"Wenn sie Gerechtigkeitsfanatiker sind, dann würde ich ihnen empfehlen Tennis zu gucken." Das sagt Metin Tolan, Experimentalphysiker und Präsident der Universität Göttingen. Er ist selbst Fußballfan, dem Sport nähert er sich aber auch mathematisch. Beim Tennis würde statistisch gesehen in den allermeisten Fällen der oder die bessere gewinnen.
Beim Fußball sei das anders, erklärt Metin Tolan. "Sie können sich das grob ausrechnen. Angenommen eine Mannschaft ist halb so gut im Vergleich zu einer anderen." Dann komme beim Durchrechnen raus, "dass die Siegwahrscheinlichkeit, der nur halb so guten Mannschaft immer noch 26 Prozent ist. Das ist relativ viel."
Beim Fußball ist jedes Tor extrem wichtig
Der Grund: Beim Fußball fallen in der Bundesliga im Schnitt etwa drei Tore. "Das führt dazu, dass eine Mannschaft nur durch reines Glück gewinnen kann", sagt Metin Tolan. "Das kennen wir doch alle. Eine Mannschaft schießt fünfmal gegen den Pfosten, die andere kommt vielleicht einmal vors Tor und trifft und gewinnt dann 1:0."
Jedes einzelne Tor sei deshalb extrem wichtig - darum würde auch jeder Treffer so intensiv bejubelt, so Tolan.
Wenn man Fußball wirklich gerechter machen wollte, müsse man dafür sorgen, dass das Glück eine kleinere Rolle spielt und häufiger die bessere Mannschaft gewinnt. Das wäre auch gar nicht so schwierig:
"Indem man einfach die Tore größer macht. Dann enden die Spiele nicht mit 2:1, sondern mit 25:20. Wenn da vielleicht ein Tor durch eine Schiedsrichterentscheidung falsch gegeben wurde, dann spielt das halt keine so Rolle. Und das ist gerechter", sagt der Experimentalphysiker.
Ungerechter, aber unterhaltsamer Sport
Aber gerechter bedeute eben nicht, dass das Zuschauen unterhaltsamer würde, sagt Tolan: "Die Ungerechtigkeit ist doch das Schöne am Fußball, weil die Dramen dadurch geschrieben werden, dass es die wenigen Höhepunkte gibt." Er sage immer: "Gerechtigkeit ist gar nicht das Ziel. Das Ziel ist es, uns etwas Dramatisches abzuliefern und das schafft der Fußball doch. Das schafft der weltweit."
Und das sich "drüber aufregen" gehört zum Fußball somit einfach dazu.