenheim bleiben können" oder "Attila, mach dich raus aus Freiburg" sind nur zwei von vielen Beispielen. 

Das sind nicht die Fans, die diesen Verein so beliebt machen

Ich persönlich bin irritiert darüber, wie nach einem einzigen Spiel mit einem Neuzugang umgegangen wird. Ehrlicherweise muss ich eher sagen, dass ich darüber sehr traurig bin, denn das sind nicht die Fans, die diesen Verein in ganz Deutschland so beliebt machen.

Ist das die Wärme, die Geduld, die Herzlichkeit und vor allem die Freiburger Bescheidenheit, mit der man neuerdings Spieler empfängt? Natürlich darf man sauer sein, wie das Spiel gegen Bremen insgesamt lief. Und ja, man kann entsetzt über die Art und Weise sein, wie die letzten beiden Gegentore gefallen sind. Besonders das 1:3 nach dem Fauxpas von Szalai. Das ging mir nämlich genauso.

Ein Abbild von unreifem Verhalten

Aber was meiner Meinung nach nicht geht, ist, dass man sich direkt aus voller Emotionalität - ohne es eine Sekunde sacken zu lassen - eine fertige Meinung über Szalai gebildet hat, um danach noch gänzlich unreflektiert zu kommentieren, dass der Neuzugang "direkt zurück nach Hoffenheim" soll oder sich aus Freiburg "rausmachen" muss. Ohne die Verfasser der Kommentare zu kennen und zu wissen, wie alt sie sind, sind sie ein Abbild von unreifem Verhalten.

Dazu kommt eine gewisse Boshaftigkeit, denn nach einem Spiel zu urteilen, ist besonders dem neuen Spieler Attila Szalai gegenüber 0,0 fair. Man redet immer von mehr Toleranz, mehr Höflichkeit und Respekt. Aber diese Kommentare (und deren Zuspruch in Form von Likes) sind für mich das genaue Gegenteil.

Szalai braucht Support, kein Nachtreten

Jeder, der solche Worte ins Internet rausposaunt, könnte nur zehn Sekunden versuchen, sich in die Lage des 26-jährigen Ungarn zu versetzen. Denn wer einen Funken Empathie besitzt, kommt schnell auf den Gedanken, dass es Szalai danach mit Sicherheit am schlechtesten ging - und nicht dem wütenden Fan im Internet. Als SC-Anhänger in solch einer Situation noch nachzutreten, wenn der Spieler Support bräuchte, zeugt für mich davon, dass die eigenen Prinzipien und Einstellungen nochmal überdacht werden müssten.

Ich persönlich wünsche Attila Szalai, dass er diese oder ähnliche Kommentare hoffentlich niemals lesen wird und dass ihn das Training mit seiner Mannschaft schnell aus einem möglichen Tief herausbringt. Den Fans, die diese Kommentare verfassen, wünsche ich sehr bald die Erkenntnis, dass sie zu früh geurteilt haben und dass sie dann ihr Verhalten und ihre Impulsivität nochmal überdenken. 

Stand
Autor/in
Max Wöhr