Frauen profitieren von Sport stärker als Männer. So lautet das Ergebnis einer US-chinesischen Studie, die das Journal of the American College of Cardiology jetzt veröffentlicht hat. Demnach brauchen Frauen weniger als halb so viel Bewegung wie Männer, um ihre Gesundheit maximal zu stärken.
Bei Frauen reichen dafür 140 Minuten Bewegung pro Woche, bei Männern sind es rund 300 Minuten. Und Frauen können sogar noch stärker profitieren als die Männer, wenn sie sich auch etwa 300 Minuten wöchentlich bewegen.
Die Studie bestätige insgesamt die Ergebnisse vieler anderer Studien, sagt Sportwissenschaftler Prof. Philipp Zimmer von TU Dortmund. Neu ist aber, dass die Studie den Fokus auf den Faktor Geschlecht gelegt hat.
Dafür wurden mehr als 400.000 Erwachsene in den USA wurden über 22 Jahre beobachtet. Sie gaben in standardisierten Fragebögen an, wie viel sie sich wöchentlich bewegen. Außerdem wurden auch Faktoren wie Rauchen oder der Body-Mass-Index erhoben. Die Studie sei aussagekräftig, urteilt Zimmer. Auch wenn in anderen Studien diese Daten mit Fitnessarmbändern erhoben werden und deshalb genauer seien als Fragebögen.
Bewegung senkt das Sterberisiko
Wer sich viel bewegt, senkt sein Risiko in einem bestimmten Zeitraum zu sterben gegenüber Menschen, die sich nur wenig bewegen. Und je mehr man sich bewegt, desto stärker senkt man sein Risiko. In der US-chinesischen Studie zeigten nun die Wissenschaftler, dass Männern dieses Risiko durch 300 Minuten Bewegung um 18 Prozent senken können, Frauen jedoch um 24 Prozent.
Dafür wurde geschaut, wie viele Menschen in den 22 Jahren gestorben sind, daraus das Sterberisiko errechnet und ermittelt, wie viele Menschen in einer vergleichbaren Altersgruppe rein statistisch in derselben Zeit sterben. Dann wurde mit Blick auf das Aktivitätsniveau untersucht, "ob die Menschen, die sich mehr bewegen oder bestimmte Cut-off-Werte überschreiten, länger leben oder weniger häufig sterben", erläutert Zimmer die Methode.
Der Zusammenhang mit diesen Cut-off- oder Grenzwerten fiel eindeutig aus.
Nur jede fünfte Frau und jeder vierte Mann in Deutschland bewegen sich genug
Damit ist tatsächlich erst einmal Bewegung generell gemeint - also zu Fuß einkaufen gehen, mit dem Rad zur Arbeit fahren, Treppe statt Aufzug nehmen, Gartenarbeit und ähnliches. Hört sich nicht schwierig an. Aber laut Daten des Robert Koch-Institut-Koch-Instituts bewegt sich in Deutschland nur jede fünfte Frau und nur jeder vierte Mann 150 Minuten pro Woche.
Wer sich intensiver bewegt, also sogar sportlich unterwegs ist, hat die gleichen Vorteile für die Gesundheit schon mit weniger zeitlichem Aufwand. Daher hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO), ihre Empfehlungen ergänzt: Dass man sich auch nur 75 bis 150 Minuten nur bewegen kann, wenn es intensiv ist.
Dadurch berücksichtige sie WHO eine Dosis-Wirkungs-Beziehung, sagt Zimmer. "Also entweder ich bewege mich etwas weniger lang und dafür intensiver, oder ich bewege mich etwas länger und dafür reicht dann eben auch das Moderate."
Die gesundheitlichen Effekte sind dieselben, erläutert Prof. Hans-Georg Predel von der Deutschen Sporthochschule Köln. "Wir senken den Blutdruck, also einen erhöhten Blutdruck durch sportliche Aktivitäten, wir verbessern die Herzdurchblutung, verhindern die Arteriosklerose unserer Herzkranzgefäße, optimieren die Herzdynamik, verhindern also auch die Entstehung einer Herzinsuffizienz, der Herzmuskelschwäche."
Frauen müssen weniger Krafttraining machen
Die WHO empfiehlt mittlerweile auch zweimal wöchentlich kräftigende Übungen oder Krafttraining. Auch hier konnten die Wissenschaftler in der neuen Studie Unterschiede bei Frauen und Männern aufzeigen. Männer profitierten am meisten von drei Trainingseinheiten wöchentlich und konnten so ihr Sterberisiko um 14 Prozent senken. Frauen erzielten diesen Wert schon durch einen einzigen Besuch im Fitnessstudio wöchentlich.
Bewegungsdefizit bei Frauen ab 30, vor allem aus unteren Bildungsschichten
Bislang sind die Empfehlungen der Weltgesundheitsorganisation aber für Frauen und Männer gleich. Dabei zeigt sich schon sehr früh eigentlich ein 'gender gap' - ein Unterschied in der physischen Aktivität von Männern und Frauen. Bereits junge Mädchen bewegen sich im Durchschnitt weniger als Jungen, und dieser Unterschied zieht sich durchs ganze Leben. Umso wichtiger ist nun dieses Studienergebnis, dass Frauen von Bewegung offensichtlich mehr und früher profitieren als Männer.
Also nur jede zehnte Frau ab 30 und aus einer unteren Bildungsschicht bewegt sich genug. Es würde sich daher lohnen, gerade die anderen 90 Prozent der Frauen zu motivieren, sich mehr zu bewegen.
Generell zeigt auch diese Studie wieder, dass Bewegung und Sport gesund sind und das Sterberisiko senken. Und interessant für alle Frauen: Sie scheinen deutlich weniger machen zu müssen, um länger zu leben.