Raumfahrt

Space Rider: Europas wiederverwendbares Raumschiff

Stand
Autor/in
Guido Meyer
Onlinefassung
Christian Burg

SpaceX hat die Raumfahrt mit seinen wiederverwendbaren Trägerraketen revolutioniert. Jetzt will Europa mit dem Space Rider nachziehen.

Der Space Rider ist ein Raumtransporter, der dazu genutzt werden soll, Experimente für bis zu zwei Monate unbemannt dem offenen Weltraum auszusetzen. Zu den Experimenten gehören unter anderem Erdbeobachtung, Telekommunikation und Versuche in der Schwerelosigkeit.

Das Neue für Europa besteht in der Möglichkeit, diese Experimente auch wieder zurückzubekommen. Die Versuche werden also zunächst ins All transportiert, landen dann mit dem Space Rider wieder und werden schließlich zurückgeschickt an die Labore, so Giorgio Tumino, Programm-Manager bei der ESA für das Projekt Space Rider.

ESA war vom Prototyp begeistert

Vor genau sechs Jahren wurde der Prototyp des Space Riders auf Europas Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guyana, getestet.

Eine europäische Vega-Rakete schoss den Prototypen mit dem Namen IXV in den Weltraum. Diese etwas sperrige Abkürzung steht für „Intermediate EXperimental Vehicle“ (mittelgroßes Experimentier-Vehikel).

“Das IXV ist ein länglicher Körper. Es hat so ein bisschen die Form des Shuttles, aber es fehlen ihm eben die Flügel”

Der einzige Testflug vor sechs Jahren dauerte nicht einmal zwei Stunden. Aber der Versuch zeigte, dass das Prinzip eines Raumtransporters aus einer Mischung zwischen Raumschiff und Flugzeug funktioniert.

Die europäische Weltraumagentur ESA war vom Testflug 2015 begeistert. Danach war klar: Das Gefährt soll in Serie gehen. Beim nächsten Mal mit einem anderen Namen. So wurde aus dem Experimentalflieger IXV der Space Rider.

Space Rider Prototyp IXV vor dem Start des Testflugs 2015 auf Europas Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guyana.
Space Rider Prototyp IXV auf Europas Weltraumbahnhof in Kourou, Französisch-Guyana, vor dem Start seines Testflugs 2015.

Kleiner, billiger und sicherer als ein US-Shuttle

Auch der Space Rider wird wie sein Prototyp mit einer europäischen Vega-Rakete in eine Erdumlaufbahn gebracht. Bei der Landung wird aus der Rakete dann eine Art Flugzeug. Nach seinem vertikalen Start kann das Gefährt gleitend zurückkehren zur Erde. Und das ohne Flügel. Die braucht es zur Landung nicht.

Somit ist Europas Vehikel zwar technisch anspruchsloser als die US-Space Shuttles es waren, dafür aber sicherer. Außerdem sei es kleiner und billiger, als es die US-amerikanischen Raumfähren waren, ergänzt Angelo Denaro von Thales Alenia Space.

„Wenn Ihr Gefährt Flügel hat, ist es komplexer, teurer, es benötigt mehr Platz beim Start, und das wiederum führt zu einer größeren Trägerrakete. Auch mit einem kompakten Flieger können wir einen kontrollierten Wiedereintritt in die Atmosphäre durchführen“

Von einem riesigen Fallschirm abgebremst, gleitet das Vehikel dann Richtung Erde. Es kann auf ebenem Terrain mittels Kufen landen oder mit Rädern auf einer gewöhnlichen Landebahn aufsetzen und ausrollen.

Augusto Caramagno von Sener hält den Space Rider für das am besten finanzierbare europäische Weltraumtransportsystem.

Landeplatz auf den Azoren

Außer zum Startplatz Kourou in Französisch-Guyana soll Europas Raumtransporter auch nach Santa Maria zurückkehren können, einer Insel der Azoren im Atlantischen Ozean, ungefähr tausend Kilometer westlich der iberischen Halbinsel.

„Für Santa Maria spricht, dass westlich der Insel kein Festland liegt. So verringern wir das Risiko für die Bevölkerung. Denn die Rückkehr aus dem Weltraum und die anschließende Landung sind sehr anspruchsvoll. Somit werden wir uns der Landebahn auf dem letzten Stück über dem Wasser annähern“.

Nachdem der Space Rider entladen und die Experimente zurück an die zuständigen Forscher geschickt wurden, kehrt der Raumtransporter zurück zum Startplatz nach Kourou, wo er auf seinen nächsten Einsatz vorbereitet wird. Erstmals ins All starten soll der Space Rider 2023.

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