Astronomie

Mars-Maulwurf kommt einfach nicht in den Boden

Stand
Autor/in
Uwe Gradwohl
Onlinefassung
Ralf Kölbel

Der in Deutschland entwickelte "Maulwurf" HP3 hat es auch nach 18 Monaten nicht geschafft, tiefere Schichten der Marsoberfläche zu erkunden. Ist die Mission noch zu retten?

Seit eineinhalb Jahren versucht der "Mars-Maulwurf" HP3, sich auf dem Mars in den Boden einzugraben. Das raffinierte technische Gerät wurde mit einer Sonde zum roten Planeten gebracht und sollte sich dort in den Untergrund einbuddeln.

Mars - tot oder lebendig?

Das Ziel des in Deutschland erdachten und gebauten Maulwurfs ist es, bis auf 5 Meter Marstiefe vorzudringen. Das wäre ein Rekord in der Raumfahrt. Aber nach 18 Monaten scheinen jetzt die letzten Chancen zu schwinden, dass der Maulwurfsroboter sein Ziel noch erreichen könnte.

Ein Gerät, das sich von selbst in den Marsboden eingräbt, ist eigentlich eine tolle Idee. Schon in 5 Metern Tiefe könnte man messen, wieviel Wärme aus dem Kern des Planeten an seine Oberfläche dringt. Daraus könnten die Wissebschaftler schließen, ob der Mars doch noch heißes zähflüssiges Gestein in seinem Innern besitzt.

Der in Deutschland entwickelte "Maulwurf" HP3 hat es bislang nicht geschafft, mit seiner Rammsonde etwas tiefere Schichten der Marsoberfläche zu erkunden.
Der in Deutschland entwickelte "Maulwurf" HP3 hatte anfangs Probleme, mit seiner Rammsonde tiefere Schichten der Marsoberfläche zu erkunden.

Ungelöste Frage der Marsforschung weiter ungelöst

Dann wäre er nicht, wie lange gedacht, ein geologisch toter, sondern ein noch aktiver Himmelskörper. Diese große Frage der Marsforschung könnte jetzt schon gelöst sein – ist sie aber nicht. Dabei sah alles gut aus, als die NASA-Sonde Mars Insight im Februar 2019 mit ihrem langen Roboterarm eine Art Maulwurf auf dem Marsboden absetzte.

Der Einblick in tiefere Schichten der Marsoberfläche könnte wichtige Erkenntnisse über die geologische Beschaffenheit des Mars liefern. Aber die Oberfläche ist anders beschaffen als erwartet.
Der Einblick in tiefere Schichten der Marsoberfläche könnte wichtige Erkenntnisse über die geologische Beschaffenheit des Mars liefern. Aber die Oberfläche ist anders beschaffen als erwartet.

Große Steine und verkrusteter Boden

Entwickelt hatte das HP3 genannte Gerät das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Der Maulwurf grub los – aber nach knapp 35 Zentimetern war schon Schluss. Das Problem: Das, was gerne Maulwurf genannt wird, sieht eher aus wie ein 40 Zentimeter langer Nagel, der aber nicht von außen mit einem Hammer geschlagen wird, sondern sich selbst, durch einen Hammermechanismus in seinem Innern, Millimeter für Millimeter in den Untergrund rammt.

Zwei Dinge können ihm in die Quere kommen – große Steine und verkrusteter Boden, in dem der Apparat den eigenen Rückstoß nicht dämpfen kann und immer wieder zurückrutscht.

Auch der Versuch, den Maulwurf mit dem Roboterarm in den Marsboden zu drücken, hat wohl nicht geklappt.
Auch der Versuch, den Maulwurf mit dem Roboterarm in den Marsboden zu drücken, hat wohl nicht geklappt.

Roboterarm drückt Maulwurf in den Boden

Das Problem scheint tatsächlich eine Kruste aus Salz und Staub im Marsboden zu sein. In diesem Frühjahr, nach einem Jahr der erfolglosen Grabungsversuche, fiel nun der Entschluss rabiater vorzugehen: Der Roboterarm der Insight Sonde presste in den vergangenen Wochen den Maulwurf in den Boden – mit dem Risiko, dass dabei die Kabelanschlüsse zerstört werden, über die der Marsmaulwurf mit Energie und Daten versorgt wird.

Marsuntergrund anders als gedacht

Doch auch diese Starthilfe brachte keinen Erfolg, wie die Forscher jetzt berichteten. Vielleicht wird man noch versuchen, in das Bohrloch ein wenig Sand als Rückstoßdämpfung einzufüllen, aber nach knapp eineinhalb Jahren bleibt den Forschern augenblicklich nur die ernüchternde Erkenntnis, dass der Marsuntergrund, zumindest an der Landestelle von Mars Insight, überraschend anders ist als gedacht. Auch auf dem Mars gilt offensichtlich der alte deutsche Bergmannsspruch: Vor der Hacke ist es dunkel.

Stand
Autor/in
Uwe Gradwohl
Onlinefassung
Ralf Kölbel