Diese Redewendung besteht aus drei Wörtern "Schweinehund", "innerer" und "übewinden" – und entsprechend hat sie sich in drei Etappen entwickelt.
Schweinehund: Sauhund für die Jagd und Schimpfwort für gemeine Menschen
Was ist ein "Schweinehund"? Es geht nicht, wie man denken könnte, um ein Mischwesen aus Hund und Schwein, sondern "Schweinehund" leitet sich ab von den Sauhunden – also Hunden, die früher bei der Wildschweinjagd eingesetzt wurden. Es waren, wie man sich vorstellen kann, aggressive Hunde. Daher kam zunächst das Schimpfwort Schweinehund für eine gemeinen, aggressiven Menschen.
"Schweinehund" gehört bekanntlich zu den Wörtern, die in alten ausländischen Filmen gerne mal den Deutschen in den Mund gelegt werden – Schnitzel, Sauerkraut, Schweinehund und "Jawohl!" – daran erkennt man in alten englischen Filmen die unsympathischen Deutschen.
Das war also die erste Etappe der Redensart: Der Schweinehund wird zum Schimpfwort für einen fiesen Zeitgenossen.
Der "innere Schweinehund" als Bild für niedere Instinkte
In der zweiten Phase wird daraus der innere Schweinehund. Das Bild suggeriert, dass wir alle in uns fiese niedere Instinkte haben. Einer der frühesten Belege für diesen Ausdruck ist eine Rede des SPD-Abgeordneten Kurt Schumacher, nachzuhören im Archivradio des SWR. Am 23. Februar 1932, ein Jahr vor Hitlers Machtergreifung, attackiert Schumacher die Nationalsozialisten. Er wirft ihnen vor, mit ihrer aggressiven Propaganda die niederen Instinkte der Menschen zu bedienen, oder wie er es ausdrückt:
Für diesen Satz wird Schumacher von Reichstagspräsident Paul Löbe prompt zur Ordnung gerufen.
Im Juni desselben Jahres hört man den Ausdruck in einer Rundfunkansprache von Reichswehrminister Kurt von Schleicher. Schleicher war parteilos, sympathisierte aber mit der SA und war hinsichtlich seiner Vorstellung von der Wehrmacht und ihren Soldaten auf einer Linie mit Hitler. In dieser Ansprache sagt er unter anderem:
Der innere Schweinehund muss "besiegt" werden
Damit sind wir bei Etappe 3: der Idee, dass der innere Schweinehund in uns "besiegt" oder "überwunden" werden muss. Das Bild passt insofern auch in diese Zeit, als damals die Theorien eines gewissen Sigmund Freud kursierten, wonach wir innere Triebe haben, die im Konflikt stehen können mit unseren höheren Zielen und Werten. Der "innere Schweinehund" nimmt diese Vorstellungen auf, karikiert sie aber auch ein bisschen. So wie eine andere Redensart, die in den 1930er-Jahren auftaucht: Der "innere Reichsparteitag" als Ausdruck dafür, wenn man innerlich über etwas jubelt oder sich diebisch freut. Zur Entstehung des "inneren Reichsparteitags" haben wir hier im Podcast eine eigene Folge.
Bleiben wir beim inneren Schweinehund. Den zu besiegen galt zunächst als eine soldatische Tugend. Nach dem Krieg hat sich der Ausdruck "den inneren Schweinehund überwinden" gehalten und aus dem militärischen Kontext gelöst. Der innere Schweinehund ist in unserer heutigen Sprache auch längst nicht mehr fies und aggressiv, sondern liegt eher faul und bequem auf dem Sofa und knabbert ungesundes Zeug.
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