Fußball | Meinung

Der 1. FC Heidenheim hat mehr als nur den Klassenerhalt geschafft

Stand
Autor/in
Günther Schroth

Der 1. FC Heidenheim hatte in seinem ersten Bundesligajahr nie etwas mit dem Abstiegskampf zu tun. Am 34. Spieltag krönte der FCH seine Saison und darf von Europa träumen. SWR-Reporter Günther Schroth hat immer an das Team von der Ostalb geglaubt.

Ganz ehrlich: Ich wusste es schon vorher. Es gibt ja Gelegenheiten, da ist falsche Bescheidenheit unangebracht. In meinem Fall betrifft das den 1. FC Heidenheim. Deswegen in aller Unbescheidenheit: Dass Heidenheim diese erste Saison in der Bundesliga überstehen wird, war mir klar.

Heidenheim ist klein, der Fußball dort ist trotzdem groß

Das liegt jetzt nicht an einer prophetischen Gabe. Das liegt ganz einfach daran, dass ich die Heidenheimer seit vielen Jahren kenne und übertragen habe. Schon in der 2. Liga, wo Heidenheim trotz bescheidener Mittel ohne Mühe mithalten konnte mit Schalke oder mit dem HSV. Die "Big City Hertha" stieg ab, als Heidenheim aufstieg. Heidenheim ist klein, der Fußball dort ist trotzdem groß. Fußball ist nicht immer nur eine Frage der Finanzen, nicht immer schießt das Geld die Tore.

Der Schlossberg als Faktor

Manchmal macht das auch Tim Kleindienst. Eigentlich macht er es sogar ziemlich oft - und zwar seit seiner Rückkehr aus Gent. Dorthin war er gewechselt, als durchaus erfolgreicher Zweitliga-Stürmer. Und wurde dort nicht glücklich. Nach einem halben Jahr kehrte er zurück auf den höchsten Berg der Bundesliga, auf den Schlossberg. Der hat was, was den Fußballern in den klimatisch verwöhnteren Flusstälern nicht unbedingt gefällt: der nächste Flughafen ist Stunden entfernt, man fährt lange nach Heidenheim und im Winter ist dort noch richtig Winter. Kurz: Es ist richtig eklig und unangenehm, in dieser kleinen Fußballkiste anzutreten. Für die Gegner. Für die Heidenheimer ist es Heimat.

Frank Schmidt - der Heidenheimer Erfolgsgarant

Und dann ist da der Mann, dem diese Fussballheimat alles zu verdanken hat. Der gebürtige Heidenheimer Frank Schmidt. Der Mann, der für mich irgendwann Augenhöhe mit Christian Streich erreichen wird.  Der Mann, der in seiner Geburtsstadt zum Bundesligatrainer heranwuchs, der dort jeden Strauch und jeden Baum und vor allem jeden seiner Spieler in- und auswendig kennt.

Ein Spielerverbesserer, einer, der Talente sieht und das Optimale für sie herausholt. Ein kluger Menschenversteher, für den sich die Spieler alle Beine ausreißen - zuletzt beim famosen 4:1, mit dem sie den arrivierten 1. FC Köln dahin beförderten, wo sie selbst nicht mehr hingehören: in die 2. Bundesliga.

Jetzt aber kommt auch für Frank Schmidt das komplizierte zweite Jahr. Ich bleibe dennoch weiterhin zuversichtlich. Denn die Heidenheimer haben für die nächste Saison schon längst wieder neue Talente eingekauft. Und wenn’s trotzdem nicht klappen sollte? Die Freiburger sind mit Christian Streich ja auch einmal abgestiegen. Und dann einfach wieder aufgestiegen. Frank Schmidt kann das alles auch.

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Günther Schroth