Klimawandel

Mücken bringen mehr tropische Viren nach Europa

Stand
Autor/in
Elisabeth Theodoropoulos
Onlinefassung
Martina Janning

Tropische Viren verbreiten sich vermehrt in Europa und lösen hier bisher unbekannte Virus-Erkrankungen aus. Wie können wir mit dieser Entwicklung infolge des Klimawandels umgehen?

Seit einigen Jahren beobachten Forschende, dass sich aufgrund des Klimawandels vermehrt tropische Viren in Südeuropa ausbreiten. Tropische Viren verursachen zum Beispiel Erkrankungen wie das Dengue-, West-Nil- und Chikungunya-Fieber. Über den Umgang mit den neu auftretenden Erkrankungen sprechen Virolog*innen auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Virologie Ende März 2024 in Wien.

"In den letzten Jahren gab es zum Beispiel in verschiedenen Regionen Italiens in den Sommermonaten immer mal wieder eine Häufung von West-Nil-Erkrankungen. Das gab es da vorher nicht", sagt Marcus Panning vom Institut für Virologie am Universitätsklinikum Freiburg.

Man sehe einen deutlichen Anstieg von vormals exotischen Erkrankungen. Vor 15 bis 20 Jahren sei das noch anders gewesen. Panning: "Also, das ist tatsächlich etwas, das neu ist."

Moskitos bringen tropische Viren mit

All diese Virus-Erkrankungen werden durch Mücken übertragen, die es bis vor kurzem in Europa nicht gab. Jetzt können sie sich hier wegen der wärmeren Temperaturen zunehmend ausbreiten und auch überwintern.

Genaue Prognosen über die Entwicklung der ehemals tropischen Virus-Erkrankungen sind schwierig. Aber Prognosen zum Klimawandel sind eindeutig: Es wird immer wärmer, und das hat natürlich auch Auswirkungen auf diese Erkrankungen.

Sicher ist, dass sich die Moskitos zunehmend nach Norden ausbreiten, "also von Südeuropa immer weiter nach Norden vorrücken", sagt Virologe Marcus Panning. Das werde sehr genau überwacht und beobachtet. "Inwieweit das nun auch die Erkrankungen - letztendlich Dengue, West Nil, Chikungunya, Zika betrifft - ist noch ein bisschen unklar." Aber der Öffentliche Gesundheitsdienst habe dies auf dem Schirm und sei sehr wachsam.

Wärmere Tempartaturen sorgen dafür, dass Moskitos immer weiter von Süden nach Norden vordringen und in Europa tropische Viren verbreiten. Tanzende Mücken im Abendlicht
Wärmere Temperaturen sorgen dafür, dass Moskitos immer weiter von Süden nach Norden vordringen und tropische Viren verbreiten.

Forschungsprojekte zu tropischen Krankheiten in Europa

Aufklärung passiert unter anderem durch das Robert-Koch-Institut: Es weist Ärztinnen und Ärzte in den Sommermonaten darauf hin, dass es aufgrund des Klimawandels auch bei uns zu diesen tropischen Erkrankungen kommen kann. Parallel dazu gibt es verschiedene Forschungsprojekte, die zum Beispiel die Mückenpopulation in Deutschland auf tropische Viren untersuchen.

Außerdem gibt es in Deutschland verschiedenste Institutionen, die sich mit tropischen Erkrankungen beschäftigen und mit den betroffenen Ländern des globalen Südens zusammenarbeiten. "Die betreffen zum einen natürlich Forschungsprojekte, aber auch die Patientenversorgung. Wie kann ich die Diagnostik vor Ort auch verbessern, wie kann ich hier die Diagnostik verbessern", erklärt Marcus Panning. "Da gibt es unterschiedlichste Projekte, auch von großen Netzwerken wie dem DZIF in Deutschland."

Das DZIF ist das Deutsche Zentrum für Infektionsforschung. Es erforscht die wichtigsten Volkskrankheiten und setzt sich dafür ein, dass das Wissen dann möglichst schnell in die ärztlichen Praxen gelangt.

Das Dengue-Virus kommt inzwischen auch in Europa vor. Die tropischen Viren werden durch Mückenstiche übertragen. Ansteckend ist Dengue-Fieber nicht.
Das Dengue-Virus kommt inzwischen auch in Europa vor. Die tropischen Viren werden durch Mückenstiche übertragen. Ansteckend ist Dengue-Fieber nicht.

Gesundheitsbildung in Zeiten des Klimawandels: global und fachübergeifend

Auch in der Lehre an den Universitäten gibt es interdisziplinäre Ansätze. In Freiburg gibt es seit einigen Jahren einen internationalen Masterstudiengang, wo Teilnehmende aus der ganzen Welt sich zu globalen Gesundheitsproblemen fort- und weiterbilden können.

"Das ist für uns auch total interessant, weil wir dadurch unmittelbaren Zugang und Erfahrung auch aus anderen Ländern bekommen", erläutert Marcus Panning. Das Feld der Teilnehmenden ist sehr breit, darunter Medizinerinnen, Pharmakologinnen, Pharmazeut*innen und Menschen aus dem Öffentlichen Gesundheitsdienst. "Das ist wirklich bereichernd auch für unsere Tätigkeiten hier", sagt Marcus Panning.

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