Altes Fachwerkhaus in 20.000 Stunden selbst saniert

Stand
Autor/in
Sarah Wilk
Sarah Wilk
Ein Film von
Lars Reuther (Kamera)
Paul Heydecke (Ton)
Florian Daferner (Schnitt)

Für gerade mal 7.000 Euro kaufte Jan Pauly vor acht Jahren ein fast verfallenes Fachwerkhaus in Zell an der Mosel. In rund 20.000 Arbeitsstunden hat er das Haus in ein Schmuckstück verwandelt. Das denkmalgeschützte Fachwerkhaus stammt von 1545. Mit viel Lehm, Liebe und Leidenschaft hat Jan Pauly das Haus fast in vollständiger Eigenregie saniert – über alle Gewerkgrenzen hinweg.

Jan Pauly ist eigentlich Kulturmanager. Nach 12 Jahren im Ruhrgebiet zieht es ihn zurück in die Heimat nach Zell an der Mosel. Mit dem Fachwerkhaus verbindet er viele Kindheitserinnerungen und schnell ist klar: Hier will er künftig leben. Das Haus steht als eines von zwei historischen Häusern im Zeller Ortsteil Spay. Jan gibt ihm den Namen „Haus in Spay“.

Rund 500 Jahre altes denkmalgeschütztes Fachwerkhaus

Damals ahnt er noch nicht, welches Mammutprojekt da vor ihm liegt. „Hätte ich gewusst, in welchem Zustand dieses Haus ist und was da alles auf mich zukommt, hätte ich das nicht gekauft“, sagt Jan heute mit einem Augenzwinkern. Umso mehr erfüllt es ihn mit Stolz und Ehrfurcht, was er erschaffen hat. Das Haus habe ihn zu einer Art „Handwerkskünstler“ gemacht, so Jan. Denn um den ursprünglichen Charakter des Hauses zu bewahren, hat er nur traditionelle Handwerkstechniken angewandt, die er sich alle selbst beigebracht hat.

Traditionelles Handwerk und natürliche Baumaterialien aus der Region

Dabei kamen ausschließlich natürliche Materialen aus der Region zum Einsatz: Lehm, Kalk, Sand, Stroh und Holz. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Da wären die Dielenböden aus Marone im Wohnbereich oder die Vollholz-Küche aus Esche und Eiche. Genauso wie der Stucco Veneziano im Gästehaus oder der marokkanische Tadelakt im Bad. Beides spezielle Glanzputztechniken, die dem Hausbesitzer einiges an Kraft und Ausdauer abverlangt haben. „Du musst bereit sein, ständig Fehler zu machen. Nur so wirst du ein guter Handwerker“. Alle Arbeitsschritte hat Jan feinsäuberlich protokolliert, jede Farbe, jeder Putz wurde bis ins Detail experimentiert. Inzwischen verfügt Jan sogar über ein eigenes Rezeptebuch mit Lehmrezepten.

Energieeffizient und ökologisch saniert in 20.000 Arbeitsstunden

Doch nicht nur Optik und Ästhetik sind für Jan in seinem 100 Quadratmeter großen Wohnhaus wichtig. Auch das Thema Nachhaltigkeit. Im gesamten Haus hat er modernste Technik verbaut. Eine Wandflächenheizung angetrieben durch eine Wärmepumpe sorgt für ein angenehmes Raumklima und für energieeffizientes Heizen. Das Ganze wird durch eine sehr gründliche Dämmung mit ökologischen Holzfaserdämmplatten unterstützt. Die Wärmepumpe wird zusätzlich von einer Photovoltaik-Anlage auf dem Werkstattdach gespeist.

Um sein liebevoll gestaltetes Heim in Schuss zu halten, setzt Jan auf einen Mix aus Tradition und Moderne. So putzt er seine Oberflächen ausschließlich mit Olivenölseife und pflegt die Dielenböden mit pflanzlichem Carnaubawachs. Fürs größere Reinemachen greift er gern auf einen Zentralstaubsauger zurück. Dafür hat er ein Rohrsystem durch die Wände des gesamten Hauses verlegt. Der leistungsstarke Sauger steht im Keller.

Was Jan bisher in sein Haus investiert hat, verrät er nicht. Nur so viel: Durch die Verwendung von Naturmaterialen und den hohen Anteil an Eigenleistung, seien die Kosten im Vergleich zur Größe des Hauses moderat geblieben.

Schnäppchenhaus wird Traumhaus

Die letzte große Investition war die Restaurierung der Fassade im Sommer 2022. Auffällig sind hier die Original-Putze, die das ebenmäßige Bild aus gelbem Stein und braunen Eichenbalken unterbrechen. Was aussieht wie ein herausgebrochenes Stück Wand dient den Vögeln zum Kalksammeln. Auch das ist für Jan ökologisch und nachhaltig und ganz bewusst so gestaltet.

Das „Haus in Spay“ ist für Jan auch eine Investition in seinen Heimatort. Regelmäßig lädt er seine Freunde und Nachbarn zu privaten Hauskonzerten ein. Dort wo sich vor mehreren hundert Jahren das Leben am Feuer abspielte, in der Flurküche, treten heute Bands auf. Künftig soll auch sein Gästehaus mit Sauna ein Ort des Austausches und der Begegnung werden. Es entsteht eine neue Dorfkultur rund um ein historisches Erbe.

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