Wir Psychologen haben dazu eine klare Auffassung: Es ist eine "Verunreinigung" des Intelligenzbegriffs, wenn man ihn mit allen möglichen anderen Kompetenzen kombiniert. Man kann natürlich auch sagen, es gibt eine Partyintelligenz oder eine Kochintelligenz oder was auch immer. Das ist nicht verboten, aber es bringt auch nichts.
Sozialverhalten hat viele Facetten
Es gibt ganz klare Unterschiede in der emotionalen Regulation. Manche Menschen haben sich, einfach ausgedrückt, besser im Griff als andere. Manche werden von ihrem Emotionen überrannt und verhalten sich anders, als sie eigentlich wollen. Das ist im Prinzip nicht gut.
Psychologen können versuchen, diese Schwachstellen zu messen, aber es gelingt nicht ansatzweise so gut wie bei der kognitiven Intelligenz. Die Tests, die dazu entwickelt wurden, sind nicht so zuverlässig. Ich würde daher auf dieser Grundlage keine Einstellung vornehmen.
Soziale Intelligenz nicht zuverlässig messbar
Und so sieht es auch mit der sogenannten sozialen Intelligenz aus. Die gibt es auch nicht in dem Sinn, dass man sie zuverlässig messen könnte. Natürlich unterscheiden sich Menschen darin, wie sie auf andere zugehen.
Aber das Sozialverhalten ist sehr vielfältig. Manche Menschen sind erst ein bisschen distanzlos. Da ist die Frage, ob das jetzt wirklich soziale Intelligenz ist. Andere sind zunächst sehr zurückhaltend, können dann aber sehr gut auf auf Emotionen anderer eingehen.
Begriff der emotionalen Intelligenz kommt aus den USA
Die Vielfalt an Möglichkeiten, Sozialverhalten zu zeigen, ist so groß, dass sie sich nicht wirklich messen lässt. Und das Gleiche gilt für emotionale Intelligenz. Die Begriffe wurden in Amerika eingeführt und haben sich dann über die ganze Welt ausgebreitet, weil man es in Amerika vielleicht ein bisschen mit der Intelligenzmessung übertrieben hatte. Das ist in Europa nicht der Fall gewesen. Dort hätte man häufiger mal Entscheidungen auf der Grundlage von Intelligenztests treffen sollen.
In Amerika wurde einem das manchmal wie ein Stempel aufgedrückt und es wurde manchmal auch sehr diskriminierend gehandhabt. Denn man hat bei Menschen, die in einem sehr ungünstigen sozialen Umfeld aufgewachsen sind, die kaum in die Schule gegangen sind, die Intelligenz gemessen, was man ja eigentlich nicht darf, und hat sie dann als dumm abgestempelt. Das ist sehr häufig passiert.
Als Gegenreaktion hat man dann überlegt, ob die kognitive Intelligenz vielleicht gar nicht so wichtig ist. Aber das war keine gute Reaktion. Man hätte sehr viel mehr betonen müssen, dass man nur bei Menschen, die die Möglichkeit hatten, sich zu entwickeln, die kognitive, also die geistige Intelligenz messen kann.
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