Je früher Krebs erkannt wird, desto besser lässt er sich behandeln. Bisher allerdings sind die meisten Vorsorgeuntersuchungen aufwendig und oft auch unangenehm: egal, ob es ums Röntgen der Brust geht oder um eine Darmspiegelung. Wie viel einfacher wäre es dagegen, wenn Krebs sich einfach im Blut nachweisen ließe? Die Forschung dazu läuft auf Hochtouren.
Schnelltests suchen nach Krebsindikatoren im Blut
Viele Bluttests zur Krebsfrüherkennung fahnden nach winzigen Schnipseln von Tumorerbgut im Blut. Andere suchen nach bestimmten Zuckermolekülen, die sich bei einer Krebserkrankung verändern. Besonders weit entwickelt ist derzeit der sogenannte Galleri-Test: In den USA dürfen Ärztinnen und Ärzte ihn sogar schon durchführen.
Erste Studienergebnisse zeigen Treffsicherheit der Tests
In einer ersten Studie aus den USA wurde der Galleri-Bluttest an mehr als 6.600 Probanden über 50 getestet. Sie haben altersgemäß ein höheres Krebsrisiko. Bei knapp hundert Getesteten wurde ein Krebssignal festgestellt. In 35 Fällen davon bestätigte sich die Krebsdiagnose. Das heißt, wer ein positives Testergebnis erhielt, hatte in knapp 40 Prozent der Fälle auch tatsächlich Krebs. Viele Krebsarten befanden sich noch in einem frühen Stadium. Bei fast drei Vierteln handelte es sich um Formen, die nicht routinemäßig untersucht werden.
Auch in Großbritannien läuft jetzt eine große Studie mit 140.000 Freiwilligen, um Treffsicherheit und Nutzen der Methode genau zu prüfen. Es wird Jahre dauern, bis klar ist, ob der Test für den breiten Einsatz geeignet ist, sagt Susanne Weg-Remers vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg:
Falsch-positive Ergebnisse bereiten Probleme für das Gesundheitssystem...
Die Ärztin Susanne Weg-Remers geht davon aus, dass vor allem besonders gefährdete Menschen von Bluttests auf Krebs profitieren könnten. In den USA würden die Tests momentan in erster Linie angeboten, um Hochrisikopersonen zu untersuchen, so Weg-Remers. Doch die Studie aus den USA zeigt auch: Über die Hälfte der positiv getesteten Probanden haben gar keinen Krebs. Das stellt Praxen und Patienten in den USA bereits vor ganz neue Probleme:
... und für die Patientinnen und Patienten
Abgesehen von den hohen Kosten, die solche Untersuchungen verursachen, kann auch die psychische Belastung bei den Betroffenen enorm sein. Bezogen auf die Gesamtzahl an Getesteten kommt ein falsch-positives Testergebnis laut der US-Studie in weniger als einem Prozent der Fälle vor.
Dieser fälschliche Krebsverdacht hat für die Probanden allerdings physische und psychische Folgen: Man stellt den Mensch mit der ganzen diagnostischen Maschinerie, die die Medizin heute zur Verfügung hat, auf den Kopf und findet keinen Tumor, so skizziert Weg-Remers ein mögliches Szenario. Zum einen sei das natürlich gut – der Mensch hat keinen Krebs. Auf der anderen Seite sind die Menschen in so einer Situation aber auch häufig weiterhin beunruhigt, merkt die Ärztin an:
Erfolgreicher Einsatz von Bluttests bei der Krebsbehandlung
Um bei bereits vorliegenden Diagnosen die optimale Therapie für Erkrankte zu finden, sind Tumorbluttests längst etabliert – und können für die Betroffenen ein Segen sein. Hier ist die Medizin schon einen entscheidenden Schritt weiter, sagt die Leiterin des Krebsinformationsdienstes:
Auch gebe es speziell für Brustkrebs sogenannte prädiktive Tests, mit denen man in bestimmten Erkrankungssituationen nach Hinweisen auf ein höheres Rückfallrisiko schauen könne, so Weg-Remers. Dann könnte der Patient oder die Patientin zum Beispiel von einer Chemotherapie nach einer Operation profitieren.
Wann kommen die Bluttests?
Auch wenn der Bluttest in Zukunft in Europa verfügbar werden würde, sollte er als Ergänzung zur konventionellen Krebsfrüherkennung, die sich schon seit vielen Jahren bewährt hat, genutzt werden, warnt Weg-Remers. Sie geht aber davon aus, dass Bluttests so auf lange Sicht auch die Früherkennung von Tumoren verbessern können. Menschen mit einem erhöhten Krebsrisiko könnten ihrer Ansicht nach dann von den Bluttests profitieren – das wird aber wohl noch einige Zeit dauern: