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Pandemiemaßnahmen

Kommentar: Aufbereitung der Corona-Zeit ist dringend notwendig

Stand
Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Ralf Kölbel
Ralf Kölbel, Online-Redakteur bei SWR Wissen aktuell sowie Redakteur bei Redakteur bei SWR Kultur DAS Wissen.

Die Aufarbeitung der Corona-Zeit, konkret der Pandemiemaßnahmen, wird immer wieder eingefordert. Eine umfassende Aufarbeitung der Pandemiezeit fordert auch Anja Braun aus der SWR Wissenschaftsredaktion.

Bundeskanzler Scholz (SPD) hat auf die Forderung nach einer Aufarbeitung der Corona-Zeit reagiert und schlägt vor, einen Bürgerrat einzusetzen. Die FDP wünscht sich eine Enquetekommission. Und der Virologe Christian Drosten von der Charite Berlin, eine der wichtigsten Stimmen aus der Wissenschaft zum Thema Corona, hat nun einen Rückblick in Buchform herausgegeben mit dem Titel: " Alles überstanden?“. Ein Kommentar von Anja Braun.

Entscheidungen der Politik während der Pandemie waren nicht immer transparent

Kein Blick zurück im Zorn und lieber nach vorne ausrichten – das käme zwar einigen sehr recht, wäre aber grundlegend falsch. Nicht zuletzt weil die Pandemie unsere Gesellschaft gespalten hat und zwar offensichtlich tiefer und deutlicher als bisher gedacht. Das zeigen nicht zuletzt die jüngsten Wahlerfolge der Extremisten.

Das ist nun offenbar auch in die Reihen der Bundespolitik vorgedrungen. Denn bis heute scheint es vielen Menschen nicht klar, warum die Entscheidungen in der Pandemie so getroffen wurden und weshalb die Lasten so ungleich verteilt wurden. Das muss erklärt werden. Nur so kann das Vertrauen der Menschen zurückgewonnen werden.

Bürgerrat könnte bei Aufarbeitung der Corona-Pandemie helfen

Ein Bürgerrat und eine Enquetekommission sind schon mal ein guter Ansatz: ein Bürgerrat wäre nahe an den Menschen und ihren Fragen dran, denn es ist wichtig, den Ärger der Menschen und ihre Befürchtungen ernst zu nehmen. Die Enquetekommission dagegen könnte aufklären, wie die Entscheidungsprozesse in der Politik gelaufen sind und zugleich klarere Handlungslinien für die mögliche nächste Pandemie skizzieren.

Insgesamt brauchen wir als Gesellschaft ein besseres Verständnis, wie die teilweise doch recht adhoc gefällten Entscheidungen über Pandemiemaßnahmen und Einschränkungen zustande kamen. Und die Politik könnte daraus lernen – zum Beispiel wie man im nächsten Pandemiefall alle Bevölkerungsgruppen in den Blick nehmen kann und was im Gesundheitssystem noch geändert werden muss, um besser reagieren zu können.

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Zur Einschätzung politischer Maßnahmen müsste verschiedene Wissenschaftler zu Wort kommen

Dabei geht es auch um die Rolle der Wissenschaft, denn die Politik hat ja durchaus versucht, sich in ihren Entscheidungen davon leiten zu lassen. Doch zum Zug kamen in der Pandemie vor allem die Naturwissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, die sich und ihre Forschung auch gut vermarkten konnten.

Soziologen, Psychologen und Historiker, die die Auswirkungen der Lockdowns auf soziale Auswirkungen und die Psyche der Menschen hätten einschätzen können, wurden zu Beginn der Pandemie gar nicht gefragt.

So wurden diese Auswirkungen erst viel zu spät bedacht. Auch hier braucht es Aufarbeitung, wie sich Politik beim nächsten Mal besser beraten lassen kann.

Politikfrust durch nicht nachvollziehbare Pandemie-Maßnahmen

Nicht zuletzt sollten auch die Bundesländer selbst sich der Aufarbeitung stellen. Erinnern Sie sich noch an die Ministerpräsidentenkonferenzen, in denen jedes Bundesland gefühlt eine andere Wahrheit verkündete? Daraus folgten dann logischerweise auch andere Regeln zum Beispiel bezüglich der Maskenpflicht, aber auch bezüglich der 3G Regeln – wer darf wo mit wie vielen Impfungen ins Restaurant.

Das war sehr skurril und hat mit Sicherheit zum Politikfrust vieler Menschen beigetragen. Wenn wir das alles nochmal durchgehen und schauen, wo Fehler passiert sind und wie man die verhindern kann, können wir uns auch für kommende Krisen wappnen und – ganz wichtig – die Bürgerinnen und Bürger mitnehmen.

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