Symbolbild: Ein Komet mit Schweif am Nachthimmel. Der Komet C2023 A3 Tsuchinshan-Atlas droht auseinander zu brechen.

Astronomie

Bricht Komet Tsuchinshan-Atlas auseinander?

Stand
Autor/in
Uwe Gradwohl
Uwe Gradwohl, Leiter der Redaktion SWR Wissen Aktuell.
Onlinefassung
Richard Kraft

Der Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas nähert sich der Erde. Doch zuvor droht ihm möglicherweise ein eher unglückliches Schicksal.

Zum ersten Mal gesichtet wurde der Gesteinsbrocken 2023 von der Tsuchinshan-Sternwarte (Purple Mountain Observatory) bei Nanjing im Osten Chinas. Damals konnte man ihn noch für einen langweiligen Brocken im All halten. Zwar im Anflug Richtung Erde, aber eben nichts Besonderes.

Doch schon wenige Wochen später fiel einem amerikanischen Astronomen auf, dass sich an dem anfliegenden Brocken ein Schweif zu bilden begann – der Brocken entpuppte sich als veritabler Komet. Er erhielt den Namen C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas und wurde damit nach den beiden Sternwarten benannt, die ihn entdeckt bzw. als Kometen identifiziert hatten.

Komet C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas im Oktober am Nachthimmel zu sehen

Jetzt, eineinhalb Jahre nach seiner Entdeckung, ist Tsuchinshan-Atlas in Sonnen- und Erdnähe. Eine Vielzahl von Fotos ist bereits in den Medien zu finden – allesamt mit Profi-Ausrüstung und viel Astro-Fotoerfahrung aufgenommen. Auch ein ISS-Astronaut postete ein sehr schickes Kometenvideo.

Die Medienkarriere von Tsuchinshan Atlas könnte ab 6. Oktober so richtig durchstarten – denn dann wird der Komet möglicherweise mit bloßem Auge sichtbar. Aber nur, wenn er bis dahin nicht in seinen Untergang geflogen ist.

Zwei Personen stehen auf einem Dach, während die Sonne untergeht. Einer der Männer schaut durch ein Fernglas, der andere durch ein Teleskop in den Himmel. Der Komet C2023 A3 Tsuchinshan-Atlas droht auseinander zu brechen.
Bevor der Komet an unserem Nachthimmel zu sehen ist, fliegt er an der Sonne vorbei. Daher ist er derzeit nur in den frühen Morgenstunden mit spezieller Ausrüstung zu sehen.

Entweichendes Gas reißt Kometen-Oberfläche auf 

Tsuchinshan-Atlas kommt aus der Oort´schen Wolke, einer Region am Rand unseres Sonnensystems, in der tiefgekühlte Gesteinsbrocken die Sonne umkreisen. Sie sind Überbleibsel aus der Urzeit unseres Sonnensystems. Ab und an wird einer dieser Brocken durch eine Kollision aus seiner Bahn gekickt und stürzt ins Innere des Sonnensystems. So auch Tsuchinshan-Atlas.

Zehntausende Jahre ist er vermutlich unterwegs gewesen und kommt nun wahrscheinlich zum ersten Mal in seinem Kometenleben in Sonnennähe. Und taut auf. Aus seinem Eis wird schlagartig Gas, das bricht durch die Kometenoberfläche, reißt Staub und Gestein hinaus ins All – gut für den Staubschweif. Schlecht für den festen Kern des Kometen.

Aufnahme der Sonne durch ein Teleskop.  Der Komet C2023 A3 Tsuchinshan-Atlas droht auseinander zu brechen.
Die Sonneneinstrahlung bringt das eingelagerte Eis zum Verdampfen, das Gas entweicht aus dem Kometen und die Gesteinsoberfläche wird aufgerissen. Dabei fliegen Gesteinsbrocken und Staub ins All.

C/2023 A3 Tsuchinshan-Atlas könnte vorzeitiges Ende erwarten 

Denn sein fester Kometenkern soll nur 1 bis 2 km groß sein. Große Materialverluste verkraftet er möglicherweise nicht. So prophezeite ein mit solchen Fällen sehr erfahrener Experte schon vor Monaten: Tsuchinshan-Atlas wird in Sonnennähe auseinanderbrechen.

Doch zur Überraschung und Freude der Kometenfans weltweit ist “Tsuchi” bislang intakt und auf Kurs. Es könnte aber tatsächlich immer noch jede Stunde mit ihm zu Ende gehen.

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