Redensart

Warum heißt es: "Ich glaub, mein Schwein pfeift"?

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Autor/in
Rolf-Bernhard Essig
Rolf-Bernhard Essig

Ausdruck der Empörung

Schweine können nicht pfeifen. Wenn etwas Unerhörtes passiert, beschreibt man das gerne mit einer Redensart, die ebenfalls Unerhörtes beschreibt. Und weil die Schweine zwar quieken, schreien und grunzen, aber eben nicht pfeifen können, sagt man "ich glaub, mein Schwein pfeift", wenn man ganz empört ist und weil eben so etwas Unerhörtes passiert ist.

Unmögliches Bild soll Überraschendes ausdrücken

Es gibt einen englischen Ausdruck, der heißt "to teach the pigs to play the flute", also "einem Schwein beibringen, Flöte zu spielen". Das ist wahrscheinlich auch damit verbunden: Etwas ganz Unmögliches wird herangezogen, um das Empörende, Seltsame, Überraschende dieser Situation zu beschreiben.

1970er und 1980er: Zeit der Sponti-Sprüche

Das findet man auch bei einer Reihe von Ausdrücken, die gar nicht so alt sind. Die entstanden erst in den 1970er-, 1980er-Jahren als sogenannte Sponti-Sprüche. Da gab es Ausdrücke wie "ich glaub, mein Hund spielt Halma" oder "mein Hamster bohnert" oder "mich knutscht ein Elch".

Überregionale Redensart

Bei meinen vielen Sprichwörterberatungen, die ich in verschiedenen Buchhandlungen durchführe, habe ich festgestellt, dass es allgemein verstanden wird. Das liegt auch ein wenig daran, dass das ein Spruch ist, der zum Beispiel von Comedians oder Moderatoren von etwas lockereren Fernseh- oder Radiosendungen gelegentlich verwendet wird. Manchmal schafft er es sogar in Zeitungen. Und auf diese Weise ist er gut verbreitet, obwohl er sehr jung ist.

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Das Wort kommt aus der hebräischen Bibel, also dem "Alten Testament“, und zwar aus dem zweiten Satz. Der erste lautet bekanntlich: Am Anfang schuf Gott den Himmel und die Erde. "Bereschit bara Elohim et haSchamaim we‘et ha‘arez“, und dann geht es gleich weiter: va ha‘arez hajita tohu vavohu. Und die Erde war wüst und leer. Dieses "wüst und leer“ ist somit nichts anderes die Lutherübersetzung des biblischen "Tohuwabohu“ ("b“ und "v“ werden im Hebräischen durch den gleichen Buchstaben dargestellt)
"Tohu“ bedeutet so viel wie "leer“, "vohu“ entspricht dem deutschen Begriff öde oder eben wüst. Und das "wa“ heißt einfach nur "und“. Also eigentlich steht da, strenggenommen nicht: Die Erde war wüst und leer, sondern umgekehrt: leer und wüst. Aber die Freiheit hat sich Luther genommen.
Diesen Ursprung des Ausdrucks kennen heute viele nicht mehr – heute ist Tohuwabohu einfach ein Synonym für Chaos – was ja in der Bibel auch gemeint war: Die Welt war völlig unsortiert. Es gab keine Trennung von Land und Wasser, noch nicht einmal von Licht und Finsternis. Das war das Tohuwabohu der Bibel.
Sprachlich interessant ist auch, dass der Bibeltext zwei klanglich ähnliche Wörter verwendet, eben "tohu“ und "bohu“. Das ist ein sprachliches Stilmittel, ein "Homoioteleuton“ – das kennen wir im Deutschen auch in Ausdrücken wie: "Klein, aber fein“, "richtig und wichtig“, "Lug und Trug. Aber diesen Gleichklang von Tohuwavohu ins Deutsche zu übertragen, das hat selbst der sprachverliebte Martin Luther nicht geschafft. Auf "wüst“ reimt sich nun mal nichts Passendes. Wenn man es drauf anlegt, könnte man texten: Die Erde war öde und schnöde … aber das trifft nicht wirklich den Zustand des Tohubabohu. Von Gábor Paál | Text und Audio dieses Beitrags stehen unter der Creative-Commons-Lizenz CC BY-NC-ND 4.0.

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