Eigentlich war dieser Schritt zu erwarten: Der Coronaimpfstoff von Biontech wurde zuerst bei Erwachsenen getestet. Da er sich hier bislang als sicher und wirksam erwiesen hat, arbeitete man sich in den Studien bei den Altersgruppen immer weiter runter. Erst die Jugendlichen, dann die Schulkinder, bis hin zu den Kleinkindern und Babys. Dass Biontech/Pfizer in den USA die Zulassung für Kinder ab sechs Monaten beantragt, ist also an sich nicht überraschend.
Vielleicht dritte Impfung zur Grundimmunisierung notwendig
Doch der Zeitpunkt ist durchaus bemerkenswert. Denn erst vor kurzem hatten Biontech und Pfizer bekanntgegeben, dass sie ihre Studie für die Kleinkindimpfung erweitern müssen – die untersuchten Kinder sollen eine dritte Dosis für die Grundimmunisierung erhalten.
Während die Unter-Zweijährigen, ähnlich wie die bisher untersuchten Altersgruppen, nach zwei Impfdosen eine gute Immunreaktion zeigten, war die Immunantwort bei Kleinkindern zwischen zwei und vier Jahren nicht sehr stark. Bei ihnen ist also fraglich, ob zwei Impfungen reichen, um sie zumindest zeitweise vor einer Corona-Infektion oder wenigstens der Erkrankung zu schützen.
Schlechtere medizinische Grundversorgung und mehr Kinder mit Vorerkrankungen in den USA
Doch trotz der eigentlich enttäuschenden Ergebnisse bei Kleinkindern, wurde jetzt die Zulassung für die Impfung mit zwei Dosen beantragt. Denn die US-Behörden haben es eilig. Die Omikron-Welle ist in den USA massiv. Betroffen sind davon natürlich auch viele Kleinkinder, für die es bisher noch keinen Impfstoff gibt.
Dazu kommt: In den USA erkranken Kinder deutlich häufiger schwer an Covid als in Deutschland – die Gründe hierfür sind vielfältig. Eine Ursache dafür könnte sein, dass in den USA für viele der Zugang zu medizinischer Versorgung schlechter ist als hierzulande. Außerdem haben Kinder dort öfter bestimmte Vorerkrankungen oder sind stark übergewichtig, so dass ihr Risiko für einen schwereren Covid-Verlauf steigt.
Studien noch nicht abgeschlossen
Die Experten der amerikanischen Seuchenschutzbehörde scheinen darauf zu bauen, dass auch bei den zwei bis vierjährigen Kindern durch eine zusätzliche, dritte Impfung ein guter Immunschutz gebildet werden kann. Um Zeit zu gewinnen, wollen sie aber scheinbar diese Studien-Ergebnisse nicht abwarten, sondern so schnell wie möglich mit den ersten beiden Impfungen in dieser Altersklasse beginnen.
Denn nach aktuellem Stand scheint der Impfstoff auch bei den kleinen Kindern gut verträglich zu sein, auch wenn er bisher nur bei ein einigen tausend Kindern unter 5 Jahren getestet wurde.