Tiere

Überlebt eine Weinbergschnecke, wenn man versehentlich ihr Haus zertritt?

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Gábor Paál
Gábor Paál

Eingeweidesack im Schneckenhaus

Klare Antwort: Nein. Man muss sich klar machen: Das Haus einer Schnecke ist kein totes Anhängsel, was einfach so oben drauf liegt, sondern das Haus gehört zum Tier. Nicht einfach nur in dem Sinn, dass es mit ihm verwachsen ist. Sondern die Schnecke besitzt eine Art Ausstülpung, den Eingeweidesack, die sich bis in die Spitze des Gehäuses zieht und an der Hauswand anliegt.

Schneckenhaus ist Teil des Körpers

Das Haus einer jungen Schnecke muss noch wachsen. Dazu haben Schnecken einen speziellen Teil in ihrer Haut – den „Mantel“ – der in der Lage ist, Kalk zu bilden. Kleine Beschädigungen im Gehäuse können sie damit unter Umständen auch reparieren, aber nur, wenn der Körper unverletzt bleibt. Wenn man aber drauf tritt, wird zwangsläufig ein Teil des Körpers verletzt, eben weil ein Teil des Körpers sich ins Gehäuse hineinzieht.

Bei Verletzungen läuft die Körperflüssigkeit einfach aus

Nun haben Weichtiere einen offenen Blutkreislauf. Das bedeutet: Bei einer Verletzung läuft die Körperflüssigkeit einfach aus. Die Schnecke hat in einem solchen Fall keine Überlebenschance. Das gilt nicht nur für Weinbergschnecken, sondern für fast alle Landschnecken – also Schnecken mit Haus. Eine Ausnahme bilden Bernsteinschnecken; das sind Schnecken mit einem relativ dünnen Haus. Wenn die ihr Haus verlieren, können sie ein paar Tage überleben und etwas Gehäuseähnliches wieder aufbauen.

Wozu brauchen Schnecken überhaupt das Haus?

Es schützt sie vor allem vor dem Austrocknen. Bei normalen Landschnecken ist die Unterseite ziemlich schleimig, die Oberseite aber nicht, sodass sie dort Flüssigkeit ausdünstet. Damit sich das in Grenzen hält, hat sie das Haus, in das sie sich auch mal zurückziehen kann.

Wo Häuser stören: Nacktschnecken kriechen in Spalten und Erdlöcher

Das sieht man auch schön im Vergleich zu den Nacktschnecken. Die Nacktschnecken haben sich auf eine andere ökologische Nische spezialisiert: Sie kriechen in Spalten und Löcher in der Erde – dabei stört so ein sperriges Gehäuse aber. Also haben sie es im Lauf ihrer Evolution immer mehr reduziert. Dafür mussten sie sich aber anderweitig vor dem Austrocknen schützen. Nämlich einmal dadurch, dass sie am ganzen Körper schleimig sind – deshalb finden viele Menschen Nacktschnecken ja auch ekliger als normale Landschnecken – und zum anderen eben, in dem sie sich in der Tageshitze in der Erde verkriechen und erst nachts oder bei trübem Regenwetter hervorkommen.

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Das Wort kommt aus der hebräischen Bibel, also dem "Alten Testament“, und zwar aus dem zweiten Satz. Der erste lautet bekanntlich: Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. "Bereschit bara Elohim et haSchamaim we‘et ha‘arez“, und dann geht es gleich weiter: va ha‘arez hajita tohu vavohu. Und die Erde war wüst und leer. Dieses "wüst und leer“ ist somit nichts anderes die Lutherübersetzung des biblischen "Tohuwabohu“ ("b“ und "v“ werden im Hebräischen durch den gleichen Buchstaben dargestellt)
"Tohu“ bedeutet so viel wie "leer“, "vohu“ entspricht dem deutschen Begriff öde oder eben wüst. Und das "wa“ heißt einfach nur "und“. Also eigentlich steht da, strenggenommen nicht: Die Erde war wüst und leer, sondern umgekehrt: leer und wüst. Aber die Freiheit hat sich Luther genommen.
Diesen Ursprung des Ausdrucks kennen heute viele nicht mehr – heute ist Tohuwabohu einfach ein Synonym für Chaos – was ja in der Bibel auch gemeint war: Die Welt war völlig unsortiert. Es gab keine Trennung von Land und Wasser, noch nicht einmal von Licht und Finsternis. Das war das Tohuwabohu der Bibel.
Sprachlich interessant ist auch, dass der Bibeltext zwei klanglich ähnliche Wörter verwendet, eben "tohu“ und "bohu“. Das ist ein sprachliches Stilmittel, ein "Homoioteleuton“ – das kennen wir im Deutschen auch in Ausdrücken wie: "Klein, aber fein“, "richtig und wichtig“, "Lug und Trug. Aber diesen Gleichklang von Tohuwavohu ins Deutsche zu übertragen, das hat selbst der sprachverliebte Martin Luther nicht geschafft. Auf "wüst“ reimt sich nun mal nichts Passendes. Wenn man es drauf anlegt, könnte man texten: Die Erde war öde und schnöde … aber das trifft nicht wirklich den Zustand des Tohubabohu. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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