Menschen mit genetisch bedingten Krankheiten müssen oft ihr Leben lang medizinisch behandelt werden. Mit Hilfe von Gentherapie können Krankheiten im Idealfall mit einer einzigen Behandlung geheilt werden. Die Kosten dafür sind enorm hoch und werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen. Wenn es in Zukunft immer mehr Gentherapien gibt, stehen wir vor einem echten Finanzierungsproblem im Gesundheitssystem.
Markteinführung von Gentherapien kostet mehrere Millionen Euro
Die erste in der EU zugelassene Gentherapie ist Zolgensma. Es wird bei der Behandlung von Muskelschwäche und Muskelschwund, der sogenannten spinalen Muskelatrophie, eingesetzt. Der Markteinführungspreis für das Medikament lag bei 1,9 Millionen Euro. Und ist damit nicht einmal die teuerste Gentherapie.
Das Medikament Libmeldy wird zur Behandlung einer lebensbedrohlichen Stoffwechselstörung, metachromatische Leukodystrophie (MLD), verwendet und hatte einen Einführungspreis von 2,8 Millionen Euro. Mit dem Medikament Hemgenix kann die Blutkrankheit Hämophilie B kontrolliert werden, der Markteinführungspreis lag bei 3,2 Millionen Euro.
Neue Chancen: Gentherapie bei Bluterkrankheit
Gentherapien sind Hightech-Behandlungen
Gentherapien lösen Medikamente ab, die lebenslang genommen werden mussten und die Therapie somit auch sehr teuer war. Die Kosten haben sich über mehrere Jahrzehnte verteilt, mit der Gentherapien hingegen wird der Gesundheitsetat mit einem einmaligen Preis-Schock belastet.
"Gen- und Zelltherapien sind Hightech-Behandlungen. Sie kommen nur selten bei sehr kleinen Patientengruppen zum Einsatz und werden oft nur einmal gegeben", erklärt Ulrike Götting vom Verband forschender Arzneimittelhersteller. Die Refinanzierung der Forschungs- und Entwicklungsausgaben für die einmal-Therapien konzentriert sich auf eine einzige Spritze. Zwar lassen sich die teuren Therapien für seltene Krankheiten derzeit finanzieren, doch das könnte sich in Zukunft ändern.
Gentherapien lösen Kosten-Tsunami aus
Bisher belaufen sich die Ausgaben für Arzneimittel in Deutschland auf etwa 50 Milliarden Euro pro Jahr. Zukünftige Gentherapien werden eine einmalige Kostenwelle von bis zu 35,6 Milliarden Euro auslösen. Ein Problem, das auch die Krankenkassen bereits erkannt haben, denn unter den Therapien sind auch Medikamente für Volkskrankheiten wie beispielsweise Diabetes dabei.
"Wenn wir jetzt wissen, die Therapiekosten liegen in der Größenordnung von Hunderttausenden bis vielleicht Millionen Euro, dann muss man sich die Frage stellen, wie soll das finanzierbar bleiben?", fragt der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse Jens Baas.
Pharmaindustrie scheffelt ordentlich Geld durch Patentschutz
Die Pharmaindustrie ist daran interessiert, hohe Gewinne zu machen. Das macht sie unter anderem mit Patenten. Der Patentschutz gibt einem Arzneimittel eine Monopolstellung und sichert einen hohen Preis. Es kommt nicht selten vor, dass kurz vor dem Ablauf eines Patentschutzes eine "Verbesserung" des Medikaments auf den Markt kommt. Dabei wird oft nur eine Kleinigkeit an einem Molekül geändert, die die Wirksamkeit des Medikament nicht ändert. Trotzdem gibt es einen neuen Patentschutz - und das ganz legal.
Die Krankenkassen fordern von der Pharmaindustrie, dass sie ihre tatsächlichen Kosten transparent machen. Niemand möchte auf den Heilerfolg durch neue Therapien verzichten, doch sollte die Gesellschaft auch wissen, warum ein Medikament so teuer ist, meint Baas. Außerdem fordert er, dass die Gewinnmarge der Pharmaindustrie nicht beliebig hoch sein könne.