Viele Frauen nutzen mittlerweile Zyklus-Apps: Die Periode wird in einem digitalen Kalender festgehalten und kann somit über einen langen Zeitraum hinweg gut beobachtet werden. Zusätzlich versorgen manche Apps Nutzerinnen mit Tabellen sowie Statistiken und berechnen den Beginn des nächsten Zyklus.
Aktivistinnen in den USA rufen jetzt dazu auf, Zyklus-Apps von Handys zu löschen, weil in den gespeicherten Daten Informationen zu Schwangerschaften stecken. Das könnte in Zukunft zu einer Strafverfolgung führen.
Verkauf sensibler Zyklus-App-Daten ist ein lukratives Geschäft
Was viele Frauen nicht wissen: Gerade die sensiblen Daten von Perioden-Apps lassen sich gut zu Geld machen. Schon 2018 sagten Analysten dem "Guardian", in dem boomenden Geschäft steckten bis zum Jahr 2025 mindestens 50-Milliarden-Dollar drin.
Dass die Zyklus-Daten verkauft werden, ist ein offenes Geheimnis, so hat die Zyklus-App "Flo" – nach Infos der New York Times - 2016 bis 2019 intime Daten an Facebook und Google weitergegeben. Bisher waren die Zyklustracker vor allem für die Werbung sehr interessant.
In der EU gibt es strengere Datenschutzbestimmungen
Anders als in der EU ist das grenzenlose Datensammeln und Zusammenführen in den USA nicht verboten und wird auch nicht überwacht. Viele Userinnen wissen gar nicht, dass Apps auf ihrem Handy auch Standortdaten sammeln und das Datenpaket dann an Dritte verkaufen.
Das Tech-Magazin Motherboard berichtet, dass es bis vor kurzem möglich war, bei dem Datenhändler Safegraph Daten von Smartphone-Nutzerinnen zu kaufen, die die Organisation „Planned Parenthood“ aufgesucht haben. Diese gemeinnützige Organisation berät zu Abtreibungen und führt sie auch durch. Die Daten von Safegraph zeigen genau, wie lange eine Frau bei Plannes Parenthood war und wie oft.
Auch Suche im Internet hinterlässt Spuren
Aber das Löschen der Zyklus-Tracking-Apps reicht sicherlich nicht aus, um seine Spuren zu verwischen, wenn man eine in Zukunft möglicherweise illegale Abtreibung plant. Schon heute ist es möglich, Schwangerschaften nur durch Internetsuchen zu identifizieren- und den betreffenden Frauen dann Anzeigen für Babykleidung auszuspielen, bevor diese ihre Schwangerschaft überhaupt öffentlich gemacht hatten.
Algorithmen erleichtern die Verwertung der Daten
Wer bereit ist, dafür zu zahlen, kann diese Daten der Werbewirtschaft bekommen. Aus denen kann geschlossen werden, welche Frau schwanger ist und mit Sicherheit auch, welche nicht mehr schwanger ist. Dieser Algorithmus, der Standortdaten, Suchbegriffe und zurückliegendes Verhalten kombiniert, kann natürlich auch eingesetzt werden, um in Zukunft strafbare Handlungen wie Abtreibungen herauszufiltern.
In den USA haben Aktivistinnen nun den Digital Defense Fund gegründet – eine Organisation die darüber informiert, wie man eine Abtreibung planen kann, ohne viele Spuren im Internet zu hinterlassen.