Ein Projekt für Frauen und Männer
Zusammen mit Lise aus Pforzheim hat Kim „The Sirens Collective” gegründet. Auf der dazu gelaunchten Website können Menschen ihre Erfahrungen mit sexueller Belästigung veröffentlichen, auch anonym. Kim erklärt: „Das ist kein Projekt nur für Frauen. Ich wünsche mir, dass auch Männer laut sind.“
Verzicht auf Sex
Bisher sind fast 4000 sexuelle Übergriffe auf ihrer Homepage eingegangen. Die beiden wollen damit zeigen, wie häufig es dazu kommt. Denn Kim meint: „Man wundert sich gar nicht mehr, wenn man wieder ungefragt ein Dickpic geschickt bekommt. Das ist schon so normal geworden. Aber es sollte nicht normal werden.” Einige wüssten auch gar nicht, dass das, was passiert, ein Übergriff ist. „Man hat mit Männern Sex, die gar nicht wissen, wie man Sex hat. Ich habe ein Bild dafür: Frauen sind der Supermarkt, Männer gehen in den Supermarkt und holen sich, was sie brauchen. Nachdem mir das bewusst wurde, habe ich aufgehört, Sex zu haben.”
Auch wenn sich Kim durch ihr Projekt viel mit sexueller Belästigung beschäftigt, glaubt sie, dass sie selbst in der Situation eines Übergriffs überfordert ist. „Man ist in dem Moment im Schock. Da fällt es mir noch schwer, etwas zu sagen. Aber wenn ich Übergriffe beobachte, kann ich gut etwas sagen. Ich habe letztens einen Mann richtig doll angeschrien.”
1 Jahr Arbeit für „The Sirens Collective”
Seit fast einem Jahr arbeiten Kim und Lise an ihrem Projekt. „Ich bin ganz schön stolz auf uns, dass wir das hinbekommen haben”, sagt die Stuttgarterin. Auch die Rückmeldungen sind positiv. „Viele schreiben uns: ‚Danke, dass es das gibt. Mich hat das empowert, mir das von der Seele schreiben zu können.‘ Was mich aber schockt: Dass viele schreiben, dass sie das noch nie erzählt hatten. Das Projekt zeigt: Ich bin nicht allein. Und es ist nicht meine Schuld, dass ich belästigt wurde. Und ich hoffe, das löst es auch bei den anderen Leuten aus. Und unser großes Ziel ist es auch, dass es kein Tabu mehr ist, über sexuelle Belästigung zu sprechen.”
Außerdem sei ein Ziel den Grundsatz im Sexualstrafrecht zu ändern. „Von ‚Nein heißt nein.‘ in ‚Ja heißt Ja‘. Da gibt es schon eine Petition, die wollen wir nochmal aufwärmen.” Außerdem wollen sie eine oder mehrere Ausstellungen und Performances aus dem Projekt machen. In Hamburg sei schon etwas in der Mache.