Geoengineering ist der Überbegriff für eine Reihe verschiedener Maßnahmen, um die Durchschnittstemperatur der Erde künstlich zu senken. Grundsätzlich werden dabei zwei Ansätze verfolgt: Einmal soll das Treibhausgas CO2 aufwendig aus der Atmosphäre entzogen werden. Dieser Ansatz wird auch Carbon Capturing genannt.
Eine zweite Möglichkeit ist es, den Spiegeleffekt der Erde zu erhöhen. Damit würde ein Teil des Sonnenlichts reflektiert werden und gar nicht erst auf der Erde ankommen und zur Klimaerwärmung beitragen. Die Maßnahmen von Geoengineering können sehr unterschiedlich aussehen. Neben der Aufforstung von Wäldern gibt es auch Methoden, um z.B. künstliche Wolken über dem Meer entstehen zu lassen oder Partikel in die Stratosphäre zu injizieren.
Geoengineering wird vielerorts kontrovers diskutiert
Gegner von Geoengineering sehen darin eine besonders gefährliche Möglichkeit, von der eigentlichen Problematik der Klimaerwärmung abzulenken. Außerdem sind die Auswirkungen eines möglichen Eingriffs in unser Klimasystem noch kaum vorhersehbar aufgrund fehlender Forschung. Gleichzeitig würden diese Maßnahmen aber die gesamte Menschheit betreffen.
Die American Geophysical Union AGU hat gerade deshalb neue ethische Leitlinien zur Erforschung von Geoengineering formuliert. Sie sollen als eine Art Orientierung bei der Erforschung neuer Geoengineering-Technologien dienen.
Fachleute warnen vor „Solar Geoengineering“
Forschung zu Geoengineering soll ethische Leitlinien berücksichtigen
Das Rahmenwerk umfasst fünf Grundsätze, die bei der Erforschung neuer Technologien im Bereich Geoengineering berücksichtigt werden sollen. Zuerst soll Forschung zu Geoengineering nie als Alternative zur Emissionsreduktion gesehen oder präsentiert werden. Außerdem soll Forschung immer eine ganzheitliche Klimagerechtigkeit mitberücksichtigen.
Der dritte Grundsatz umfasst die Inklusion der Öffentlichkeit, um sicherzustellen, dass keine Gruppen oder Gemeinschaften benachteiligt werden. Außerdem soll die Forschung immer transparent gemacht werden. Das betrifft auch die Finanzierung oder die Entscheidungsfindung von Projekten. Als letzter Punkt soll Forschung zu Geoengineering natürlich im Einklang mit den geltenden Gesetzen ablaufen. Dazu gehört auch eine unabhängige Prüfung der einzelnen Projekte.
Forschung zu Geoengineering soll dabei helfen informiertere Entscheidungen zu treffen
Professor Daniel Heyen von der Technischen Universität Kaiserslautern lobte im Interview mit dem Wissensmagazin Impuls das Vorhaben der AGU: Mehr Wissen über die möglichen Folgen würde dabei helfen, informiertere und gerechtere Entscheidungen über die Forschung oder mögliche Nutzung von Geoengineering zu treffen.
Gleichzeitig bemängelt er, dass sinnvolle Forderungen von Geoengineering-Gegnern gegen die Forschung verwendet werden könnten. Zwar sollte man Geoengineering kritisch sehen, doch es ist „auch riskant dem Klimawandel, ohne diese möglicherweise hilfreichen Technologien zu begegnen und auch die Erforschung von Anfang an ausschließen.“.
Polarisierung der Gesellschaft soll durch Leitlinien verhindert werden
Grundsätzlich wären solche ethischen Leitlinien gesetzlich nicht bindend, so Heyen. Auch handle es sich nicht um kritische Regeln für den Einsatz von Geoengineering. Vielmehr gehe es darum, proaktiv Leitlinien zu formulieren, um möglicher Kritik an Forschungsvorhaben schon im Vorfeld zu begegnen.
Die Kontroverse um den möglichen Einsatz von Geoengineering hat in der Praxis bereits dazu geführt, dass einzelne Forschungsprojekte abgebrochen wurden, da sich die Bevölkerung dagegen gestellt hat. Heyen betont: „Forschungsprojekte selbst sind per se kaum gefährlich und gar nicht problematisch“. Die Formulierung dieser ethischen Leitlinien soll demnach eine mögliche Polarisierung zu Geoengineering von Anfang an verhindern.
Umwelttechnik Die Klima-Klempner – Brauchen wir Geo-Engineering?
Manche Forscher wollen die Klimakrise technisch lösen: Indem sie CO2 aus der Luft filtern oder die Sonneneinstrahlung „dimmen“. Das ist riskant. Tabuisieren lassen sich solche Ideen nicht mehr.