Tiefe Hirnstimulation

"Hirnschrittmacher" lindert schwere Depressionen

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Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Die Tiefe Hirnstimulation mittels Elektroden wurde ursprünglich bei Parkinson angewendet. Doch sie kann auch bei schweren Depressionen helfen.

Die Tiefe Hirnstimulation (THS) wird populärwissenschaftlich als „Hirnschrittmacher“ bezeichnet. Sie ist ein noch relativ junges neurochirurgisches Verfahren. Erst in den späten 80er Jahren wurde sie erstmals in Frankreich angewandt. Seither hat sich die THS weltweit etabliert. Sie wurde bei circa 85.000 Patienten durchgeführt.

Tiefe Hirnstimuliation lindert Beschwerden bei Parkinson

Die meisten der Patienten werden wegen Bewegungsstörungen bei der Parkinson-Erkrankung behandelt. Mithilfe der THS könne sich der klinische Zustand des Patienten stabilisieren, erklärt der Neurochirurg Jaroslaw Maciaczyk vom Universitätsklinikum Bonn.

Menschen mit Parkinson haben oft eine gestörte Feinmotorik. Die tiefe Hirnstimulation kann Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern.
Menschen mit Parkinson haben oft eine gestörte Feinmotorik. Die tiefe Hirnstimulation kann Beschwerden lindern und die Lebensqualität verbessern.

Gerade Parkinsonerkrankten können durch die THS Linderung ihrer Bewegungsstörungen erfahren und auch der Parkinson Tremor- das Zittern - kann so behandelt werden. Allerdings kann die THS nur die Symptome lindern. Die zugrunde liegende Erkrankung bleibt bestehen. "Wir sind nicht in der Lage mit dieser Methode Progression der Krankheit aufzuhalten. Wir sind allerdings in der Lage die Lebensqualität des Patienten über Jahre hinaus zu verbessern", so Maciaczyk.

"Hirnschrittmacher" stimuliert das Gehirn mit elektrischen Impulsen

Für die THS werden Elektroden direkt in das Gehirn eingeführt. Durch die Elektroden erfolgt eine hochfrequente elektrische Stimulation bestimmter Kerngebiete des Gehirns. Man nimmt an, dass diese Stimulation zu einer Modulation von beteiligten neuronalen Netzwerken führt. Wie die THS ganz genau wirkt, ist aber noch nicht eindeutig geklärt.

Elektrode die als "Hirnschrittmacher" zur tiefen Hirnstimulation eingesetzt wird. Sie beeinflusst das Gehirn mithilfe von elektrischen Impulsen.
Elektrode die als "Hirnschrittmacher" zur tiefen Hirnstimulation eingesetzt wird. Sie beeinflusst das Gehirn mithilfe von elektrischen Impulsen.

Schwere Depressionen: THS regt das Belohnungssystem an

Auch im Fachbereich Psychiatrie wird die THS zunehmend erforscht und angewendet. Thomas Schläpfer leitet an der Uniklinik Freiburg die Abteilung für Interventionelle Biologische Psychiatrie. Dort läuft eine Studie zur tiefen Hirnstimulation, die auch bei schwersten Depressionen anwendbar und wirksam sei, so Schläpfer.

Bei dem Verfahren stimulieren die eingesetzten Elektroden das Belohnungssystem im Gehirn. Der Eingriff ist invasiv, zeigt aber auch ein hohes Potential, erklärt Schläpfer: "Es ist eine Hirnoperation, bei der wir durch kleine Löcher im Schädel Elektroden einbauen müssen. Der große Vorteil ist aber, wenn die Narben verheilt sind, gibt es keine Nebenwirkungen. Und wir konnten bisher gut nachweisen, dass es eine Langzeittherapie ist."

Bei schweren Depressionen könnte die tiefe Hirnstimulation ein Ausweg sein. Der Eingriff ist invasiv, doch die behandelte Patienten sind begeistert.
Bei schweren Depressionen könnte die tiefe Hirnstimulation ein Ausweg sein. Der Eingriff ist invasiv, doch behandelte Patienten fühlen sich danach oft sehr viel besser.

Die Behandelten mit einem Hirnschrittmacher können in der Regel auf die dauernde Einnahme von Antidepressiva verzichten. Allerdings werde die Methode ungern und oft nur als letzter Ausweg angewandt, da sie einen invasiven Eingriff ins Hirn bedeute, so Schläpfer. Er schildert, dass bereits behandelte Patienten sehr glücklich mit dem Ergebnis seien.

Bisher wird das Verfahren der tiefen Hirnstimulation bei schweren Depressionen aber noch nicht von den ärztlichen Leitlinien empfohlen und gilt noch als experimentelle Therapie

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