Zu diesem Thema findet man immer wieder falsche Erklärungen: Der Adventskranz habe etwas mit dem Lebensrad zu tun und sei ein uraltes Symbol. Das ist nicht richtig. Der Adventskranz ist, gemessen an anderen Bräuchen, ganz jung; und man kennt sogar seinen Erfinder.
Der erste Adventskranz hing in einem Hamburger Heim für Jugendliche
Es handelt sich um den evangelischen Pastor Johann Hinrich Wichern, der sehr stark in der christlichen Soziallehre verankert war und sich – typisch für das 19. Jahrhundert – besonders für Kinder engagierte, die in benachteiligten sozialen Verhältnissen lebten. Wichern hängte Mitte des 19. Jahrhunderts den allerersten Adventskranz im "Rauhen Haus" in Hamburg auf – einem Heim für schwer erziehbare Jugendliche. Dieser Kranz hatte zunächst noch 24 Kerzen, für jeden Dezembertag eine. Später hat Wichern dieses System dann vereinfacht und auf die vier Sonntage reduziert.
Adventskranz hat klare pädagogische Funktion: Zeit sichtbar machen
Die Visualisierung von Zeit ist für Kinder besonders wichtig, denn die können sich unter "vier Wochen" nichts vorstellen. Man muss Kindern vor Weihnachten sagen: Du musst noch so und so oft schlafen, dann kommt das Christkind. – Wenn sie das an Kerzen abzählen können, ist die Zeit bis Weihnachten für sie viel besser erkennbar.
Zum Adventskranz gehört darüber hinaus noch eine zweite Visualisierung der Zeit, die übrigens ebenfalls eine evangelische Erfindung ist: der Adventskalender. Der evangelische Pastorensohn Lang entwickelte kurz nach der Wende zum 20. Jahrhundert den ersten Adventskalender. Anfangs waren das noch Bilder zum Aufkleben, später erfand er selbst bereits die Türchenform, wie wir sie heute noch kennen. All das dient dazu, die Zeit bis Weihnachten sichtbar zu machen, den Advent, die "Ankunft", zu visualisieren.
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