Schmerzkongress in Mannheim

Schwindelmigräne – unbekannt und oft unerkannt

Stand
Autor/in
Katharina Ditschke
Portraitbild der Reporterin Katharina Ditschke.
Onlinefassung
Leila Boucheligua

Bei Migräne denken viele zuerst an heftige Kopfschmerz-Attacken und weniger an Schwindel. Schwindel kann jedoch eine oft unerkannte Form der Migräne sein: Die Vestibuläre Migräne, auch Schwindelmigräne genannt. So wird sie diagnostiziert und therapiert.

Wer mit Schwindel oder Kopfschmerzen zu tun hat, leidet oft stark. Die „klassische“ Kopfschmerzmigräne ist gut erforscht und kann durch etablierte Tests diagnostiziert werden. Die Schwindelmigräne hingegen, in der Fachsprache „Vestibuläre Migräne“ genannt, hat mit klassischen Kopfschmerzen wenig zu tun. Sie ist derzeit auch ein Thema auf dem Deutschen Schmerzkongress in Mannheim.

Schwindelmigräne oft unerkannt

Die Vestibuläre Migräne ist eher unbekannt und bleibt daher oft unerkannt, sagt Professorin Dagny Holle-Lee, Leiterin des Westdeutschen Kopfschmerz- und Schwindelzentrums an der Universitätsklinik Essen: 

„Die Vestibuläre Migräne ist, sagen wir immer, ein Chamäleon, weil sie ganz unterschiedliche Schwindelarten verursachen kann. Sie kann einen Drehschwindel machen, also ein gefühltes Drehen richtig in eine Richtung. Oder aber auch ganz häufig ein Benommenheits- oder Betrunkenheitsgefühl. Dann kann der Schwindel das Gefühl sein, zur Seite gezogen zu werden. Oder das Gefühl, dass sich die Umwelt irgendwie komisch bewegt.“

Zum Schwindel der Migräne kommen meist weitere Symptome

Manche Betroffene bekommen zusätzlich Kopfschmerzen. Häufiger sind jedoch Licht- oder Lärmempfindlichkeit, Übelkeit oder ein Flimmern vor den Augen - eine typische Migräne-Aura. 

Bis zur Diagnose „Vestibuläre Migräne“ vergeht oft viel Zeit. Das Wichtigste sei das Gespräch mit den Patienten, so Dagny Holle-Lee. Das Problem: Es gibt keine spezifische apparative Diagnostik oder Biomarker im Blut, die den Befund erhärten oder gar beweisen. Hinzu kommt: Die Krankheit kann nicht nur einem Fachgebiet zugeordnet werden, erklärt Dagny Holle-Lee: 

„Gerade die Vestibuläre Migräne ist eigentlich ein Krankheitsbild, das ein Neurologe gut erkennen müsste, weil der die Migräne erkennt. Allerdings sind die Patienten eben häufig zuerst beim HNO-Arzt und der ist Schwindelspezialist. Der kennt aber wiederum die Migräne nicht so gut. Und dann hängen die Patienten in einem Gebiet und werden nicht richtig diagnostiziert.“

Gespräch zwischen Ärztin und Patientin, tags: Schwindelmigräne, unbekannt, unerkannt, Migräne
Besonders wichtig für die Diagnose einer Schwindelmigräne ist das Gespräch zwischen dem Arzt oder der Ärztin und dem Patient oder der Patientin.

Schwindelmigräne ist eine Erkrankung des Gehirns

Häufig wird Patientinnen und Patienten dann eine psychosomatische Ursache für Ihre Beschwerden unterstellt. Dabei handelt es sich um eine Erkrankung des Gehirns. Wie viele Betroffene es wirklich gibt, ist bisher unbekannt, so die Essener Neurologin. Denn diese Form der Migräne wird oft spät oder gar nicht erkannt.

Schon bekannt ist, dass Frauen häufiger betroffen sind als Männer. Zudem leiden generell Menschen mit Kopfschmerzmigräne häufiger auch unter Schwindelmigräne. Beide Formen werden gleich behandelt, wie Neurologin Dagny Holle-Lee erklärt:  

„Wenn die Diagnose einmal gestellt ist, kann man gut mit Akuttherapie anfangen. Das heißt, man kann Triptan ausprobieren oder auch ein normales Schmerzmittel wie Ibuprofen und auch eine Prophylaxe. Das kann Magnesium oder ein Beta-Blocker sein. Es lohnt sich auch, auf einen Lebensstil mit Regelmäßigkeit zu achten und Sport zu integrieren.“ 

Ganz wichtig sei erstmal, so die Spezialistin, dass die Diagnose gestellt wird, um eine mögliche Angststörung und großes Leid zu verhindern.  

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