Soziale Beziehungen machen glücklich. Doch nicht jeder soziale Kontakt bleibt erhalten. Warum es vielen so schwer fällt, sich bei Freunden zu melden, wenn der Kontakt eingeschlafen ist, zeigt eine Studie einer kanadischen und einer britischen Forscherin.
Angst vor Ablehnung
Menschen haben Angst davor, abgelehnt zu werden. Das haben viele Probanden als Grund genannt, sich nicht bei alten Freunden zu melden. Außerdem spielt das schlechte Gewissen eine Rolle, das entsteht, weil man sich schon so lange nicht gemeldet hat. Dann ist es zwar kontraproduktiv, sich noch immer nicht zu melden, aber durch die Verzögerung steigt die Schwelle, dann doch Kontakt aufzunehmen.
Angst vor dem Fremden
Viele haben außerdem das Gefühl, sie würden sich bei einem Fremden melden. Das ist ein weiterer Grund für das Nicht-Melden, den die Forscherinnen nennen. Hat man sich zum Beispiel seit der Schulzeit nicht mehr gesehen, dann muss man davon ausgehen, dass sich die Person in der Zwischenzeit geändert hat.
Genauso wie viele Menschen nicht einfach auf Fremde zugehen und sie ansprechen, finden es viele auch nicht einfach, sich bei Freunden zu melden, von denen sie glauben, sie könnten jetzt ganz anders sein.
"Die Anderen würden sich schon melden"
Ein weiterer Grund, der in der Studie genannt wird, ist, dass viele Menschen davon ausgehen, dass andere Menschen viel eher bereit sind, sich bei alten Freunden zu melden als sie selbst. Dann gehen sie auch davon aus, dass sich die Freunde schon bei ihnen melden würden, wenn sie wollen würden.
Muster durchbrechen ist nicht leicht
Es ist nicht einfach, diese Denkmuster zu durchbrechen. Die Forscherinnen haben verschiedenes probiert: Zum Beispiel haben sie den Teilnehmenden gesagt, dass es sehr gesund ist, Freunde zu haben, und dass Freundschaften sehr wichtig sind, um ein glückliches Leben zu führen.
Dann haben sie die Probanden aufgefordert, sich bei den alten Freunden zu melden. Das hat nicht wirklich viel gebracht. Auch nicht, wenn sie davon ausgegangen sind, dass sich die andere Person darüber freuen würde.
So fällt es leichter, alte Freunde zu kontaktieren
Es zeigte sich aber durchaus ein Effekt, wenn die Probanden die Situation trainierten. Das heißt, sie haben erst bestehenden Freunden eine Nachricht geschrieben. Und bei den Leuten, die es trainiert haben, hat es dann im zweiten Schritt nochmal zu mehr Erfolg geführt, wenn sie wussten, dass es ihnen gut tun würde und sich die andere Person auch freuen wird. So konnte die Rate derer, die sich bei alten Freunden melden von etwa einem Drittel auf gut die Hälfte gesteigert werden.
Denkbar ist auch, dass man ein solches "Anschreib-Training" mit einem Chatbot durchführen könnte, wie Chat-GPT oder Google Gemini. Diesen Bots kann man das erwünschte Verhalten vorschreiben – zum Beispiel, wie ein alter Freund zu reagieren, mit dem man seit 20 Jahren keinen Kontakt mehr hatte.
Sich melden ist immer besser
Die Autorinnen der Studie weisen darauf hin, dass sie nur eingeschlafene Freundschaften untersucht haben, nicht solche, die im Streit auseinander gegangen sind. Das heißt nicht, dass man sich in solchen Fällen nicht auch wieder melden kann und so eine Freundschaft auch wieder zusammenwächst, aber das hat die Studie nicht untersucht.
Auch wenn die Freundschaft einfach auseinander gewachsen ist, besteht natürlich ein Risiko, dass die andere Person keinen möchte.
Alte Kontakte aufleben lassen lohnt sich
Aber in der Regel freuen sich Menschen, wenn sich alte Freunde bei ihnen melden. Es lohnt sich vor allem deswegen, es zu probieren, weil es immer schwieriger wird neue Freundschaften zu schließen. Forschende sagen, es braucht ungefähr 200 Stunden Kontakt, um eine Freundschaft zu schließen. Ab einer gewissen Lebensphase ist das nicht mehr so einfach – alleine aus Zeitgründen.
Deshalb lohnt es sich, auch auf alte Freundschaften zurückzugreifen. Denn Freundschaften sind wichtig für ein glückliches und gesundes Leben.