Türkisch und lesbisch – wenn man über die eigene Liebe aufklären muss

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AUTOR/IN
Melis Yesilkaya
Fabian Janssen
Fabian Janssen
Porträt: Junge türkischstämmige Frau mit Mütze und gelbem Regenmantel
Gönül Trautmann hatte als Tochter ehemaliger türkischer Gastarbeiter kein leichtes Coming-out.

„Die Beziehung zu meiner Mama nach meinem Coming-out war sehr schwierig.“

Die 37-jährige Mainzerin Gönül (Günnie) Trautmann ist die Tochter ehemaliger türkischer Gastarbeiter. „Sie waren die erste Generation Türken in Deutschland. Davor haben sie in einem Dorf gewohnt und hatten null Berührungspunkte zu Homosexualität oder auch Sexualität generell.“

Coming Out in einer türkischen Familie

Deshalb stieß Günnies Coming-out bei ihrer Familie auf Widerstände. „Ich vergleiche das mit einem Kampf tatsächlich. Gegen alte Denkmuster und Strukturen. Ich musste erstmal das Thema platzieren. Ich musste mir auch Einiges anhören. Und meine ganze Familie immer wieder in eine Richtung lenken: ‚Das ist ein normaler Weg, macht euch keine Sorgen.‘“

Aber sie hatte Verständnis für die Lage der Familie. „Das stelle ich mir schon schwierig vor für jemanden, der noch keine Berührungspunkte hatte. Deshalb finde ich, wenn man ein Coming-out macht, ist man auch in der Verantwortung, diesen Prozess mitzuführen. Aufklären, aber auch Zeit zu geben. Wenn du jemandem erst beigebracht hast, dass es Homosexualität gibt, dann muss man auch mal die Zeit geben, damit ‚klarzukommen‘.“

Akzeptanz in der Familie

Ihre Eltern hatten andere Vorstellungen für das Leben ihrer Tochter. Das Leben einer heterosexuellen türkischen Frau im konservativen Sinne: „Dass ich quasi einen Mann heirate, ein Kind kriege und dann glücklich werde. Da gibt’s keinen anderen Weg, das ist ja deren Vorstellung.“

Inzwischen ist Günnie glücklich verheiratet – mit ihrer langjährigen Partnerin Stefanie. Nach und nach haben sich ihre Eltern an die Situation gewöhnt. „Meine Mama und ich haben eine sehr gute Beziehung zueinander, im Moment. Es gab sehr schwierige Zeiten, die wir gemeinsam überwunden haben. So sind wir auf ein Niveau gekommen: ‚Du bist meine Mutter, ich liebe dich. Ich bin deine Tochter, du liebst mich.‘ Und das alles ist cool. Ich bin stolz auf meine ganze Familie, dass die mich letztendlich so angenommen haben wie ich bin.“

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