Tigermücke, Waschbär und Ochsenfrosch

Weltbiodiversitätsrat: Invasive Arten kosten Milliarden

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Autor/in
Janina Schreiber
Bild von Janina Schreiber, Redakteurin in der SWR-Umweltredaktion

Invasive Arten bedrohen heimische Ökosysteme, Ernten und Gewässer. Das könnte bald teure werden. Doch es gibt Möglichkeiten gegen Quaggamuschel und Ochsenfrosch vorzugehen.

Der Nordamerikanische Ochsenfrosch macht es sich gerade in den Seen rund um Karlsruhe gemütlich, Waschbären klettern fröhlich über unsere Gartenzäune und der chinesische Götterbaum pflanzt sich munter in Parks und Wäldern fort. Sobald sich invasive Arten bei uns erst einmal ausbreiten, machen sie große Probleme! Das hat jetzt auch nochmal der Bericht des Welt-Biodiversitätsrat der Vereinten Nationen (IPBES) bestätigt.

Mehr invasive Arten, die sich schneller ausbreiten

Erstmals hat der IPBES in seinem Bericht die Ausbreitung invasiver Arten umfassend bewertet. Und dafür mehr als 13.000 Quellen durchforstet, also Studien und Beobachtungen. Das Ganze hat vier Jahre gedauert. Die Nachricht: Wir sollten uns dringend darum kümmern, invasive Arten einzudämmen. Denn heute leben mehr invasive Arten in fremden Ökosystemen als noch in den 70ern. Seit 1970 hätten sie sich in jedem Jahrzehnt vervierfacht. Außerdem hätten diese sich in den letzten Jahrzehnten auch sehr viel schneller ausgebreitet. Und sie spielen eine große Rolle beim Artensterben.

Invasive Arten zerstören ganze Ernten

2019 schätzt der Weltbiodiversitätsrat waren das mehr als 423 Milliarden US-Dollar – zum Beispiel wegen Ernteausfällen. In der Schweiz beispielsweise ist das passiert. Hier habe sich laut Forschenden der Japankäfer ungehindert schnell vermehrt. Weil der so gefräßig ist, war er eine Bedrohung für die Ernte von Kulturpflanzen wie Weizen, Hafer, Zuckerrüben oder Kartoffeln. Im Bodensee macht die Quaggamuschel den Trinkwasserversorgern Probleme.

Die Muschel bildet dichte Kulturen. Diese verstopfen die Rohre, sodass kein Wasser mehr durchfließen kann und die ganze Rohrtechnik in Mitleidenschaft gezogen wird. Regelmäßig müssen die Versorger die Technik aufwendig reinigen. Für eine ganze Reihe an baulichen Maßnahmen, deren Grund auch die Belastung durch die Quaggamuschel sind, gibt die Bodensee-Wasserversorgung an, einen dreistelligen Millionenbetrag investieren zu müssen.

Ausbreitung vor allem durch den Menschen

Ob unter der Schuhsohle oder im Rucksack einer Reisenden - invasive Arten seien nicht immer bewusst eingeschleppt worden. In vielen Fällen seien sie laut Forschenden als blinde Passagiere in andere Ökosysteme gekommen. Doch die Ursache für die schnelle Verschleppung seien Mensch und die voranschreitende Globalisierung. Natürlich sei auch der illegale Handel mit exotischen Tieren im Netz ein Problem, räumt einer der deutschsprachigen IPBES-Autoren Sven Bacher ein. Klar dabei:

"Wir müssen uns einfach die Bedrohung durch invasive Arten bewusst machen.

Das führe im Zweifel eben auch dazu, dass jeder selbst darauf achte, keine nicht heimische Art einzuführen. Der Kalikokrebs beispielsweise wurde 1993 wohl aus Unwissenheit von kanadischen Soldaten in Baden-Württemberg als Angelköder verwendet. Möglicherweise konnten sich gleich mehrere Krebse von der Angel befreien, mutmaßt Biologe Christoph Chucholl von der Fischereiforschungsstelle am Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg. Heute hat sich der Kalikokrebs bis nach Düsseldorf ausgebreitet und verdrängt Libellen, Amphibien und Insekten.

Methoden zur Bekämpfung

Hat sich eine invasive Art erst einmal etabliert - wie der chinesische Götterbaum in Deutschland - dann ist es schwer, sie wieder ganz loszuwerden. Allerdings gebe es laut IPBES erfolgreiche Methode, sie zumindest einzudämmen. Große Götterbäume beispielsweise werden nicht gefällt, aber wo Jungpflanzen konkret andere Bäume wie Eichen in einem Ökosystem bedrohen, werden sie ausgerissen.

Wer invasive Arten bekämpfen möchte, muss schnell reagieren, bevor sie sich etablieren. Deshalb ist auch die Überwachung so relevant. Im Fall der asiatischen Tigermücke, die Tropenkrankheiten übertragen kann, sammelt Biologin Doreen Werner Zusendungen von Stechmücken-Funden aus ganz Deutschland in einem sogenannten Mückenatlas.

Im Fall des Ochsenfroschs rund um Karlsruhe heißt schnelles Reagieren: Er wird auf Booten bejagt und seine Kaulquappen werden aus den Seen gefischt. Lokal könnten auch Biozide eine Möglichkeit sein. Doch dabei müsse laut Weltbiodiversitätsrat immer auch die Renaturierung des Ökosystems mitgedacht werden. Denn derlei Bekämpfungsmethoden zerstören immer auch andere, heimische Arten.

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