Es ist das Verhalten der Menschen, das Corona-Todesfälle verhindert, nicht die politische Entscheidung einen allgemeinen Lockdown anzuordnen – das ist das Ergebnis der Studien, die von Forschenden an der Johns-Hopkins-Universität zusammengefasst wurden.
Bei hohen Infektionszahlen verhalten sich Menschen im allgemeinen vorsichtiger
Bei hohen Infektionszahlen würden sich Menschen demnach von sich aus sehr viel vorsichtiger verhalten, bei niedrigen entsprechend weniger vorsichtig – und das unabhängig davon, ob ein Lockdown gilt oder nicht.
Deutlich mehr Einfluss auf das Verhalten habe die Kommunikation von Regierungen über Maßnahmen, die Menschen selbst umsetzen können, um sich zu schützen – zum Beispiel Kontakte reduzieren und AHA-Regeln.

Höhere Übersterblichkeit in populistisch regierten Staaten
Auch wie eine Regierung die Gefahr einschätzt, die vom Coronavirus ausgeht, hat einen Einfluss darauf, wie vorsichtig die Bevölkerung ist. Zu diesem Ergebnis kommt eine andere Studie, die in populistisch regierten Ländern eine höhere Übersterblichkeit während der Pandemie gefunden hat.

Treffen an der frischen Luft sollten nicht verboten werden
Was laut den Forschenden der Johns-Hopkins zu etwa 15 Prozent weniger Todesfällen geführt hat, war die Schließung von Bars und Restaurants. Auch eine Maskenpflicht für Mitarbeitende im Handel konnte viele Todesfälle verhindern. Für kontraproduktiv halten die Forschenden Verbote, sich an der frischen Luft zu treffen. Das führe dazu, dass Menschen sich – ob sie es dürfen oder nicht – in Innenräumen treffen, wo die Ansteckungsgefahr deutlich höher ist.

Schulschließungen verhindern laut Studie keine Todesfälle
Schulschließungen konnten laut der Studie keine Todesfälle verhindern. Allerdings war der Beobachtungszeitraum der Studie nur der erste Lockdown, als das Infektionsgeschehen vom Wildtyp des Coronavirus dominiert war. Kinder und Jugendliche, die sich mit dem Wildtyp oder der Alpha-Variante infizieren, sind deutlich weniger infektiös als Erwachsene. Sie haben deshalb kaum zum Infektionsgeschehen beigetragen.
Das Bild hat sich allerdings bei der Delta-Variante bereits geändert und die aktuellen Inzidenzen in den Altersgruppen von fünf bis 14 Jahren deuten darauf hin, dass mit Omikron infizierte Kinder aktuell deutlich zur Verbreitung des Virus beitragen.

Sozialkontakte haben Einfluss auf das Infektionsgeschehen
Auch die Kultur eines Landes oder einer Region spielt den Forschenden zufolge eine nicht zu unterschätzende Rolle, wenn es um das Verhalten während der Pandemie geht. Zum Beispiel habe sich das Virus in katholischen Gegenden Deutschlands stets schneller ausgebreitet als anderswo im Bundesgebiet. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass in diesen Gegenden die familiäre Bindung einen großen Stellenwert besitzt und deswegen Menschen mehr soziale Kontakte innerhalb der Familie haben.