Normalerweise wird Alkohol in der Leber abgebaut. Dabei entsteht giftiges Acetaldehyd, das nicht nur für die typischen Kater-Symptome wie Kopfschmerzen oder Übelkeit verantwortlich ist, sondern auch Lebererkrankungen, Entzündungen im Magen-Darm-Trakt oder Krebs verursachen kann.
Gel ermöglicht Abbau schon im Verdauungstrakt
Durch das Gel soll der Alkohol schon im Magen-Darm-Trakt abgebaut werden, noch bevor er den Blutkreislauf erreicht. Laut der veröffentlichen Studie wird der Alkohol dabei in ungefährliche Essigsäure umgewandelt. Das giftige Acetaldehyd, das beim natürlichen Abbau in der Leber entsteht, entfällt dadurch.
Wie funktioniert das Gel zum Alkoholabbau?
Das Gel basiert auf gewöhnlichen Molkenproteinen, deren Fasern mit Salz und Wasser gemischt werden. Darüber hinaus enthält das Gel noch Eisenatome, Glukose und winzige Goldpartikel. Diese Inhaltsstoffe treten im Verdauungstrakt eine Reihe von Reaktionen los und wandeln den Alkohol so in harmlose Essigsäure um.
Gel wirkt bei Test mit Mäusen
Getestet wurde das Gel bislang nur an Mäusen. Dort zeigte es direkt Wirkung. “Wir haben gesehen, dass mehr als 55 Prozent des Alkohols nicht ins Blut übergeht, sondern in Essigsäure umgewandelt wird“, erklärt Raffaele Mezzenga, Professor für Lebensmittel und weiche Materialien an der ETH Zürich und Teil des Forschungsteams. Das Gel reduziert also auch die berauschende Wirkung von Alkohol.
Kulturgut Alkohol – oder doch hauptsächlich Risikofaktor für Krebs?
Einsatz für Freizeit und Therapie
Beim Menschen sieht Mezzenga vor allem zwei Anwendungszwecke: „Das eine ist prophylaktisch oder in der Freizeit“. Das Gel sei für Menschen interessant, die nicht auf Alkohol verzichten möchten, aber nicht so sehr an der Wirkung interessiert seien.
Das Gel könne im Vorfeld oder während des Konsums eingenommen werden. Wenn der Alkohol sich schon im Blut befindet, könne das Gel nicht mehr helfen, so Mezzenga.
Therapiemöglichkeit für Alkoholkranke
Viel wichtiger ist für Mezzenga aber die therapeutische Anwendung des Gels:
Bei Tests an alkoholkranken Mäusen konnte eine anhaltende, therapeutische Wirkung des Gels beobachtet werden.
Zulassung des Gels schon 2025?
Bevor das Gel auf den Markt kommt, müssen noch einige klinische Studien durchgeführt werden. Immerhin sei schon wissenschaftlich bewiesen, dass die im Gel verwendeten Wirkstoffe ungiftig seien, so Mezzenga.
Er rechnet damit, dass es noch maximal anderthalb Jahre dauert, bis das Gel für Menschen zugelassen wird. “Wir haben ein überwältigendes Interesse aus der ganzen Welt bekommen, von Sibirien bis Kanada, von Leuten, die freiwillig in die Schweiz kommen wollen, um die klinischen Studien zu beschleunigen“. Die meisten dieser Menschen hätten ein schweres Alkoholproblem.