Das Weltraumteleskop Hubble kreist in etwa 550 Kilometern Höhe um die Erde und beobachtet von dort aus das All. Etwa 1,5 Millionen Aufnahmen von entfernten Sternen und Galaxien hat Hubble gemacht, seit seine Mission 1990 gestartet ist. Bis am 13. Juni 2021 das Teleskop plötzlich nicht mehr bedient werden konnte. Das Steuergerät war nicht mehr ansprechbar.
In der vergangenen Woche hat die Weltraumagentur NASA dann herausgefunden, wo der Fehler lag. Ein Teil, das für die korrekte Stromspannung des Steuergeräts im Teleskop verantwortlich ist, war defekt. Die gute Nachricht aber: Hubble hat Ersatz-Hardware an Bord. Am Wochenende gelang es den Ingenieurinnen und Ingenieuren der NASA, auf dieses Backup umzustellen. Eine großartige Leistung, meint Nadine Neumayer vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg.
Große Erleichterung bei Nadine Neumayer und ihrem Team vom Heidelberger Max-Planck-Institut für Astronomie. Denn sie will in einem halben Jahr Hubble nutzen, um damit die Sternenbewegung im Kugelsternhaufen Omega Centauri zu erforschen. Mithilfe von alten Aufnahmen von Hubble und denen, die bald neu entstehen sollen.
Nadine Neumayer: „Man kann diese einzelnen Aufnahmen zusammenbringen und vergleichen, wie sich die Sterne in der Zwischenzeit bewegt haben. Und jetzt können wir in einem Abstand von etwa 20 Jahren neue Daten dazufügen und haben so eine ziemlich lange Zeitbasislinie und können so die Bewegung von einzelnen Sternen auflösen.“
Hubble ist immer noch wichtig für die Sternenforschung
Ohne Hubble wäre das nicht möglich gewesen, sagt Neumayer. Denn nur Hubble kann Omega Centauri so beobachten, wie es die Forscher*innen brauchen. Das James-Webb-Space-Teleskop, das noch dieses Jahr ins All fliegen soll, hätte das nicht leisten können. Denn Hubble ist ein optisches Teleskop, das bis zum ultravioletten Licht beobachten kann. Das James-Webb-Teleskop dagegen beobachtet im nahen bis zum mittleren Infrarotbereich.
Nadine Neumayer erklärt weiter, warum Hubble für ihre Forschung so wichtig ist: „Gerade die Kombination aus Wellenlängen, die wir beobachten möchten, gibt uns auch Hinweise auf die Zusammensetzung der Elemente in den Sternen, die wir beobachten – und so auf die Entwicklungsgeschichte, auch auf den Kugelsternhaufen Omega Centauri.“
Bis andere Teleskope im All sind, die Hubble voll ersetzen können, werde es noch lange dauern, fürchtet Neumayer. Eines, das wie Hubble auch im ultravioletten und sichtbaren Bereich das All beobachten könnte, wäre das Luvoir-Teleskop. Falls es finanziert und umgesetzt wird, wird es aber erst in den Jahren nach 2030 Bilder machen können. Bis dahin heißt es für die Sternenforscherin also: Hoffen, dass Hubble noch eine Weile durchhält!
Künftige Reparaturen von Hubble wohl ausgeschlossen
Ein weiteres Mal könnte man einen Ausfall des Teleskops vermutlich nicht mehr beheben. Zwischen 1993 und 2009 hatte man Hubble insgesamt fünf Mal mit den Spaceshuttles anfliegen und reparieren können. Das Spaceshuttle-Programm gibt es aber nicht mehr. Reparaturen in der Umlaufbahn sind also ausgeschlossen. Die letzte Reparatur vor zwölf Jahren war aus heutiger Sicht wohl ein echter Glücksfall.
Nadine Neumayer: „Da wurde eben genau dieses System ersetzt, weil schon vorher mal der Fall eingetreten ist und auf die Ersatzhardware umgestellt werden musste. Dann haben sie das System zum Glück ersetzen können. Jetzt haben wir davon profitiert, aber das ist das letzte Mal und es ist sehr ernüchternd, dass wir jetzt sehen: Hubble geht dem Ende der Mission entgegen.“
Hubble habe in seinen über 30 Jahren einen ganz treuen und wunderbaren Dienst erwiesen, sagt Neumayer. Sein Ende wird aber nicht mehr zu lange auf sich warten lassen. Und leider wird Hubble dann dasselbe Schicksal ereilen, wie es schon bei der russischen Raumstation MIR oder ausgedienten Satelliten der Fall war und ist: Es wird Richtung Erde manövriert und in der Erdatmosphäre verglühen.