Infektionen

Diphtherie-Ausbruch in Deutschland: wichtige Infos zu Risiko und Schutz

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Autor/in
Anja Braun
Anja Braun, Reporterin und Redakteurin SWR Wissen aktuell.
Onlinefassung
Lilly Zerbst
Portraitbild der Reporterin Lilly Zerbst.

Aktuell gibt es zwei Fälle von Diphtherie in der Region Berlin-Brandenburg. Ein zehnjähriger ungeimpfter Waldorfschüler musste sogar intensivmedizinisch behandelt werden. Wie wahrscheinlich ist ein größerer Ausbruch? Und was bietet Schutz?

Wie steckt man sich mit Diphtherie an?

Diphtherie ist eine typische Tröpfcheninfektion. Die RachenDiphtherie wird durch Niesen, Husten oder auch Speichel übertragen.

Die HautDiphtherie, die sich mit Wunden äußert, wird durch Schmierinfektion übertragen. HautDiphtherie ist aber nur in Ländern mit unzureichender Gesundheitsversorgung weit verbreitet. Sie spielt bei uns keine Rolle.

Was ist Diphtherie und welche Symptome gibt es?

Diphtherie ist eine hochansteckende, bakterielle Infektionskrankheit. Sie kann einen lebensgefährlichen Verlauf nehmen. Zwei bis fünf Tage nach der Ansteckung zeigen sich zunächst Entzündungssymptome wie Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, Heiserkeit, Schwellung der Halslymphknoten und auch hohes Fieber.  

Typische Merkmale von Diphtherie sind Halsschmerzen und geschwollene Halslymphknoten. Bei einem schweren Verlauf kann der Erkrankte nicht mehr atmen.
Typische Merkmale von Diphtherie sind Halsschmerzen und geschwollene Halslymphknoten. Bei einem schweren Verlauf kann der Erkrankte nicht mehr atmen.

Bei einem schweren Verlauf der Hals immer weiter zu, sodass man erstickt. Deshalb ist die Krankheit auch als „Würgeengel“ bekannt geworden. In fünf bis zehn Prozent aller Erkrankungen führt das zum Tod. Kinder sind besonders gefährdet.

Wie wird Diphtherie behandelt?

Diphtherie kann durch die Gabe eines Gegengiftes behandelt werden. Gleichzeitig werden Antibiotika verabreicht, die die Diphtheriebakterien abtöten sollen. Dazu müssen Erkrankte in eine Klinik und werden dort isoliert behandelt. Im schlimmsten Fall müssen sie künstlich beatmet werden - so wie das bei dem 10-jährigen ungeimpften Schüler aus Berlin der Fall war.

Bei einem schweren Verlauf von Diphtherie schwillt der Hals zu. Die Erkrankten müssen künstlich beatmet werden. Eine Impfung bietet Schutz.
Bei einem schweren Verlauf von Diphtherie schwillt der Hals zu. Die Erkrankten müssen künstlich beatmet werden. Eine Impfung bietet Schutz.

Wie häufig kommt Diphtherie in Deutschland vor?

In Deutschland ist Diptherie nicht wirklich häufig. Für das laufende Jahr meldet das Robert-Koch Institut bisher 37 bestätigte Fälle, davon die zwei jüngsten Fälle in Berlin.

In der Regel sind es ungeimpfte Personen, die an Diphtherie erkranken. Die letzte große Diphtherie-Epidemie in Deutschland war zwischen 1942 und 1945. Durch die breite Einführung der Kinder-Impfung ab 1960 ist die Krankheit immer weiter zurück gegangen. 1997 ist in Deutschland zum letzten Mal ein Mensch an Diphtherie gestorben. 

Wann wird eine Impfung gegen Diphtherie empfohlen?

Eine Impfung wird bereits im Säuglingsalter empfohlen. Es ist eine der ersten Standardimpfungen, die Babys bekommen. Sie kommt verpackt in eine Spritze mit fünf anderen lebenswichtigen Impfstoffen – gegen Tetanus, Pertussis, Polio, Hib und Hepatitis B.

Eine Impfung gegen Diphtherie wird bereits im Säuglingsalter empfohlen. Sie bietet effektiven Schutz vor dem Ausbruch der Erkrankung.
Eine Impfung gegen Diphtherie wird bereits im Säuglingsalter empfohlen. Sie bietet effektiven Schutz vor dem Ausbruch der Erkrankung.

Erwachsenen wird empfohlen, die Diphtherie-Impfung in Kombination mit dem Tetanus-Impfstoff alle zehn Jahre aufzufrischen.

Wichtig ist: Die Impfung bietet einen zuverlässigen Schutz gegen die Symptome der Diphtherie, nicht aber vor der Infektion mit dem Erreger. Das bedeutet, man kann sich trotz Impfung mit dem Erreger anstecken. Man hat dann zwar keine Krankheitssymptome, kann aber die Diphtheriebakterien übertragen. Deshalb lässt sich Diphtherie wie viele andere Krankheiten durch Impfen nicht völlig ausrotten.

Müssen wir uns Sorgen über Ausbrüche von Diphtherie machen?

Größere Diphtherie-Ausbrüche sind in Deutschland sehr unwahrscheinlich. Tatsächlich ist die Herdenimmunität bei Diphtherie sehr hoch - deutlich höher als zum Beispiel bei Masern. Denn über 92 Prozent der Kinder sind gegen Diphtherie geimpft. So kommt es immer mal wieder zu kleineren Ausbrüchen- doch für größere Ausbrüche fehlen dem Bakterium einfach schlicht die Wirte.

Kinderärztinnen und Ärzte leisten Überzeugungsarbeit

Viele Kinderärztinnen und Ärzte leisten gerade auch bei impfkritischen Eltern viel Überzeugungsarbeit. Denn Eltern wollen ja in der Regel das Beste für ihre Kinder und wenn sie ihre Babys nicht impfen lassen wollen, dann weil sie vielleicht selbst schlechte Erfahrungen mit Impfungen gemacht haben oder Informationen über die Impfung vielleicht nicht richtig eingeordnet haben. Doch oft lassen sich die Impfskeptiker doch noch von der Wichtigkeit der Impfung überzeugen.

Wie kommt es trotzdem immer wieder zu Ausbrüchen von Diphtherie?

Die Krankheit lässt sich durch Impfen nicht zu 100 Prozent ausrotten. Das ist übrigens bei anderen Infektionskrankheiten genauso.

Diphtherie bleibt deshalb problematisch für die, die keinen ausreichenden Schutz haben - also nicht geimpft sind und für einen sehr geringen Prozentsatz von Menschen, die trotz Impfung noch empfänglich sind. Denn nicht jede Impfung schützt zu 100 Prozent. Wahrscheinlicher stecken sich aber diejenigen an, die nicht geimpft sind, wenn sie auf jemanden treffen, der das Bakterium in sich trägt und weiter verbreitet.

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