Wenn sich die alltäglichsten Tätigkeiten wie eine sportliche Höchstleistung anfühlen, dann ist das nicht immer eine Frage des Alters, sondern kann auch an einer Herzschwäche liegen.
Ein Großteil der Patienten steht in der zweiten Hälfte ihres Berufslebens, so der Mediziner Prof. Peter Lüdike von der Klinik für Kardiologie und Angiologie an der Universitätsklinik Essen. Der Klassiker sei, dass sich Betroffene familiär etabliert hätten, aber sich aber in den letzten zehn bis 15 Jahren wenig um sich selbst gekümmert hätten:
Kommen die Betroffenen mit Luftnot in die Sprechstunde zum Kardiologen Prof. Peter Lüdike an der Universitätsklinik Essen, ist das ein Hinweis auf eine Herzschwäche, auch Herzinsuffizienz genannt. Hier unterscheiden die Ärzte zwischen zwei Formen: der systolischen und der diastolischen Herzschwäche.
Herzschwächen werden oft erst spät erkannt
Unser Herz schlägt bei seinen Pumpbewegungen in zwei Phasen. Während der Systole zieht sich das Herz zusammen und pumpt dadurch das Blut in den Körperkreislauf. Diese Phase findet im Wechsel mit einer Entspannungsphase statt, die als Diastole bezeichnet wird.
Bei der sogenannten diastolischen Herzinsuffizienz besitzt das Herz genug Pumpkraft. Allerdings nimmt es nicht genügend Blut auf, da eine Herzkammer ihre Elastizität verloren hat oder sogar versteift ist. Das Problem: Diese Form der Herzschwäche wird oft erst im fortgeschrittenen Stadium diagnostiziert, obwohl sie etwa die Hälfte aller Fälle von Herzschwäche ausmacht.
So funktioniert die Früherkennung
Für die Früherkennung haben sich Forscher an der Uniklinik Essen ein spezielles Herzkatheter-Labor eingerichtet. Dort können gleich mehrere Untersuchungen an einem Ort stattfinden und so schon früheste Stadien einer Herzinsuffizienz erkannt werden.
Das Besondere: In diesem Labor können mittels minimalinvasiver Herzkatheter-Diagnostik über die Vene gleichzeitig auch Untersuchungen wie ein Herzultraschall und Belastungstests durchgeführt werden, die dann einen sicheren Befund liefern. In ihrer Studie wollten die Forscher herausfinden, welcher der vier etablierten Stresstests am zuverlässigsten ist:
- Es wird zum einen mit einer Art Hand-Expander ein Armkrafttraining simuliert.
- Dann gibt es die Möglichkeit, dass Patienten im Liegen ihre Füße anheben, um durch dieses akute Wechseln von Blutvolumen der Beine in den Körperkreislauf zum Herzen hin das Herz kurz unter Volumenstress zu setzen.
- Volumenstress durch kurzfristige Infusion von 0,5 Liter Flüssigkeit.
- Das etablierteste, aber auch aufwendigste Verfahren ist eine Fahrradergometrie.
Bei der Fahrradergometrie liegt der Patient auf einer Liege, die etwa 45 Grad gebeugt ist. Daran angeschlossen befindet sich ein Fahrradergometer, wie man es aus dem Fitness-Studio kennt. Die Patienten werden dann kontrolliert belastet und die Belastung gesteigert. Währenddessen untersuchen die Ärzte das Herz.
Die Studie zeigt: Die Fahrradergometrie ist am zuverlässigsten
In der Studie wurden alle Probanden jeweils mit vier verschiedenen Untersuchungsmethoden getestet, um herauszufinden, mit welcher Technik die frühe Form der Herzinsuffizienz am verlässlichsten erkannt werden kann. Prof. Peter Lüdke berichtet, dass tatsächlich in 100 Prozent der Fälle mittels der Fahrradergometrie die gestörte Herzleistung erkannt werden konnte. Bei den anderen Methoden seien nur knapp 11 Prozent korrekterweise als krank erkannt worden.
Die Essener Forscher haben gezeigt, dass die Fahrradergometrie am besten geeignet ist, um eine Herzinsuffizienz zu entdecken. Vor allem, wenn die anderen, weniger aufwändigen Tests kein klares Ergebnis liefern.
Experten empfehlen Menschen mit Herzschwäche eine Anpassung des Lebensstils. Dazu gehören eine gesunde Ernährung, Bewegung und wenig Stress. Denn: Die diastolische Herzschwäche ist umkehrbar und therapierbar. Zudem wurden gerade die Leitlinien zur Behandlung durch eine medikamentöse Therapie aktualisiert – dafür muss die Herzschwäche aber erst einmal erkannt werden.