Die Vereinigten Arabischen Emirate hatten ihre Mars-Sonde namens „Hope“ an der Spitze einer japanischen Rakete am 19. Juli 2020 auf den Weg gebracht. Jetzt ist sie erfolgreich in eine Umlaufbahn um den Mars eingeschwenkt. Ab Mitte 2021 soll Hope dann als Wettersatellit Mars-Daten sammeln.
Viele Bauteile der Marssonde der Vereinigten Arabischen Emirate stammen aus den USA. Die Triebwerke der Sonde sind allerdings eine Eigenentwicklung. Diese Triebwerke müssen im Vakuum des Weltraums funktionieren – und ob sie das tun lässt sich vorher auf der Erde nicht testen. Deshalb war es für Ingenieurinnen und Ingenieure ein spannender Moment, als am 9. Februar diese Steuerdüsen 27 lange Minuten am Stück feuern mussten, um die Sonde in eine Umlaufbahn um den Mars einschwenken zu lassen. Hätten die Eigenbau-Düsen zu kurz oder zu lang gezündet, wäre die Mission mit Namen "Hope" wie Hoffnung, gescheitert. Doch das Manöver gelang perfekt und damit sind die Arabischen Emirate die fünfte Nation, der ein erfolgreicher Marsanflug gelungen ist.
"Wettersatellit" für den Mars
Wissenschaftliches Ziel der Hope-Mission ist es, die Atmosphäre und das Klima des Mars zu untersuchen. Das für die Sonde zuständige Forschungsteam spricht vom „ersten echten Wettersatelliten“, der zum Mars geschickt wird. Technisch hat der Hope-Satellit zwar nichts absolut Neues zu bieten. Interessante Ergebnisse könnte er trotzdem liefern, weil es ihm auf einer bislang noch nicht beflogenen Umlaufbahn um den Mars gelingen könnte, bessere Daten als bislang vorhanden vom Geschehen in der Marsatmosphäre zu liefern.
Forscher der Universitäten von Colorado, Kalifornien und Arizona haben die drei Instrumente der Mars-Sonde gemeinsam mit ihren arabischen Kollegen entwickelt. An Bord sind zwei Spektrometer – eines für Infrarot-, eines für ultraviolettes Licht – und eine optische Kamera. Sie sollen Staubbewegungen in der Mars-Atmosphäre beobachten, die Bildung von Eiswolken, die Temperaturverteilung sowie die Ausbreitung von Wasserdampf und Ozon.
Hope soll das Geschehen in der Marsatmosphäre untersuchen
Die Sonde soll sich dem Mars bis auf 20.000 Kilometer nähern, am entgegengesetzten Punkt ihrer Umlaufbahn aber mehr als doppelt so weit von ihm entfernen. Die Instrumente können so im Laufe der Mission 80 Prozent der Mars-Oberfläche erfassen. Die Umlaufbahn der Sonde liegt sogar noch außerhalb des äußeren Mars-Mondes Deimos. Der soll im Rahmen der Mission gleich mit erforscht werden.
Raumfahrt als Wirtschaftszweig mit Zukunft
Ziel der Staatsspitze des autoritär geführten Staates ist es, das Raumfahrtengagement der Emirate innerhalb kürzester Zeit auf international konkurrenzfähiges Niveau heben. Das Land ist bislang komplett vom Ölexport abhängig, doch die Erdölwirtschaft wird absehbar an Bedeutung verlieren. Statt für Betriebswirtschaft soll sich der Nachwuchs künftig mehr für Ingenieurswissenschaften interessieren und nach der Ausbildung im Land bleiben. Spannende Projekte in einem wachsenden Raumfahrtsektor sieht die Staatsspitze dafür als hilfreich an.
Gigantomanie oder Symbol für eine bessere Zukunft?
Mit der Hope-Mission in die Marsumlaufbahn feiert der Staatenbund der Vereinigten Arabischen Emirate auch sein 50-jähriges Bestehen. Im Jahr 1971 hatten sich sieben Emirate am Persischen Golf zu einem Staatsgebilde vereinigt. Die politische Opposition wertet den Flug zum Mars als Ausdruck der Gigantomanie der herrschenden Elite, die es mit Geld und guten Beziehungen zu den USA im Jahr 2019 bereits geschafft hat, als ersten Araber überhaupt einen Astronauten der Emirate für eine knappe Woche an Bord der ISS zu bringen. Mit der Namensgebung wollen die Projektverantwortlichen des Mohammed Bin Rashid Space Centre in Dubai den Blick auf die ungelösten Konflikte der Region lenken.
Weitere Sonden im Anflug
Nur alle 26 Monate öffnet sich ein günstiges Startfenster für so eine Mission. Das war auch 2020 zwischen Mitte Juli und Mitte August der Fall.
Es werden demnächst noch zwei weitere Sonden den Mars erreichen - eine chinesische Mission, die auch einen Lander mit Rover an Bord hat. Und die amerikanische NASA will einen tonnenschweren Rover auf der Marsoberfläche absetzen.