SWR Sport: Herr Anfang, gestern ein 0:0 beim Tabellenletzten. Haben die Regensburger ihrer Mannschaft mit ihrer sehr defensiven Strategie den Zahn gezogen?
Markus Anfang: Nein, das sehe ich jetzt nicht so. Und auch Tabellenplätze sind für mich jetzt nicht so entscheidend. Man muss einfach jedes Spiel dementsprechend angehen. Wir haben auch gegen Hertha BSC und gegen den HSV hier gespielt, Teams die hier aufsteigen wollen. Und wir haben auch dementsprechend abgeliefert. Also daran sollten wir uns nicht orientieren. Dass sie sehr kompakt und tief stehen, das kenne ich von Regensburg schon im letzten Jahr, als ich noch in Dresden Trainer war. Also das ist jetzt nichts Besonderes.
Aber wir haben uns schwer getan, viele Strafraumszenen zu kreieren. Wir hatten welche. Also man vergisst, dass wir auch den Pfostenschuss hatten und die 100-prozentige in der ersten Halbzeit von Ragnar (Ache, Anm. d. Red.). Dass wir über Mause nochmal eine Großchance hatten. Also es war jetzt nicht so, dass wir keine Torchance hatten. Der Gegner hatte eine. Und wir hätten aber aus den Möglichkeiten oder aus den Chancen vielleicht das Tor machen müssen. Wenn wir direkt in der ersten Minute die Situation von Ragnar reinmachen, dann geht der Plan vom Gegner nicht auf, kompakt und tief zu stehen. Aber dass es bekanntlich schwer ist, gegen tiefstehende Gegner zu spielen, ich glaube das weiß man im Fußball.
SWR Sport: Sie hatten sehr viel Ballbesitz, 78 Prozent zwischenzeitlich. Was ist aus Ihrer Sicht wichtig für die Mannschaft, um eben auch mehr Torchancen zu verwerten?
Markus Anfang: Ja, es ist jetzt gerade so dieser Switch. Wir haben in den Spielen vorher gesagt, dass Ballbesitz auch ein Defensiv-Thema ist. Insofern, dass der Gegner den Ball nicht hat und du damit natürlich auch ein Stück Defensivarbeit betreibst. Klingt blöd, ist aber so. Wenn du die Möglichkeit hast, den Ball laufen zu lassen und der Gegner nochmal gegen den Ball arbeitet, hat er auch nicht mehr diese Power und Kraft, nach vorne zu spielen. Jetzt war es umgekehrt. Jetzt hast du viel Ballbesitz gehabt. Und da ist es natürlich auch so: Ballbesitz sollte dann auch vorbereitend sein, Chancen zu kreieren. Und wir haben halt diesen Moment, wo wir den Ball vorne reinspielen, ein paar Mal verpasst. Sonst hätten wir viel, viel mehr Torchancen kreieren können.
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Der FC Kaiserslautern hat auch gegen Tabellenschlusslicht Jahn Regensburg keinen Sieg einfahren können. Aus den letzten vier Spielen konnten der FCK nur zwei Punkte mitnehmen.
SWR Sport: Im Moment stehen Sie genau in der Mitte der Tabelle. Die Saison ist noch jung. Wo sehen Sie als Trainer die Mannschaft in Ihrem Entwicklungsstand?
Markus Anfang: Wenn man die Spiele Revue passieren lässt, ist es vielleicht okay, dass wir das Spiel in Hannover verloren haben, wobei wir das Spiel nach dem Stand von 1:1 ja eigentlich durch ein Eigentor verlieren. Das Spiel müssen wir nicht zwangsläufig verlieren. Man kann darüber diskutieren, ob du in Münster gewinnen oder nicht gewinnen musst. Ich finde aber, wir hätten entweder gegen Hertha oder den HSV drei Punkte holen müssen. Das ist mein Gefühl. Wir hätten auch in Regensburg trotz alledem drei Punkte mitnehmen müssen. Ich glaube, was die Punkteausbeute betrifft, sind wir nicht gut genug weggekommen, da hätten wir mehr Punkte holen können.
Was den Prozess betrifft, bin ich im Grunde genommen zufrieden, weil wir gezeigt haben, dass wir gegen Mannschaften wie den HSV oder Hertha BSC mithalten können und auch gute Spiele machen können. Ich finde, unsere Spiele zu Hause waren alle sehr leidenschaftlich und mit viel Power und Elan. Und das brauchen wir auch. Und in den Spielen waren wir auch in der Lage, sie für uns zu entscheiden. Deswegen ist das grundsätzlich in Ordnung. Die Punkteausbeute, die war jetzt nicht optimal. Wenn sie optimal läuft, dann holst du wahrscheinlich fünf, sechs Punkte mehr.
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SWR Sport: Heute ein wunderschöner Tag hier am Betzenberg. Man spricht ja auch von einem "goldenen Herbst". Was spricht dafür, dass es auch für Kaiserslautern einer werden kann? Was sagt so Ihr Gefühl, wie werden die nächsten Wochen?
Markus Anfang: Es wird natürlich nicht leicht in der Liga, muss man ehrlicherweise sagen. Wir brauchen da auch Geduld. Ich weiß, dass viele das nicht hören wollen. Sie wollen Ergebnisse. Das ist auch vollkommen in Ordnung, sonst wären sie auch nicht so eng verbunden mit dem FCK und so leidenschaftliche Fans. Aber wir brauchen einfach diese Zeit. Und einer der Faktoren, die mich positiv stimmen, ist, dass wir jetzt zu Null gespielt haben, das ist auch nicht selbstverständlich. Das muss man auch mit rein nehmen. Wir haben jetzt zwei von den sieben Spielen zu Null gestaltet. Das sollte uns häufiger gelingen. Ich glaube, dann sind wir auch in der Lage, jetzt im Herbst noch viele Punkte zu holen.
SWR Sport: In der Liga spielen ja noch Köln, Berlin, Schalke, HSV, Düsseldorf, Kaiserslautern - so viele Traditionsvereine. Ist es wirklich die schwierigste zweite Liga aller Zeiten?
Markus Anfang: (lacht) Ich bin schon ein paar Jahre in der zweiten Liga unterwegs, irgendwie habe ich das jedes Jahr gehört, dass die zweite Liga wahnsinnig schwer ist. Aber es stimmt, es sind sehr viele Traditionsvereine in der zweiten Liga. Viele beschreiben die Liga auch teilweise als interessanter, als das ein oder andere Bundesligaspiel. Ich finde auch, dass sie sehr interessant und sehr ausgeglichen ist. Das sieht man jetzt auch: Jeder kann jeden schlagen. Wenn du siehst, dass Schalke hinten raus in Münster das Spiel gedreht hat, ist alles möglich in der Liga. Das macht sie wahrscheinlich auch so interessant.