Wenn der Karlsruher SC und Hertha BSC aufeinander treffen, ist das kein Fußball-Duell wie jedes andere. Bereits seit 1976 verbindet die beiden Klubs eine Fan-Freundschaft, die als innig bezeichnet werden kann. Begonnen hatte alles mit einem Zufall: Berliner Anhänger waren damals zum Spiel beim KSC gereist und waren am Bahnhof auf Fans der Badener getroffen. Man kam ins Gespräch, gemeinsam ging es in eine Stammkneipe der Karlsruher. Nach dem Spiel, das 3:0 für Hertha endete, traf man sich wieder. Von Groll keine Spur, stattdessen wurden noch einige Biere geleert, bevor Adressen ausgetauscht und sich verabschiedet wurde. Eine kleine Geschichte, die den Anfang einer der intensivsten Fan-Freundschaften markiert.
Auch am Samstag (26.10.2024) sorgten die Anhänger für eine ganz besondere Atmosphäre. In einer gemeinsamen Choreographie prangte im Karlsruher Block ein "BSC" und auf der gegenüberliegenden Seite ein "KSC". Dazu wurde vom gesamten Stadion die Hertha-Hymne "Nur nach Hause" von Frank Zander geschmettert.
Leistner setzt Zeichen - Maza schießt Hertha in Führung
Auf dem Platz ging es dann aber direkt zur Sache. Schon in der fünften Minute sah Berlins Toni Leistner nach einem Foul an Marvin Wanitzek die Gelbe Karte. Der Innenverteidiger hatte im Vorfeld des Spiels noch betont, dass man beim letzten Auftritt in Karlsruhe (2:3) zu sehr die harmonische Atmosphäre von den Rängen auch auf dem Platz gespürt hat. Ein Zeichen war also gesetzt.
Nur vier Minuten später gingen die Berliner in Führung. Nach feinem Pass von Michael Cuisance ließ Ibrahim Maza dem KSC-Keeper Max Weiß keine Chance. Die Hertha blieb auch danach die strukturiertere Mannschaft, während sich der KSC gegen konsequent verteidigende Gäste in der Offensive schwer tat.
Wanitzek im Pfosten-Pech - Zivzivadze sticht
In der 30. Minute ließ Kapitän Wanitzek dann die große Chance zum Ausgleich aus, als er einen Foulelfmeter (Deyovaisio Zeefuik an Fabian Schleusener) nur an den linken Pfosten setzte. Während von den Rängen "Gute Freunde kann niemand trennen" ertönte, war das Spiel auf dem Platz jetzt ausgeglichen - und intensiv: KSC-Profi Leon Jensen ging mit gestrecktem Bein gegen Michael Karbownik zu Werke und sah die Gelbe Karte.
In der Nachspielzeit des ersten Durchgangs setzte Wanitzek einen Freistoß fast von der Torauslinie an den selben Pfosten, an dem auch sein Strafstoß gelandet war. Wenige Momente später konnte der KSC dann doch noch den Ausgleich bejubeln: Wanitzeks Flanke fand den Kopf von Torjäger Budu Zivzivadze, der Hertha-Keeper Tjark Ernst keine Chance ließ (45.+3 Minute).
Hertha entscheidet das Spiel beim KSC
Die Hertha erwischte auch im zweiten Abschnitt den besseren Start: Zeefuik brachte den Ball nach einer Ecke mit dem Schienbein im KSC-Tor unter (49). Die Gastgeber mussten sich kurz schütteln, um neuen Druck aufzubauen und wurden dann eiskalt erwischt: Florian Niederlechner sorgte für das 1:3 aus KSC-Sicht (58.).
Der Treffer markierte den Schlusspunkt der Begegnung. Sportlich war der Tag für den KSC eine Enttäuschung: erste Niederlage, den Sprung an die Tabellenspitze verpasst. Und doch werden die Karlsruher Fans auch nach diesem Spiel wieder einige Getränke zu sich nehmen - gemeinsam mit den Freunden aus Berlin.