Alexander Hack wechselt von Mainz 05 nach Saudi-Arabien

Fußball | Meinung

Saudi-Arabien als "El Dorado" des Profifußballs? Das ist scheinheilig!

Stand
Autor/in
Johann Schicklinski

Nun auch noch Alexander Hack: Das Urgestein des 1. FSV Mainz 05 wechselt in die zweite saudi-arabische Liga. Der Verteidiger reiht sich damit in eine illustre Liste ein. Es ist schade, dass das Sportswashing des Öl-Staats zu funktionieren scheint, kommentiert SWR-Sportredakteur Johann Schicklinski.

Alexander Hack wechselt nach Saudi-Arabien zum Zweitligisten Al-Qadsiah. Wie hoch das sportliche Niveau dort ist, ist bislang nicht überliefert, für den Verteidiger dürfte es ein deutlicher Abstieg sein. Dahingegen lohnt es sich mutmaßlich finanziell. Hack tauscht sozusagen sportliche Ambitionen gegen Geld, was ihm nicht zu verdenken ist. Vermutlich dürfte er, wenn er nur lange genug bei Al-Qadsiah spielt, finanziell ausgesorgt haben.

Mainz

Fußball | Bundesliga Alexander Hack nach Saudi-Arabien - gemischte Reaktionen auf den Wechsel

Nach neun Jahren bei Mainz 05 wechselt Alexander Hack nach Saudi-Arabien, in die zweite Liga. Zu seinem neuen Engagement beim Al-Qadsiah FC gibt es geteilte Meinungen, auch bei den Fans.

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"El Dorado" des Profifußballs 2023.

Das Land im Nahen Osten ist das "El Dorado" des Profifußballs 2023. Neymar, Cristiano Ronaldo, Sadio Mane, Karim Benzema, Roberto Firminho, N’golo Kante und viele Spieler mehr zog es in den Wüstenstaat. Dafür gibt es nur einen einzigen Grund: In Saudi-Arabien spielt Geld keine Rolle, dank der sprudelnden Ölquellen ist mehr als genug davon vorhanden. Viele der Topstars, die es in Richtung Saudi-Arabien zieht, werden dort mehr verdienen, als sie je ausgeben können. Die Summen dort sind längst von jeder Realität entkoppelt. Aus Sicht der Spieler mag das legitim sein.

Sportswashing par excellence!

Aus meiner Sicht nicht. Denn ich finde die Wechsel dorthin moralisch verwerflich. Für mich sind die Argumente, mit denen sie gerechtfertigt werden, scheinheilig. Denn die Jubelbilder von Ronaldo, Benzema und Co., die Spieler, die dort inszeniert werden und in die Kameras lachen, oder der mögliche Beginn eines Hypes, der sich bei Social Media bereits manifestiert oder darin äußert, dass sich ein deutscher Sender jüngst die Übertragungsrechte an der saudischen Profiliga gesichert hat, sind genau das, was Saudi-Arabien will. Positive Schlagzeilen, unbezahlbare PR und vor allem redet keiner mehr über die Missstände im Land. Sportswashing par excellence!

Missstände gibt es aber genug: In Saudi-Arabien sind die Menschenrechte weit weniger wert als in westlichen Demokratien. Die Situation der Frauen ist eingeschränkt und rückständig, ihre Rechte entwickeln sich nur schrittweise und oftmals sind diese kleinen Schritte nur ein Feigenblatt. Und schließlich ist es noch nicht einmal fünf Jahre her, dass der Journalist und Regimekritiker Jamal Khashoggi in die saudische Botschaft in Istanbul gelotst wurde. Dort wurde er gefoltert, getötet und zerstückelt. Die internationalen Sanktionen dafür waren nicht der Rede wert. 

Scheinheiliger Hype

Das alles auszublenden, ist für mich schlicht nicht möglich. Und ich hoffe, dass es noch mehr Leuten so geht. Für mich ist der Hype um die Stars in Saudi-Arabien deshalb scheinheilig. Auch die Schattenseiten gehören zum vollständigen Bild. Ich würde mir wünschen, dass diese auch in der öffentlichen Wahrnehmung, vor allem aber in der öffentlichen Debatte, eine gewichtige Rolle spielen. Oder dass ein Spieler sagt, er könne es nicht mit seinem Gewissen vereinbaren, dorthin zu wechseln.

"Brot und Spiele" - so hieß im alten Rom das Motto, unter dem das Volk von Missständen abgelenkt werden sollte. Mir scheint, dass das auch das Motto für das saudi-arabische Vorgehen ist, das somit zum Sportswashing wird. Und das kann nicht sein. Ich hoffe, dass unsere Gesellschaft 2023 im Vergleich zum alten Rom weiter ist.

Stand
Autor/in
Johann Schicklinski

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