Leandro Barreiro gilt als Wechselkandidat bei Mainz 05

Nach missglücktem Saisonstart

Macht Mainz 05 noch etwas auf dem Transfermarkt?

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Autor/in
Achim Scheu

Es passt noch nicht alles beim 1. FSV Mainz 05 - das hat die Partie bei Union Berlin (1:4) gezeigt. Möglicherweise werden die Rheinhessen noch an der ein oder anderen Stellschraube drehen und auf dem Transfermarkt aktiv werden.

Das 1:4 bei Union Berlin zum Bundesligaauftakt hat gezeigt: Mainz 05 hat noch Luft nach oben. Die in der letzten Saison über weite Strecken so stabile Defensive zeigte in der deutschen Hauptstadt ungewohnte Schwächen. Drei der vier Gegentore fielen nach Flanken der Berliner, in allen drei Situationen waren die Mainzer Abwehrspieler viel zu weit von Kevin Behrens entfernt. Der Union-Stürmer ist zweifelsohne kopfballstark, konnte aber mehr oder weniger unbedrängt die Flanken seiner Mitspieler verwerten und nahezu unbedrängt drei Kopfballtore erzielen.

Der bei den Gegentreffern chancenlose 05-Keeper Robin Zentner fühlte sich von seinen Vorderleuten allein gelassen. "So ziemlich der schlimmste Auftakt, den man sich vorstellen kann", war der Torhüter nach dem Spiel auch entsprechend angefressen.

"Ich habe mich geärgert, dass wir anscheinend nicht bereit waren für das Spiel", fasste Trainer Bo Svensson das Erlebte nach dem Spiel zusammen. Zwei Aussagen, die Bände sprechen.

Fehler in der Innenverteidigung

Durch den Ausfall von Defensivspieler Andreas Hanche-Olsen wurde deutlich, dass die Mainzer in der Dreierkette Probleme bekommen können. Den Ausfall des Norwegers versuchte Svensson nicht etwa mit dem gelernten Abwehrmann Maxim Leitsch zu kompensieren, der saß 90 Minuten nur auf der Bank. Wie schon beim knappen Pokalsieg beim Zweitligisten Elversberg stellte Svensson den wohl stärksten defensiven Mittelfeldspieler im Kader, Dominik Kohr, in die Abwerreihe. Die Folge: Kohr zeigte die ein oder andere Schwäche in der Abwehr, fehlte aber vor allem als Abräumer im Mittelfeld und im Spielaufbau der Mainzer.

Sinnbild der Mainzer Niederlage: Stefan Bell liegt am Boden.
Sinnbild der Mainzer Niederlage: Stefan Bell liegt am Boden.

Nach dem Abgang von Alexander Hack, der mangels Perspektive auf Einsatzzeiten in die zweite saudi-arabische Liga zu Al-Qadsiah wechselte, scheinen die Mainzer derzeit eine Lücke in der Defensive zu haben, sollte wie jetzt mit Hanche-Olsen ein etatmäßiger Defensivmann ausfallen. Leitsch scheint Svensson die Rolle des Ersatzmanns nicht zuzutrauen. Über einen Wechsel im noch offenen Transferfenster des vor einem Jahr aus Bochum gekommenen Innenverteidigers wird weiter spekuliert. Neuzugang Sepp van den Berg scheint immer noch nicht fit genug zu sein, um von Beginn an zu spielen. Bleibt zu hoffen, dass der Niederländer möglichst rasch sein Top-Leistungsniveau erreicht.

Fehlerhafter Spielaufbau

Die Fans der Mainzer haben die Niederlage in den Sozialen Netzwerken sachlich analysiert. Alex Schulz zum Beispiel schreibt: "Was mir fehlt (und das war schon letzte Saison so) ist jemand, der mal eine Idee hat. Am besten mit dem Ball am Boden. Lang und weit auf Karim Onisiwo, der ihn schon irgendwie zurechtstolpert, oder auf Ludovic Ajorque, der ihn prallen lässt, können doch nicht das sein, was wir auf Dauer spielen wollen", schreibt der Abteilungsleiter der Mainzer Fanabteilung bei Facebook. Schon gegen Elversberg, vor allem aber in Berlin, zeigten die Mainzer wenig Kreativität im Spielaufbau. Hoch und weit auf den 1,96 Meter großen Ajorque, der den Ball selten fest machen konnte. Oder aber auf den glücklos rackernden Österreicher Karim Onisiwo - das wirkte meist ein bisschen hilflos. Erfolglos war es auf jeden Fall.

Mainz holt Marco Richter uind Phillipp Mwene

Seit Dienstagnachmittag steht fest: Mainz 05 hat sich die Dienste von Marco Richter gesichert. Der 25-Jährige kommt vom Zweitligisten Hertha BSC und hat bei den 05ern "einen langfristigen Vertrag unterschrieben". Das bestätigten die Mainzer in einer Vereinsmitteilung. Richter hatte die Hertha zu Beginn dieser Saison noch als Kapitän auf den Platz geführt, soll jetzt aber die Offensive der Mainzer verstärken.

Am Mittwoch dann wurde die Rückholaktion von Phillipp Mwene perfekt gemacht. Der Österreicher kickte schon von 2018 bis 2021 in Mainz, ging dann zur PSV Eindhoven in die Niederlande. Der Außenverteidiger soll den Kampf um den Stammplatz hinten links ankurbeln. Diese Position war die einzige im Kader der 05er, die noch nicht doppelt besetzt war. Der Franzose Anthony Caci hatte dort bisher mangels gleichwertiger Alternativen eine Stammplatzgarantie. Mwene ist ohne Frage einer, der den Konkurrenzkampf anheizen wird.

Was macht Leandro Barreiro?

Immer noch nicht abschließend geklärt scheint der Verbleib von Leandro Barreiro. Schon sieben Jahre lang spielt der Luxemburger im 05-Trikot, er ist einer der Vorzeigekicker der Mainzer, der es aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum bis zu Profis schaffte und dort zum Leistungsträger im Mittelfeld reifte. Sein Arbeitspapier in Mainz läuft 2024 aus.

Üblicherweise verkaufen die 05er Spieler vor Vertragsende. Damit bleiben bei Barreiro zwei Optionen: Eine zeitnahe vorzeitige Vertragsverlängerung über 2024 hinaus, bestenfalls verbunden mit einem Bekenntnis des luxemburgischen Nationalspielers zu Mainz 05. Oder aber die Rheinhessen verkaufen Barreiro noch in dieser Transferperiode - oder spätestens im Winter - gewinnbringend. Die englische Premier League soll ein reizvolles Ziel für Barreiro sein. Allerdings bleibt es bisher bei Gerüchten.

Eine Entscheidung wird aber, so oder so, in den nächsten Tagen fallen müssen. Am 1. September schließt das Sommer-Transferfenster.

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Achim Scheu