Ata aus Stuttgart ist ein queerer Muslim. Mit seiner Muslimischen Allianz Deutschland setzt er sich für Sichtbarkeit und Akzeptanz in beiden Communitys ein.
Gesellschaftliche Wahrnehmung: Wie werden queere Muslime gesehen?
„Ich identifiziere mich als queer und muslimisch“, sagt Ata. Er erfahre Rassismus wegen seines Glaubens in der Gesellschaft und auch in der queeren Community. Der 32-Jährige ergänzt, er erlebe aber auch Queerfeindlichkeit in muslimischen Communitys: „Egal in welcher Community – ich öffne mich aus Selbstschutz ganz oft nicht. Es geht nicht immer darum, dass man befürchtet, angegriffen zu werden. Aber es gibt auch verbale Attacken, Ausgrenzungen und den emotionalen Stress – den will man auch nicht.“
Eine Sache ist Ata dabei wichtig zu betonen: „Für mich ist es immer ganz wichtig zu sagen, dass es manche queeren und manche muslimischen Communitys sind und nicht alle, weil ich nicht pauschalisieren möchte. Nicht alle queeren Personen sind antimuslimisch, und nicht alle Muslime sind queerfeindlich – das ist stigmatisierend, pauschalisierend und falsch, wie man sieht. Ich bin muslimisch und nicht queerfeindlich.“
Stimmen queerer Muslime
Ata kämpft für Sichtbarkeit und Akzeptanz: „Ich habe einen Freund, der Morddrohungen bekommen hat – es gibt nicht viele, die offen leben. Ich habe eine queer-muslimische Initiative geschaffen. Dort finden wir uns zusammen und bilden eine Community.“ Ata plant, die Initiative bald mit Gleichgesinnten in einen Verein umzuwandeln. „Ich denke, das ist ermutigend für andere queer-muslimische Personen zu sehen, dass das geht und dass es okay ist. Repräsentation führt dazu, dass man sich wohler fühlt.“
Für Ata gehöre zu seiner Identität auch seine Religion: „Und das lasse ich mir auf gar keinen Fall von jemandem wegnehmen. Meine Religion bedeutet Nächstenliebe für mich, anderen zu helfen. Sie gibt mir auch Stärke und sorgt auch dafür, dass ich gute Sachen mache.“
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